0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
3021 Views

Am 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag: Auch Zahnärzte können diagnostisch wichtig sein

HIV-infizierte Menschen leiden im Vergleich zur Normalbevölkerung häufiger unter Dermatosen. Im Verlauf einer unbehandelten HIV-Infektion treten häufig typische Markererkrankungen an Haut und Schleimhäuten auf. Bei solchen Anzeichen ist sofort ein HIV-Test durchzuführen. Dann kann eine lebenslange effektive antiretrovirale Behandlung früh beginnen. Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) weist anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember auf die Bedeutung von Hautveränderungen als Indikatoren für HIV wie Exantheme mit begleitenden Lymphknotenvergrößerungen, orale und vulvovaginale Candidosen, Gürtelrose bis hin zu Kaposi-Sarkomen hin und empfiehlt dann HIV-Tests.

Jährlich 2.600 neu Infizierte in Deutschland

In Deutschland infizieren sich jährlich etwa 2.600 Menschen mit HIV. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) leben hierzulande rund 88.000 Menschen mit einer HIV-Infektion. Die Infektion wird durch das Humane Immundefizienz-Virus (HIV) verursacht und geht mit dem Verlust der CD4+ T-Helfer-Zellen einher. Ohne Therapie nimmt die Immundefizienz zu, und in einem Zeitraum von bis zu zehn Jahren entwickeln sich Tumoren und weitere Infektionen, die aufgrund der gestörten Immunabwehr auftreten und oft schwer verlaufen.

Eine moderne medikamentöse Behandlung mit einer antiretroviralen Kombinationstherapie (ART) hat geholfen, die Sterblichkeit und die Häufigkeit der Erkrankung insgesamt zu senken. Gleichzeitig konnte die Lebenserwartung von Menschen, die mit einer HIV-Infektionen leben (people living with HIV; PLWH) verbessert werden. Die Zahl der Neuinfektionen ist seit einigen Jahren leicht rückgängig.

Frühe Behandlung verhindert auch Ansteckungsrisiko

Für Prof. Peter Elsner, Medienbeauftragter der DDG, wird diese positive Entwicklung dadurch getrübt, dass zugleich der Anteil derjenigen, deren Erstdiagnose erst in fortgeschrittenen Stadien der Infektion erfolgt, mit 32 Prozent konstant hoch ist. „Wie bei vielen anderen dermatologischen Erkrankungen ist eine frühe Diagnose für den Therapieerfolg immens wichtig“, sagt Elsner. Zum anderen gelten effektiv behandelte HIV-Infizierte (HIV+) als nicht mehr ansteckend. Das verhindert die Weitergabe des Virus und stabilisiert zudem die Situation der PLWH, die nach wie vor mit Vorurteilen konfrontiert sind und ausgegrenzt werden.

„Viele Aids-definierende Erkrankungen zeigen sich an Haut und Schleimhäuten. Umso wichtiger ist es, dass Dermatologinnen und Dermatologen beim Untersuchen erkrankter Haut die Möglichkeit einer HIV-Infektion als ursächlich in Betracht ziehen“, betont Elsner. Eine akute HIV-Infektion geht häufig mit einem Hautausschlag (auch Exanthem genannt) mit begleitenden Lymphknotenvergrößerungen einher. Orale Schleimhautveränderungen, die auch in der zahnmedizinischen Anamnese auftauchen können, sind zum Beispiel Pilzinfektionen oder HPV-induzierte Tumoren im Mund-Rachenraum. Diese Veränderungen treten im weiteren Verlauf auch im weiblichen Genitalbereich auf, ebenso Gürtelrose (Herpes zoster) und Krebsfrühstadien von Gebärmutterhalskrebs. Auch bei anderen Geschlechtskrankheiten wie der Syphilis, die mit Hauterscheinungen einhergeht, sollte eine Ko-Infektion mit dem HI-Virus ausgeschlossen werden.

