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Im Gespräch mit dem Zahntechniker Carsten Fischer über Microlayering für PMMA

(c) Sirius Ceramics

Im vergangenen Jahr führten wir mit Carsten Fischer ein Interview über Microlayering im Bereich der Dentalkeramiken (hier geht es zum Beitrag auf Quintessence News). Gemeinsam mit Argen und GC hat Carsten Fischer das „Matchmaker“-Konzept erdacht. Dieses ursprünglich auf das Microlayering von Zirkonoxid adaptierte Konzept wurde nun auch auf Kunststoff übertragen. Das heißt, CAD/CAM-gestützt gefräste PMMA-Strukturen werden mittels adäquater Komposite und einem systemimmanenten Ansatz mittels Microlayering ästhetisch finalisiert. Der Clou: Man hat aufgrund moderner HD-Frässtrategien und dem Matchmaker-Konzept quasi keine Abweichung mehr zwischen dem Provisorium aus Kunststoff und der endgültigen Restauration aus Keramik. Was genau hinter dem Konzept und den dazugehörigen Komponenten steckt, besprachen wir im Rahmen der IDS 2025 mit Carsten Fischer am Stand von Argen Dental (Abb. 1), wo er mit seiner angestellten Zahntechnikerin Naomi Sulzmann auch das Matchmaker-Konzept live demonstrierte (Abb. 2).

Carsten Fischer hat schon viel zum Thema „Microlayering“ gesagt und verfasst. So gibt es von und mit Carsten unter anderem eine Special-Edition des Podcasts „Dental Lab Inside“ zum Thema Microlayering, den Artikel „Matchmaker: Microlayering and the Best of Different Worlds“ – veröffentlicht in „Quintessence of Dental Technology“, kurz „QDT 2024“ und vieles mehr. Carsten Fischer ist ein Spezialist – nicht nur, was dieses Thema betrifft.

Nun der nächste Geniestreich! Das Matchmaker-Konzept, ursprünglich für das Microlayering von Argen Zirkonoxid mit dem Verblendkeramiksystem von GC erdacht, wurde es auf PMMA und Komposit übertragen (Abb. 3 und 4). Das heißt, dass anstatt eines gefrästen Zirkonoxidgerüsts ein gefrästes PMMA-Gerüst von Argen verblendet wird. Und zwar mit Kompositen von GC. Man bleibt also im Material-System. Die Frage, die wir in diesem Gespräch unter anderem ergründen möchten, lautet daher: Kann man mit diesem Konzept auch hinsichtlich der Ästhetik punkten?

Carsten, Du flashst mich ja immer wieder mit Deinen Themen und Ideen. Nun also Microlayering von PMMA. Erkläre bitte, was es damit auf sich hat?

Carsten Fischer: Lieber Dan, erst einmal vielen Dank, dass uns die Quintessenz Verlags-GmbH immer wieder die Chance gibt, unser Wissen zu verbreiten. Ihr helft uns sehr dabei, unsere Konzepte weiter zu untermauern – das wissen wir wirklich sehr zu schätzen.

Der Schritt mit Matchmaker PMMA ist für uns im Grunde der nächste logische Schritt – quasi die neue Zündstufe unseres Argen Matchmaker Workflows. Denn es reicht heute ja nicht mehr aus, einfach nur eine neue prothetische Versorgungsform in Keramik zu etablieren. Auch Verfahrenstechniken, Abläufe und ganze Protokolle müssen auf den Prüfstand gestellt werden.

Ein zentrales Problem sind dabei nach wie vor schlechte Provisorien, ungünstige Ausgangssituationen und vor allem der enorme Zeitdruck, der oft auf der Fertigung lastet. Genau da setzen wir an: Mit dem sogenannten „Feinfräsmodus“ können wir mit demselben Datensatz, den wir später auch für die finale Versorgung nutzen, bereits effizient ein passgenaues Provisorium erstellen (Abb. 5 bis 10). Deshalb hängen für mich diese Themen so eng zusammen – es geht nicht nur um Technik, sondern um echte Verbesserung im klinischen Alltag.

