0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
4437 Views

Prof. Ulrike Protzer, Hepatitis-Forscherin am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), sieht dringenden Handlungsbedarf

Nach wie vor ist von einer großen Dunkelziffer von Menschen mit unentdeckter Hepatitis B und C auszugehen: Etwa 290 Millionen Menschen – so die Schätzungen – ahnen nichts von ihrer Infektion und den möglichen Folgen. Prof. Ulrike Protzer, Hepatitis-Forscherin am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), sieht dringenden Handlungsbedarf.

Was macht die Hepatitis so gefährlich?

Prof. Ulrike Protzer: Die Virushepatitis ist für mehr Todesfälle verantwortlich als HIV oder Tuberkulose. Viel zu lange ist die Zahl der Betroffenen komplett unterschätzt worden, sodass zu wenig politische Maßnahmen ergriffen wurden. Es gab beispielsweise keine Diagnosekampagnen wie bei HIV. Die WHO hat das Problem jetzt erkannt und ruft dazu auf, mehr zu tun. Ihr Ziel ist die drastische Senkung der Zahlen für Neuerkrankungen und Todesfälle bis 2030. Dazu gehört auch der Aufruf zum Welt-Hepatitis-Tag, die fehlenden Millionen zu finden. Denn die Dunkelziffer ist enorm groß.

Wie kann man die Betroffenen aus dem Dunkel holen, um ihnen zu helfen?

Protzer: Es müssen massive Screening-Kampagnen gefahren werden, nur durch Aufklärung können wir die Patienten ausfindig machen. Das Tückische an der Hepatitis ist ja ihre Fähigkeit, lange ohne Symptome im Körper zu sein. Der Betroffene merkt nichts von der Infektion, aber trotzdem geht seine Leber kaputt. Hier hilft Aufklärung und dann Behandeln - dafür benötigt man mehr Geld. Wichtig wird es auch sein, die Stigmatisierung der Krankheit zu durchbrechen. Keiner möchte gerne zugeben, Überträger einer Krankheit zu sein. Viele Betroffene scheuen daher eine Diagnose, weil sie – und das zu Recht – Nachteile befürchten.

Was wird im DZIF im Kampf gegen die Virushepatitis getan?

Protzer: Es gibt drei Maßnahmen, die entscheidend sind, um die WHO-Ziele zu erreichen. Erstens: Impfen, um eine Erkrankung zu verhindern. Hier fehlt uns ein Impfstoff für Hepatitis C, für die Hepatitis B müssen wir die Impfraten weiter verbessern. Zweitens: Diagnostizieren, um behandeln zu können. Dies setzt Aufklärungskampagnen voraus, wie wir das im Rahmen eines internationalen Konsortiums mit der „B“ Aware Kampagne“ begonnen haben. Und drittens: Behandeln, was insbesondere bei Hepatitis B bisher nicht ausreichend funktioniert. In allen drei Bereichen ist das DZIF aktiv und kann bereits wichtige Erfolge vorweisen.

Mehr zum Welt-Hepatitis-Tag: „Virushepatitis: Millionen Menschen wissen nichts von ihrer Infektion“

Titelbild: Hepatitis-B-Virionen im Elektronenmikroskop (Foto: cdc/Erskine Palmer)
Reference: DZIF Interdisziplinär Team Patientenkommunikation Bunte Welt

AdBlocker active! Please take a moment ...

Our systems reports that you are using an active AdBlocker software, which blocks all page content to be loaded.

Fair is fair: Our industry partners provide a major input to the development of this news site with their advertisements. You will find a clear number of these ads at the homepage and on the single article pages.

Please put www.quintessence-publishing.com on your „adblocker whitelist“ or deactivate your ad blocker software. Thanks.

More news

  
2. Jun 2025

Vom studentischen Projekt zur selbstständigen Zahnklinik in Gambia

Als Student der Uni Witten/Herdecke gründete Prof. Andreas Rainer Jordan 1994 ein Hilfsprojekt in Gambia – jetzt öffnet dort die Jordan Dental Clinic ihre Türen.
30. May 2025

Einweg-Vapes: süß und bunt – aber nicht harmlos!

Zum Weltnichtrauchertag am 31. Mai informiert das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit über gesundheitliche Risiken von Einweg-Vapes und anderen Nikotinprodukten
30. May 2025

„Implantologie ist Teamarbeit und ein Querschnittfach“

39. DGI-Kongress stärkt den Austausch zwischen den zahnmedizinischen Fachdisziplinen
27. May 2025

Mundgesund durch die Wechseljahre

Neue Umfrage unterstreicht Aufklärungsbedarf zu Mundtrockenheit und Zahnproblemen
23. May 2025

Die Hyperzementose – oralchirurgische Aspekte

An sich symptomlos, ist differenzialdiagnostisch abzuklären, ob andere systemische Erkrankungen vorliegen
20. May 2025

Das Beste aus mehreren Welten: Der Mensch und seine Mikrobiome

EFP-AAP-Joint-Session auf der Europerio11 befasste sich mit der Mikrobiomforschung und Erkenntnissen für die Parodontologie
20. May 2025

Spannende Entwicklungen in der Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren

HNO-Kongress 2025: Aktuelle Phase-3-Studie zu Wirkstoffen und Biomarkern vorgestellt
14. May 2025

Das Kongress-Highlight 2025: Impulse für die Zahnmedizin von morgen

Die ganze Zahnmedizin auf dem 4. Gemeinschaftskongress der zahnmedizinischen Fachgesellschaften in Berlin

Related books