0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
2976 Views

ProDente informiert zum Status quo von Zahn-Füllungen aus Amalgam

(c) Kierzkowski/proDente e.V.

Muss der Zahnarzt ein Loch im Zahn infolge von Karies mit einer Füllung versehen, stehen ihm je nach Indikation verschiedene Füllungsmaterialien zur Verfügung. Eines davon ist Amalgam. „In Deutschland machen Amalgam-Füllungen seit Jahren nur noch einen Anteil von rund 10 Prozent bei der Versorgung von Zähnen mit einer Füllung aus“, veranschaulicht Prof. Dr. Franz-Xaver Reichl, Leiter der Abteilung Dental-Toxikologie an der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie der Universität München und Leiter des Internationalen Beratungszentrums für die Verträglichkeit von Zahnmaterialien. „Zukünftig wird sich dieser Anteil sogar noch verringern.“

Das hat in erster Linie mit der unbefriedigenden Ästhetik von silberfarbenem Amalgam zu tun. Patienten entscheiden sich heute eher für zahnfarbene Kunststofffüllungen. Zudem ist die Gesamtzahl der Füllungen in Deutschland in den vergangenen Jahren um etwa 40 Prozent zurückgegangen. Denn verstärkte zahnärztliche Prophylaxemaßnahmen haben zu einem deutlichen Rückgang von Karies und zu gesünderen Zähnen und Mund geführt.

Nur defekte Amalgamfüllungen entfernen

Amalgam ist ein Gemisch aus Silber, Kupfer, Zinn und Quecksilber. Es gehört zu den ältesten und am besten erforschten dentalen Werkstoffen. „Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen gibt es keine gesundheitlichen Risiken durch Quecksilber aus Zahnfüllungen für den Körper. Moderne Amalgamfüllungen setzen so gut wie kein Quecksilber im Mund frei“, erklärt Reichl. Daher sollten intakte Amalgamfüllungen auch nicht ohne Anlass entfernt werden. Denn beim Austauschen der Zahnfüllung kann tatsächlich Quecksilber freigesetzt werden.

Bewährt und gut verträglich

Insgesamt konnte bisher keine Studie den Nachweis für die These erbringen, dass Amalgamfüllungen in einem ursächlichen Zusammenhang mit degenerativen Erkrankungen, anderen Erkrankungen oder sonstigen unspezifischen Symptomen stehen. Seltene Effekte wie auch bei anderen Materialien für Füllungen sind zum Beispiel allergische Reaktionen des Körpers. In der Regel vertragen Patienten Amalgamfüllungen mit dem darin enthaltenen Quecksilber problemlos. „Bei der Versorgung von Zähnen sind Allergien durch Kunststoffe bei Patienten heutzutage sogar häufiger zu beobachten als durch verschiedene Metalle“, erklärt Reichl.

Zum vorbeugenden Gesundheitsschutz dürfen Quecksilber enthaltende Amalgamfüllungen laut Quecksilber-Verordnung EU-weit nicht bei Milchzähnen, Kindern unter 15 Jahren und Schwangeren oder Stillenden zum Einsatz kommen. Es sei denn, der Patient weist spezifische medizinische Erfordernisse auf, die eine Füllung der Zähne mit Amalgam zwingend notwendig machen. Da Amalgam sehr belastbar und gut zu verarbeiten ist, findet es insbesondere im Seitenzahnbereich des Gebisses Verwendung – auch für größere und schwer zugängliche Defekte. Im Durchschnitt hält eine Amalgamfüllung länger als zehn Jahre. Vorteil für GKV-Patienten: Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die gesamten Kosten der Zahnfüllung.

Umweltgerechte Entsorgung von Amalgam

Zahnmedizinische Einrichtungen, die Dentalamalgam verwenden beziehungsweise extrahierte Zähne mit Amalgamfüllungen entsorgen, müssen Amalgam und das darin enthaltene Quecksilber fachgerecht beseitigen. Dies gilt auch für das Abwasser einer Praxis.