Bei unbehandelten PLWH ist das Kaposi-Sarkom die häufigste Aids-definierende Neoplasie. Ein Kaposi-Sarkom ist ein Hautkrebs, der durch das Humane Herpesvirus 8 mit verursacht wird. Flache, rote bis purpurne Flecken oder Knoten treten auf der Haut auf. Auch ein schweres seborrhoisches Ekzem kann ein Hinweis sein. Erkennbar ist es durch gelbliche, fettige Schuppen auf der Kopfhaut, aber auch im Gesicht.

Jede zehnte HIV-Erstdiagnose aufgrund dermatologischer Veränderungen entdeckt

Bislang werden etwa zehn Prozent der HIV-Erstdiagnosen aufgrund der Veränderungen an Haut oder Schleimhäuten gestellt. Für Elsner ist dieser Anteil durchaus steigerbar. „Als Hautexperten sind wir besonders befähigt, auf HIV-Infektionen deutende Hautveränderungen zu diagnostizieren. Menschen, die aufgrund ihres Sexualverhaltens eine Ansteckung nicht grundsätzlich ausschließen können, sollten bei irritierenden Hauterscheinungen unbedingt dermatologischen Rat suchen“, fasst Elsner zusammen. „Gleichzeitig können wir auf möglicherweise begleitende Infektionen screenen und sie rechtzeitig behandeln.“

Welt-Aids-Tag
Der Welt-Aids-Tag wurde vor mehr als 30 Jahren ins Leben gerufen und findet jedes Jahr am 1. Dezember statt. Zu seinen Zielen gehört es, die Rechte der HIV-positiven Menschen weltweit zu schützen und durch Aufklärung Vorurteile abzubauen und Ausgrenzung zu verhindern. Weltweit leben etwa 38 Millionen Menschen mit HIV. Das Motto 2021 lautet: „Ungleichheiten beenden. Aids beenden. Pandemien beenden.“ Informationen unter https://www.welt-aids-tag.de/welt-aids-tag/

Reference: Interdisziplinär Nachrichten Menschen Bunte Welt

AdBlocker active! Please take a moment ...

Our systems reports that you are using an active AdBlocker software, which blocks all page content to be loaded.

Fair is fair: Our industry partners provide a major input to the development of this news site with their advertisements. You will find a clear number of these ads at the homepage and on the single article pages.

Please put www.quintessence-publishing.com on your „adblocker whitelist“ or deactivate your ad blocker software. Thanks.

More news

  
1. Jul 2024

„Kieferorthopädie ist Prävention“

Prof. Dr. Dr. Christian Kirschneck leitet als Nachfolger von Prof. Andreas Jäger die Kieferorthopädie am Universitätsklinikum Bonn
1. Jul 2024

Modernes High-end-Lichtsystem mit hoher Bewegungsfreiheit

Neues Lichtsystem von Bajohr noch bis zum 31. Juli 2024 zum Einführungspreis erhältlich
28. Jun 2024

Späte Diagnose liegt vor allem an fehlenden Daten

BVMed-Veranstaltung zur Frauengesundheit: Vernetzung stärken und Versorgungsforschung fördern
24. Jun 2024

Alles für ein starkes Team

30. Sommer-Akademie des ZFZ Stuttgart tagt am 5. und 6. Juli 2024 in Ludwigsburg – „Stark in die Zukunft“
20. Jun 2024

„Gesundes-Herz-Gesetz“ muss interdisziplinär und präventionsorientiert sein

Bundeszahnärztekammer weist auf enge Zusammenhänge zwischen Volkskrankheiten hin und macht sich für konsequente Prävention stark
20. Jun 2024

Neue Fortbildungsplattform für das gesamte Team

CP Gaba: Angebot lässt sich nach Themen, Formaten, Referentinnen und Referenten filtern
19. Jun 2024

Früherkennung und zahnärztliche Behandlung von Krebspatienten

Die aktuelle Ausgabe des Team Journals 3/2024 widmet sich der Onkologie