0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
1811 Views

IQWiG-Report empfiehlt Anpassungen und geeignetes Informationsangebot

Männer mit gesundheitlichen Problemen und Risiken nutzen den Check-up zu selten.

(c) Ground Picture/Shutterstock.com

Die allgemeine Gesundheitsuntersuchung beim Arzt – kurz „Check-Up“ genannt – wird seltener von Personen genutzt, die am stärksten von ihr profitieren könnten. Zu dieser Schlussfolgerung kommt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in einem Rapid Report, den das Institut im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit erstellt hat.

Gesetzlich Krankenversicherte haben seit 1989 Anspruch auf eine regelmäßige Gesundheitsuntersuchung, die von ihrer Krankenkasse bezahlt wird. Im Rahmen der allgemeinen Gesundheitsuntersuchung sollen gesundheitliche Risiken und Belastungen frühzeitig erfasst werden. Sie dient außerdem der Früherkennung von häufig auftretenden Krankheiten, insbesondere von Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen sowie von Diabetes. Versicherte zwischen 18 und 34 Jahren haben einmalig Anspruch auf den Check-Up, Versicherte ab 35 Jahren alle drei Jahre.

Im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) nun untersucht, wie die allgemeine Gesundheitsuntersuchung in Anspruch genommen wird. Dabei analysierte das Institut auch, wie sich die Nutzung zum Beispiel nach Alter, Geschlecht, Region, sozioökonomischem Status, Lebensstil oder Zuwanderungserfahrung unterscheidet, welche Informations- und Aufklärungsmaterialien existieren und welche wirksamen Maßnahmen es gibt, um bestimmte Gruppen besser zu erreichen.

Gruppen mit höheren Risiken nutzen Angebot weniger

Das IQWiG kommt zu dem Ergebnis, dass das Angebot der allgemeinen Gesundheitsuntersuchung in Deutschland eher von Personen genutzt wird, die ohnehin häufiger Kontakt mit Arztpraxen haben. Gruppen mit höheren Gesundheitsrisiken und die das ambulante Versorgungssystem weniger in Anspruch nehmen, nutzen das Angebot seltener. „Für den Bedarf dieser Gruppen sollte ein geeignetes Informationsangebot geschaffen werden“, betont Beate Zschorlich, Leiterin des Projekts aus dem IQWiG-Ressort Gesundheitsinformation.

Hohe Teilnahme im internationalen Vergleich

Die Teilnahme am Check-Up ist freiwillig. In Deutschland werden Versicherte meist in Hausarztpraxen auf das Angebot angesprochen, es gibt keine besondere Einladung. Eine informierte Entscheidung über die Teilnahme setze sowohl die Bekanntheit des Angebots als auch die Kenntnis der möglichen Vor- und Nachteile der Untersuchung voraus. Dies erfordere verständliche, unverzerrte und am Bedarf orientierte Informationen, so das IQWiG.

Frauen nutzen Angebot eher

Nach der Analyse des IQWiG gehen in Deutschland beispielsweise etwa 77 Prozent der 50-jährigen Männer und 85 Prozent der 50-jährigen Frauen mindestens einmalig innerhalb von zehn Jahren zur allgemeinen Gesundheitsuntersuchung. Insgesamt liegt die Nutzung auch ohne Einladung in derselben Größenordnung wie in Ländern mit Einladungsverfahren, wie Großbritannien oder Österreich, im Vergleich sogar etwas darüber.

Gerade Personen mit Gesundheitsrisiken nehmen seltener teil

„Zu den Menschen, die seltener zum Check-Up gehen, gehören Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status, Frauen und insbesondere Männer mit Hinweisen auf gesundheitliche Risiken beziehungsweise die ihren Gesundheitszustand als mittelmäßig oder schlecht einschätzen, sowie Menschen, die nach Deutschland zugewandert sind“, berichtet Zschorlich. Diese Gruppe müsse gezielt angesprochen werden, auch in anderen Sprachen. Die Projektleiterin weist aber auch darauf hin, „dass auf Basis veröffentlichter Studien ein gesundheitlicher Nutzen des sogenannten Check-Ups selbst unklar ist.“

Angebote wissenschaftlich neu bewerten

Zschorlich: „Die Maßnahmen und Kommunikationsstrategien sollten diese Diskrepanz berücksichtigen.“ Einige Länder wie Österreich und Großbritannien hätten ihre Angebote zu Gesundheitsuntersuchungen in den vergangenen Jahren deshalb wissenschaftlich neu bewertet und – insbesondere in Großbritannien – grundlegend reformiert. Dabei habe ein Schwerpunkt auf Bevölkerungsgruppen mit besonderen gesundheitlichen Risiken gelegen.

Inhalte überprüfen, dauerhafte Evaluation

„Begleitend zur Umsetzung von Maßnahmen zur Steigerung der Bekanntheit und zur Stärkung der informierten Entscheidungsfindung ist auch in Deutschland eine Überprüfung der Inhalte der allgemeinen Gesundheitsuntersuchung sinnvoll“, resümiert Klaus Koch, Leiter des IQWiG-Ressorts Gesundheitsinformation. „Die allgemeine Gesundheitsuntersuchung sollte eingebunden sein in eine dauerhaft begleitende Evaluation, die auch die gesundheitlichen Auswirkungen des Angebotes erfasst.“

 

Reference: Interdisziplinär Patientenkommunikation Team Politik

AdBlocker active! Please take a moment ...

Our systems reports that you are using an active AdBlocker software, which blocks all page content to be loaded.

Fair is fair: Our industry partners provide a major input to the development of this news site with their advertisements. You will find a clear number of these ads at the homepage and on the single article pages.

Please put www.quintessence-publishing.com on your „adblocker whitelist“ or deactivate your ad blocker software. Thanks.

More news

  
2. Jun 2025

Vom studentischen Projekt zur selbstständigen Zahnklinik in Gambia

Als Student der Uni Witten/Herdecke gründete Prof. Andreas Rainer Jordan 1994 ein Hilfsprojekt in Gambia – jetzt öffnet dort die Jordan Dental Clinic ihre Türen.
30. May 2025

Einweg-Vapes: süß und bunt – aber nicht harmlos!

Zum Weltnichtrauchertag am 31. Mai informiert das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit über gesundheitliche Risiken von Einweg-Vapes und anderen Nikotinprodukten
30. May 2025

„Implantologie ist Teamarbeit und ein Querschnittfach“

39. DGI-Kongress stärkt den Austausch zwischen den zahnmedizinischen Fachdisziplinen
27. May 2025

Mundgesund durch die Wechseljahre

Neue Umfrage unterstreicht Aufklärungsbedarf zu Mundtrockenheit und Zahnproblemen
23. May 2025

Die Hyperzementose – oralchirurgische Aspekte

An sich symptomlos, ist differenzialdiagnostisch abzuklären, ob andere systemische Erkrankungen vorliegen
20. May 2025

Das Beste aus mehreren Welten: Der Mensch und seine Mikrobiome

EFP-AAP-Joint-Session auf der Europerio11 befasste sich mit der Mikrobiomforschung und Erkenntnissen für die Parodontologie
20. May 2025

Spannende Entwicklungen in der Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren

HNO-Kongress 2025: Aktuelle Phase-3-Studie zu Wirkstoffen und Biomarkern vorgestellt
14. May 2025

Das Kongress-Highlight 2025: Impulse für die Zahnmedizin von morgen

Die ganze Zahnmedizin auf dem 4. Gemeinschaftskongress der zahnmedizinischen Fachgesellschaften in Berlin