0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
3322 Views

Am 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag: Auch Zahnärzte können diagnostisch wichtig sein

HIV-infizierte Menschen leiden im Vergleich zur Normalbevölkerung häufiger unter Dermatosen. Im Verlauf einer unbehandelten HIV-Infektion treten häufig typische Markererkrankungen an Haut und Schleimhäuten auf. Bei solchen Anzeichen ist sofort ein HIV-Test durchzuführen. Dann kann eine lebenslange effektive antiretrovirale Behandlung früh beginnen. Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) weist anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember auf die Bedeutung von Hautveränderungen als Indikatoren für HIV wie Exantheme mit begleitenden Lymphknotenvergrößerungen, orale und vulvovaginale Candidosen, Gürtelrose bis hin zu Kaposi-Sarkomen hin und empfiehlt dann HIV-Tests.

Jährlich 2.600 neu Infizierte in Deutschland

In Deutschland infizieren sich jährlich etwa 2.600 Menschen mit HIV. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) leben hierzulande rund 88.000 Menschen mit einer HIV-Infektion. Die Infektion wird durch das Humane Immundefizienz-Virus (HIV) verursacht und geht mit dem Verlust der CD4+ T-Helfer-Zellen einher. Ohne Therapie nimmt die Immundefizienz zu, und in einem Zeitraum von bis zu zehn Jahren entwickeln sich Tumoren und weitere Infektionen, die aufgrund der gestörten Immunabwehr auftreten und oft schwer verlaufen.

Eine moderne medikamentöse Behandlung mit einer antiretroviralen Kombinationstherapie (ART) hat geholfen, die Sterblichkeit und die Häufigkeit der Erkrankung insgesamt zu senken. Gleichzeitig konnte die Lebenserwartung von Menschen, die mit einer HIV-Infektionen leben (people living with HIV; PLWH) verbessert werden. Die Zahl der Neuinfektionen ist seit einigen Jahren leicht rückgängig.

Frühe Behandlung verhindert auch Ansteckungsrisiko

Für Prof. Peter Elsner, Medienbeauftragter der DDG, wird diese positive Entwicklung dadurch getrübt, dass zugleich der Anteil derjenigen, deren Erstdiagnose erst in fortgeschrittenen Stadien der Infektion erfolgt, mit 32 Prozent konstant hoch ist. „Wie bei vielen anderen dermatologischen Erkrankungen ist eine frühe Diagnose für den Therapieerfolg immens wichtig“, sagt Elsner. Zum anderen gelten effektiv behandelte HIV-Infizierte (HIV+) als nicht mehr ansteckend. Das verhindert die Weitergabe des Virus und stabilisiert zudem die Situation der PLWH, die nach wie vor mit Vorurteilen konfrontiert sind und ausgegrenzt werden.

„Viele Aids-definierende Erkrankungen zeigen sich an Haut und Schleimhäuten. Umso wichtiger ist es, dass Dermatologinnen und Dermatologen beim Untersuchen erkrankter Haut die Möglichkeit einer HIV-Infektion als ursächlich in Betracht ziehen“, betont Elsner. Eine akute HIV-Infektion geht häufig mit einem Hautausschlag (auch Exanthem genannt) mit begleitenden Lymphknotenvergrößerungen einher. Orale Schleimhautveränderungen, die auch in der zahnmedizinischen Anamnese auftauchen können, sind zum Beispiel Pilzinfektionen oder HPV-induzierte Tumoren im Mund-Rachenraum. Diese Veränderungen treten im weiteren Verlauf auch im weiblichen Genitalbereich auf, ebenso Gürtelrose (Herpes zoster) und Krebsfrühstadien von Gebärmutterhalskrebs. Auch bei anderen Geschlechtskrankheiten wie der Syphilis, die mit Hauterscheinungen einhergeht, sollte eine Ko-Infektion mit dem HI-Virus ausgeschlossen werden.