 

Es geht also darum, das Konzept des Microlayerings auf Kunststoff und somit provisorischen Zahnersatz zu übertragen. Doch wozu genau?

Fischer: Wir brauchen einfach mehr Back-up und Sicherheit in den prothetischen Verfahrensabläufen. Der intraorale Scan bringt zwar viele Vorteile mit sich, aber gerade das Thema der Bissrelation ist in vielen Fällen noch nicht ausreichend gelöst – sei es durch unklare Referenzen oder mangelnde Verfahrenssicherheit.

Was liegt also näher, als eine sogenannte Testfahrt – einen „Test Drive in PMMA“ – zu integrieren? Dabei handelt es sich um eine vorläufige Versorgung, die nicht nur funktionell erprobt wird, sondern auch gezielt Raum für Anpassungen lässt. So könnten beispielsweise spätere Veränderungen der Bisslage wie zusätzliche „Seiten im Bilderbuch“ in den Workflow eingebettet werden.

Das Ziel ist klar: Bei der finalen Versorgung mit dem definitiven Werkstoff wollen wir maximale Sicherheit – vertikal wie horizontal – um eine perfekt sitzende Arbeit zu gewährleisten, die sowohl funktional als auch ästhetisch überzeugt.

Das Stichwort lautet also HD-Milling. Doch worauf kommt es noch an? Immerhin müssten für die adäquate Farbwirkung ja auch die PMMA- und Verblendmaterialein mit den keramischen Materialien matchen. Gelingt das?

Fischer: PMMA als Multilayer-Material bringt von Haus aus enorme ästhetische Möglichkeiten mit – das weiß die Community längst. Es ist ästhetisch ein herausragendes Material, da gibt es keine Diskussion mehr. Insofern müssen wir gar nicht mehr viel Überzeugungsarbeit leisten, was den Werkstoff selbst betrifft. Und auch der Farbmatch gelingt recht gut.

Worauf es aber wirklich ankommt, das ist die Fräsqualität. Wenn wir – wie zum Beispiel im sogenannten HD-Milling Feinfräsmodus – die Möglichkeit haben, echte 1:1-Repliken in PMMA zu fräsen (vergleiche Abb. 8 und 10), dann ergeben sich daraus gleich mehrere Vorteile: Zum einen extrem geringe Nachbearbeitungszeiten, zum anderen die Möglichkeit, mit exakt der Originalform wichtige Informationen zu sammeln.

Diese Informationen können wir dann über zahlreiche definierte Marker-Punkte gezielt in den finalen Datensatz überführen – was zu einer hochpräzisen, vorhersagbaren Endversorgung führt (Abb. 11 bis 16).

 

Okay, lass uns das aufdröseln, welche Materialien genau zur Verfügung stehen und welchem keramischen Material entspricht was?

Fischer: Wir arbeiten hier mit einem stimmigen Material-Duett, das sowohl funktional als auch ästhetisch überzeugt (vgl. Abb. 3 und 4). Auf der einen Seite steht das Set des GC Gradia Plus-Verblendkomposits in Kombination mit den GC Optiglaze Color-Materialien, die die ästhetische Veredelungsebene der Provisorien abdecken. Je nach Bedarf kann das eine reine Glanzveredelung, eine farblich individualisierte Oberfläche oder sogar die schichtweise Gestaltung von Zahnfleischanteilen umfassen.

Auf der Rohling-Seite setzen wir auf Argen P.Multi – ein moderner Multilayer-PMMA-Fräsrohling, der in allen gängigen Vita-Farben verfügbar ist. Besonders hervorzuheben sind die sanften, fließenden Farbübergänge zwischen den Schichten, die das Material zu einem optimalen CAD/CAM-Rohling der neuesten Generation machen.

