Am 15. Oktober 2022 fand der 7. Camlog Zahntechnik-Kongress statt. Doch beim verflixten siebten Mal war so gar nichts verflixt. Vielmehr fand der Zahntechnik-Kongress quasi wieder zu seinen Wurzeln, denn beim 7. Mal fand er wie bei seiner Premiere im Jahr 2009 in München statt, dieses Mal im Infinity Hotel & Conference Resort. Der Grund dafür ist sicherlich darin zu sehen, dass der Zahntechnik-Kongress 2022 zum ersten Mal parallel zum Symposium der Oral Reconstruction Foundation stattfand. In Summe ein Riesen-Event also, für das es die entsprechenden Räumlichkeiten brauchte. Vor Ort zeigte sich dieses interessante Konzept als ein kluger Schachzug, denn so konnten sich die Teilnehmenden in den Pausen gegenseitig austauschen und netzwerken.
Die Referenten des 7. Camlog Zahntechnik-Kongresses zeigten praxisnah und persönlich ihre Herangehensweisen und patientenindividuellen Lösungen. Dabei traf hochmoderne Technologie auf sensible, anspruchsvolle Handarbeit, sodass wieder einmal gezeigt werden konnte, wie vielseitig, herausfordernd und spannend das Zahntechnikerhandwerk ist – auch und erst recht in Zeiten der Digitalisierung.
Keine digitalen Konzepte ohne analoges Wissen
Beste Voraussetzung für eine funktionell wie ästhetisch gelungene, implantatprothetische Restauration ist ein Teamwork zwischen Zahnarzt und Zahntechniker auf Augenhöhe. Allerdings funktionieren keine Konzepte, auch keine digitalen, ohne „analoge“ Kenntnisse. Dies sahen sowohl die Kongressteilnehmer als auch das Moderatorenteam Dr. Martin Gollner und ZTM Otto Prandtner in den Referaten immer wieder bestätigt.
Die Take-home-Message des Referententeams um den Privatdozenten Dr. Peter Gehrke und den Zahntechniker Carsten Fischer, die kurzfristig für den erkrankten Oliver Brix einsprangen, war dementsprechend eindeutig: Ein digitaler Workflow ohne analoges Wissen und Können ist nicht erfolgreich. CAD/CAM ist kein automatisches Gütesiegel. Aus diesem Grund werden Zahntechnikerinnen und Zahntechniker mit ihrem Know-how mehr denn je gebraucht.
Die Herausforderungen, aber auch die Chancen, die in einer kreativen und inspirierenden Zusammenarbeit stecken, zeigten Dr. Monika Bjelopavlovic und Dr. Maximilian Blume gemeinsam mit ZTM Alexander Müller anhand eindrucksvoller Fallbeispiele. Für deren Umsetzung wurde auf bei Dedicam gefertigte Gerüste und teilweise auf die Unterstützung des Dedicam-Planungs-Services zurückgegriffen.
Wie man wiederum mit Sofortversorgungen, ob beim Einzelzahn oder im zahnlosen Kiefer, als Team in kurzer Zeit ans geplante, funktionell-ästhetische Ziel kommen kann, demonstrierten der Oralchirurg Dr. Alexander Volkmann und ZTM Sebastian Schuldes M.Sc..
Die Vorteile innovativer digitaler Tools für eine bessere Visualisierung, optimierte Planung und verkürzte Behandlungsdauer sowie für eine verbesserte Ästhetik, wie sie sich beispielsweise durch den Einsatz individueller, bei Dedicam gefertigter PEEK-Gingivaformer erreichen lässt, präsentierten Dr. Benedikt Schebiella und ZTM Bastian Wagner.
Fünf Kriterien bestimmen das Arbeiten von ZTM Ilka Johanneman: Sich leiten lassen von der Individualität des Patienten, berücksichtigen seiner Wünsche und Bedürfnisse, dezidierte Planung anhand von Situationsmodellen und Wax-up, Leidenschaft für das Ausarbeiten der Merkmale und die Liebe zum Detail.
Der Zahntechniker Andreas Nolte fokussierte auf die perfekte Gestaltung eines zentralen Incisivus. Dabei gab er viele praktische Tipps. So dient ihm als perfekte Vorlage der benachbarte Einser, den er virtuell spiegelt und in die Position des zu gestaltenden Zahns bringt. Dabei ist die Kunst, eben „keinen eineiigen Zwilling“ zu kreieren, denn nur „Imperfection creates individuality. Individuality creates value“.
Umfrage unter den Teilnehmenden
Als Highlight entpuppte sich die Talkrunde zum Thema: Zusammenarbeit auf Augenhöhe – was sind die gegenseitigen Erwartungen? Die beiden Moderatoren diskutierten hierzu mit den Referenten die Ergebnisse einer zuvor unter mehr als 100 Teilnehmern durchgeführten Umfrage. Dabei standen Themen wie die Zufriedenheit mit der zahnärztlichen Planung vor Behandlungsbeginn, die Positionierung der Implantate oder der Wunsch nach einer optimierten Planung und einem klinischen Funktionsprotokoll zur Vermeidung späterer Korrekturen im Fokus. Im Verlauf der Diskussion zeigte sich, dass bei den Teilnehmern der Runde die Zusammenarbeit bereits auf hohem Niveau und in großem beiderseitigem Vertrauen erfolgt. Und selbst dort, wo doch noch Wünsche an die Zahnärzte offen blieben, zeigten sich die zahnärztlichen Kollegen sehr kooperativ und die Bereitschaft, diese im Rahmen des Möglichen zu erfüllen.
Martin Lugert und Markus Stammen verabschiedeten die Teilnehmer mit dem Versprechen, die Tradition des Camlog Zahntechnik-Kongresses fortzuführen.