EU-weit müssen Zahnärzte laut EU-Quecksilber-Verordnung seit dem 1. Januar 2019 mit Amalgam-Abscheidern, also speziellen Geräten zur Rückhaltung und Sammlung von Amalgampartikeln, ausgestattet sein. Diese Amalgam-Entsorgung erstreckt sich auch auf Amalgam-Rückstände im Abwasser einer Praxis. Zudem müssen Zahnärzte sicherstellen, dass die Entsorgung der Amalgam-Abfälle im Rahmen einer Zahnbehandlung durch zugelassene Abfall-Bewirtschaftungsanlagen oder Abfall-Wirtschaftsunternehmen erfolgt. Darüber hinaus dürfen Zahnärzte Amalgam EU-weit nur noch in vordosierter, verkapselter Form bei der Behandlung verwenden und nicht mehr in loser Form. In Deutschland sind Amalgamabscheider bereits seit Anfang der 1990er Jahre für Zahnärzte verpflichtend vorgeschrieben und Amalgam-Abfälle werden gesammelt sowie fachgerecht entsorgt. Dieser Stoffkreislauf schont Abwasser und Umwelt.

Amalgamfüllungen schrittweise verringern

Insgesamt soll die Verwendung von Amalgamfüllungen mit Quecksilber bei Zahnbehandlungen schrittweise verringert werden. Umgesetzt wird dies durch verstärkte zahnmedizinische Vorsorge und der daraus hervorgehenden besseren Mundgesundheit der Bevölkerung sowie Einschränkung der Nutzung von Amalgamfüllungen bei bestimmten Personengruppen. Darüber hinaus hat die EU-Kommission angekündigt, im Jahr 2022 einen Gesetzentwurf vorzulegen, der einen Ausstieg aus der Nutzung von Dentalamalgam festlegt. „Die Europäische Union will die Verwendung von Amalgam vor allem aus Gründen des Umweltschutzes einschränken", schlussfolgert Reichl.

 

Reference: Restaurative Zahnheilkunde Zahnmedizin Prävention und Prophylaxe

AdBlocker active! Please take a moment ...

Our systems reports that you are using an active AdBlocker software, which blocks all page content to be loaded.

Fair is fair: Our industry partners provide a major input to the development of this news site with their advertisements. You will find a clear number of these ads at the homepage and on the single article pages.

Please put www.quintessence-publishing.com on your „adblocker whitelist“ or deactivate your ad blocker software. Thanks.

More news

  
19. Nov 2024

Neuartige Kariostatika für langfristigen Zahnerhalt

Millerpreis für herausragende Forschung in der Zahnmedizin geht nach Regensburg
6. Nov 2024

„Tausend Dank, lieber Herr ‚Professor Klebebrücke‘!“

Prof. Dr. Matthias Kern geht in den Ruhestand – der so ganz ruhig nicht sein wird
24. Oct 2024

Cloudbasiert Behandeln mit Cerec

Neue Termine der Cerec Masters Kurse im Herbst
24. Oct 2024

„Optimale Lösung für eine suffiziente Aushärtung“

Ivoclar stellt mit EasyCure eine effektive und komfortable Ergänzung der Bluephase-Familie vor
17. Oct 2024

MIH: Ein Update ist fällig!

Zweiter Internationaler Kongress AMIT findet im November in Berlin statt
15. Oct 2024

Amalgamersatz: indikationsbezogener Einsatz erforderlich

Hochvisköse Glasionomerzemente, GIZ-Komposit-Hybrid-Materialien oder Alkasite – aktueller Stand zu selbstadhäsiven plastischen Füllungsmaterialien
11. Oct 2024

Amalgam-Aus: Regelung für Füllungstherapie in der GKV steht

Trotz Amalgam-Verbot ab 1. Januar 2025: Gemeinsame Selbstverwaltung sorgt für Erhalt einer umfassenden GKV-Versorgung
9. Oct 2024

Bewährtes Komposit neu zertifiziert

Saremco Dental AG setzt neuen Standard mit der ersten MDR-Zertifizierung für Dental-Komposite