0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
1718 Views

„Keine wissenschaftlichen Belege“ – Forscher hinterfragen niederländische Studie

(c) Colourbox. Computertomografische Aufnahme des Kopf-Hals-Bereiches.

Renommierte Wissenschaftler der Universitätsmedizin Jena, Leipzig und Erlangen stellen eine niederländische Studie infrage, welche die Entdeckung eines neuen Organs von Kopfspeicheldrüsen behauptet. Die Experten der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Pathologie, Nuklearmedizin und Anatomie vertreten die Ansicht, dass es sich bei dem „neu entdeckten Organ“ um eine längst bekannte Anhäufung von kleinen Speicheldrüsen handelt. Die Stellungnahme wurde Ende vorigen Jahres veröffentlicht.
Ein medizinisches Fachjournal und verschiedene Medien in Deutschland wie auch die New York Times berichteten im Oktober 2020, dass Krebsforscher aus Amsterdam ein neues Organ gefunden hätten. Ein bislang unbekanntes Paar an Speicheldrüsen an der sogenannten Tubenöffnung, dem Ende einer Verbindung der Paukenhöhle zum Nasen-Rachen-Raum, sei erstmals in positronen-emissionstomographischen (PET) Untersuchungen aufgefallen.

Anhäufung erstmals 1866 beschrieben

„Speicheldrüsen an dieser Stelle im Nasen-Rachen-Raum sind mir aus Standardlehrbüchern für Studierende der Humanmedizin bekannt“, so Prof. Dr. Ingo Bechmann, Direktor des Instituts für Anatomie der Uni Leipzig. Bechmann kontaktierte seinen Kollegen Prof. Dr. Friedrich Paulsen, Direktor des Instituts für Funktionelle und Klinische Anatomie der FAU Erlangen-Nürnberg, ein international renommierter Experte für Drüsen des Kopfes, sowie den Direktor der Klinik für Hals-Nasen- und Ohrenheilkunde des Universitätsklinikums Leipzig, Prof. Dr. Andreas Dietz. Dieser hatte parallel mit seinem Fachkollegen Prof. Dr. Orlando Guntinas-Lichius, Direktor der Klinik für HNO-Heilkunde am Universitätsklinikum Jena, Kontakt aufgenommen, welcher bereits eine Richtigstellung entwarf. Gemeinsam mit Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro, Direktor der Hals-Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie des Uni-Klinikums Erlangen, und Prof. Dr. Lars Bräuer, stellvertretender Direktor des Instituts für Funktionelle und Klinische Anatomie der FAU Erlangen-Nürnberg, weisen sie nun in einer Publikation in der Fachzeitschrift Laryngo-Rhino-Otologie darauf hin, dass dieses „neue Organ“ als eine Ansammlung von Speicheldrüsen an dieser Stelle mindestens seit 1866 geläufig und wiederholt in der wissenschaftlichen Literatur und in Lehrbüchern beschrieben worden sei.

Bei Bestrahlungsplanung berücksichtigen

„Neben den sechs großen Speicheldrüsen befinden sich Hunderte kleine Speicheldrüsen in der Schleimhaut von Mundraum, Lippen und Rachen. Dass es Ansammlungen von Speicheldrüsen auch im Nasenrachen und in der Nähe der Luftröhre gibt, wurde schon vor 150 Jahren beschrieben“, erläutert Prof. Dr. Orlando Guntinas-Lichius. Der Erstautor der Stellungnahme ergänzt: „Diese bei der Bestrahlungsplanung zu berücksichtigen, ist ein wichtiger Hinweis, der die Mundtrockenheit als Nebenwirkung einer Bestrahlung vermindern helfen kann. Dazu sind weitere Untersuchungen notwendig.“

Rund 800 bis 1.000 dieser kleinen Drüsen sind im und um das Gewebe der Schleimhaut von Lippen, Mundhöhle, Nase und dem Mittelohr in unterschiedlicher Dichte verteilt. In der Regel sind sie nicht sichtbar und auch eine konventionelle Bildgebung ist nicht in der Lage, diese Drüsen darzustellen. Auffällig werden sie nur im Fall einer Erkrankung, beispielsweise bei Tumoren oder Zysten, die wiederum im Nasen-Rachen-Raum äußerst selten auftreten. Die wissenschaftliche Stellungnahme ist nun im Georg Thieme Verlag erschienen. Auch ein privates Institut für Pathologie in München war daran beteiligt.

 

Reference: Interdisziplinär Bunte Welt Nachrichten

AdBlocker active! Please take a moment ...

Our systems reports that you are using an active AdBlocker software, which blocks all page content to be loaded.

Fair is fair: Our industry partners provide a major input to the development of this news site with their advertisements. You will find a clear number of these ads at the homepage and on the single article pages.

Please put www.quintessence-publishing.com on your „adblocker whitelist“ or deactivate your ad blocker software. Thanks.

More news

  
29. Apr 2025

Influencer, E-Zigaretten und die Sprache der Nikotinindustrie

Lücken und Verharmlosung – Lungenmediziner fordern konsequenten Jugendschutz
28. Apr 2025

Sepsis erhält viel zu wenig Aufmerksamkeit

Dringender Appell an die kommende Bundesregierung: Nehmen Sie Sepsis in die nationale Gesundheitsstrategie auf
25. Apr 2025

Team Journal 2/2025: Seniorenmedizin

Vertiefung interdisziplinärer Aspekte, wertvolle Einblicke und praxisrelevante Empfehlungen
25. Apr 2025

Neue S3-Leitlinie zu seltenen Zahnerkrankungen

MKG-Chirurgie spielt zentrale Rolle in der interdisziplinären Versorgung
22. Apr 2025

Risiken und Komplikationen in der Implantologie

Ausgabe 1/2025 der Implantologie zeigt Fälle und Lösungen und präsentiert sich mit neuem Chefredakteur
16. Apr 2025

Eine Frage der Materialien

Die Parodontologie 01/2025 dreht sich um die regenerative und rekonstruktive PAR-Therapie
15. Apr 2025

Gezielte Ansätze bei Prävention und Behandlung entwickeln

ProDente: Gender Dentistry ist noch in ihren Anfängen, wird aber zunehmend an Bedeutung gewinnen
11. Apr 2025

Fachdisziplinen im Austausch: Impulse für die Zahnmedizin von morgen

Der 4. Gemeinschaftskongress der zahnmedizinischen Fachgesellschaften findet in Berlin statt