Bei unbehandelten PLWH ist das Kaposi-Sarkom die häufigste Aids-definierende Neoplasie. Ein Kaposi-Sarkom ist ein Hautkrebs, der durch das Humane Herpesvirus 8 mit verursacht wird. Flache, rote bis purpurne Flecken oder Knoten treten auf der Haut auf. Auch ein schweres seborrhoisches Ekzem kann ein Hinweis sein. Erkennbar ist es durch gelbliche, fettige Schuppen auf der Kopfhaut, aber auch im Gesicht.

Jede zehnte HIV-Erstdiagnose aufgrund dermatologischer Veränderungen entdeckt

Bislang werden etwa zehn Prozent der HIV-Erstdiagnosen aufgrund der Veränderungen an Haut oder Schleimhäuten gestellt. Für Elsner ist dieser Anteil durchaus steigerbar. „Als Hautexperten sind wir besonders befähigt, auf HIV-Infektionen deutende Hautveränderungen zu diagnostizieren. Menschen, die aufgrund ihres Sexualverhaltens eine Ansteckung nicht grundsätzlich ausschließen können, sollten bei irritierenden Hauterscheinungen unbedingt dermatologischen Rat suchen“, fasst Elsner zusammen. „Gleichzeitig können wir auf möglicherweise begleitende Infektionen screenen und sie rechtzeitig behandeln.“

Welt-Aids-Tag
Der Welt-Aids-Tag wurde vor mehr als 30 Jahren ins Leben gerufen und findet jedes Jahr am 1. Dezember statt. Zu seinen Zielen gehört es, die Rechte der HIV-positiven Menschen weltweit zu schützen und durch Aufklärung Vorurteile abzubauen und Ausgrenzung zu verhindern. Weltweit leben etwa 38 Millionen Menschen mit HIV. Das Motto 2021 lautet: „Ungleichheiten beenden. Aids beenden. Pandemien beenden.“ Informationen unter https://www.welt-aids-tag.de/welt-aids-tag/

Reference: Interdisziplinär Nachrichten Menschen Bunte Welt

AdBlocker active! Please take a moment ...

Our systems reports that you are using an active AdBlocker software, which blocks all page content to be loaded.

Fair is fair: Our industry partners provide a major input to the development of this news site with their advertisements. You will find a clear number of these ads at the homepage and on the single article pages.

Please put www.quintessence-publishing.com on your „adblocker whitelist“ or deactivate your ad blocker software. Thanks.

More news

  
21. Nov 2024

Der Beginn der „stillen Revolution“ in der Zahnheilkunde

Das Cerec-System: Von der Inlay-Maschine zur Netzwerk-Instanz (1) – Prof. em. Dr. Dr. Werner Mörmann skizzierte Status und Zukunft
20. Nov 2024

Überraschende Erkenntnisse zur Blutbildung

Forschende der Uni Mainz und des MPI decken vielversprechende Eigenschaften des Schädelknochenmarks auf
15. Nov 2024

Mehr als Füllungen und Kronen: künftige Entwicklungen in der Zahnmedizin

Antrittsvorlesung von Prof. Falk Schwendicke an der LMU München handelte von aufsuchender Versorgung, KI und Prävention
14. Nov 2024

Zahnfleischgesundheit ist wichtiger Teil der Diabetesversorgung

EFP weist zum Weltdiabetestag am 14. November auf Verbindungen von Zahnfleischerkrankungen und Diabetes hin
8. Nov 2024

Endo, Kronen-Wurzelfraktur, Kindergartenkinder und Ü50-KFO

Die Quintessenz Zahnmedizin 11/2024 zeigt Bandbreite der zahnmedizinischen Disziplinen und Patientengruppen
8. Nov 2024

eVerordnung für Hilfsmittel direkt auf das Smartphone

Weiterer Baustein zur Digitalisierung des Gesundheitswesens – Kassen stellen Apps zur Verfügung
7. Nov 2024

Ein Plus für Erweiterung und Neuausrichtung: AGK+

Namenserweiterung der AG Keramik steht für neue Aufgaben und Inhalte
6. Nov 2024

Erkältung oder Grippe?

Ärztin Solveig Haw zu den Unterschieden, Symptomen und wann ein Arztbesuch nötig ist