Wie ist es gelungen, einen derartigen Farbmatch zu erreichen, obschon es sich um komplett unterschiedliche Materialien mit einer komplett anderen Physik der Farbe handelt?

Fischer: Ich muss ehrlich sagen: Bei der Entwicklung dieses Konzepts war ich selbst überrascht, wie ästhetisch hochwertig die provisorischen Versorgungen geworden sind. Dabei steht für mich das exakte Farbmatching gar nicht mehr im Vordergrund.

Wichtiger ist: Der Patient kann sich entspannt und ohne Scham in seinem gewohnten sozialen Umfeld bewegen – trotz eines Provisoriums (vgl. Abb. 10). Das Weichgewebe hat Zeit, sich zu beruhigen (vgl. Abb. 14), das Zahnfleisch kann sich natürlich formen und bietet dadurch eine optimale Grundlage für die finale Versorgung.

Und vor allem: Der Stressfaktor verschwindet zunehmend aus dem prothetischen Ablauf. Es gibt keinen zeitlichen Druck mehr, weder für das Labor noch für den Patienten. Der Behandler bekommt die Möglichkeit, die bestmögliche Versorgung in Ruhe zu entwickeln – mit klarer Struktur und hoher Vorhersagbarkeit. Hier liegen enorme Chancen für eine neue Qualität in der Versorgung.

Und dazu wurden zwei Dentalfirmen zusammengebracht. Kann man vom „Perfect Match“ sprechen?

Fischer: Für mich geht es grundsätzlich nicht darum, Firmen miteinander zu „verheiraten“. Aber wenn es gelingt, dass zwei Partner einen prothetischen Weg gemeinsam gehen – jeder mit dem Fokus auf seine eigenen Stärken – dann entsteht daraus ein echtes Tandem.

Genau das ist mein Ziel: sinnvolle Verbindungen zu schaffen, bei denen Systeme nicht nur nebeneinander bestehen, sondern gezielt ineinandergreifen. Für den Anwender bedeutet das einen echten Mehrwert – weil funktionierende, erprobte Komponenten miteinander verschmolzen werden und dadurch eine bestmögliche Kooperation entsteht.

Am Ende zählt nicht das Label, sondern die Qualität und Praxistauglichkeit des Gesamtkonzepts.

Lieber Carsten, hast Du noch einen Tipp für die Community da draußen, was das Thema „Matchmaker“ betrifft?

Fischer: Der Argen Matchmaker hat sich in kürzester Zeit – insbesondere im kleineren, handwerklich orientierten Laborbetrieb – nicht nur als moderne Ergänzung zur klassischen Keramikproduktion etabliert, sondern ist heute deutlich mehr: Wir sprechen inzwischen über den HD-Milling Feinfräsmodus, über eine PMMA-Matchmaker-Alternative – und wir stehen erst am Anfang.

Perspektivisch geht es um einen vollständigen Argen Matchmaker Workflow, der dem Zahntechniker echte Werkzeuge an die Hand gibt, um seine digitalen Prozesse gezielt mit seinen analogen Fähigkeiten zu verknüpfen. Und genau hier lohnt es sich, gedanklich zu investieren.

Was uns dabei besonders wichtig ist: Wir begegnen unseren Kolleginnen und Kollegen stets auf Augenhöhe. Der ständige inhaltliche Abgleich, das gemeinsame Weiterentwickeln – das ist für mich der wahre Charme dieses Projekts. Vielleicht ist es genau dieser Spirit, der uns momentan so viel positive Resonanz bringt.

Lieber Carsten, vielen Dank für Deine Antworten und das aufschlussreiche Interview.

ZT Carsten Fischer
Sirius Ceramics
Lyoner Straße 44-48
60596 Frankfurt am Main
E-Mail: fischer@sirius-ceramics.com
Instagram: www.instagram.com/fischer.carsten

Reference: Zahntechnik Materialien Menschen IDS

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