0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
3287 Views

Dr. Bernd Reiss stellte das Dynamische Digitale Modell (DDM) auf dem Deutschen Zahnärztetag 2019 vor

Assistierende Systeme mit Künstlicher Intelligenz (KI) halten zunehmend Einzug in die Zahnmedizin. Computergestütztes Design in der Restauration sowie in der kieferorthopädischen Diagnostik und Therapie oder die automatische Erkennung von Befunden auf klinischen Bildern sind in Praxen und Laboren Realität. Der nächste große Schritt werden automatische Systeme zur klinischen Entscheidungsunterstützung sein. Dabei nutzen assistierende KI-Systeme eine Vielzahl von Schnittstellen, sind auf viele Daten aus der Literatur, auf aussagekräftige Befunde und reproduzierbare Therapielösungen angewiesen, um analytisch präzise zu recherchieren und zuverlässige Entscheidungshilfen auszuweisen.

In dieser Entwicklung, die einer „stillen Revolution“ gleicht, kommt dem Intraoralscanner eine entscheidende Bedeutung zu. Wurden bildgebende Scanner bisher meist zur optoelektronischen Abformung im Rahmen rekonstruktiver Behandlungen eingesetzt, nutzt und filtert das neue System eine Unmenge an Informationen – und bringt wie die Künstliche Intelligenz zusammen, was zusammen gehört. Mit den modernen Scannern kann das Ausmaß und die Aussagekraft des zahnärztlichen Befundes deutlich ausgeweitet und optimiert werden. Besonders Intraoralscanner, die das confocale Microscopy-Verfahren nutzen, verfügen über eine extrem schnelle Bilderfassung sowie hochauflösende Wiedergabegenauigkeit und liefern kontrastreiche Abbildungen sowie interpretationsfähige Befunde von Zähnen und Weichgewebe.

Defekte an Hartsubstanz und Weichgeweben erfassen


Dr. Bernd Reiss, Malsch (Foto: Quintessenz/Reiss)

Dr. Bernd Reiss, Vorstandsmitglied der DGZMK sowie Vorsitzender der DGCZ und AG Keramik, stellte Anfang November 2019 auf dem Deutschen Zahnärztetag das „Dynamische Digitale Modell“ (DDM) als computergestütztes, auf der elektronischen Intraoralabformung basierendes Befundungssystem vor. Ziel des DDM ist, die Gebiss- und Mundsituation für die Diagnose, Behandlungsplanung und Therapie sowie für die Dokumentation zu erfassen. Hierbei nutzt die unbestechliche Bildschärfe der digitalen Aufnahmeeinheit die Möglichkeit, Defekte an der Zahnhartsubstanz und im Weichgewebe darzustellen. Ferner können mit den bildgestützten Eingangsbefunden zusammen mit periodischen Kontrollscans als Nachbefundung Veränderungen an Zähnen und Okklusion sowie an Gewebestrukturen detektiert und diagnostisch ausgewertet werden (Abb. 1). Dadurch können mittels dieser Befunde schwer einschätzbare und messbare Prozesse in der Mundhöhle erstmals berührungsfrei und ohne Strahlenbelastung erfasst, diagnostisch ausgewertet und dokumentiert werden. So können auch pathogene Strukturen sichtbar gemacht werden, die auf Allgemeinerkrankungen hinweisen.

Zielobjekte der Detektionen sind Zahnabrasionen, Erosionen, Bruxismusschäden, funktionelle Dysfunktionen, Zahnwanderungen, Gingivarezessionen (Abb. 2), Schwellungen im Bereich des Alveolarkamms, Verlaufskontrollen mukosaler und mastikativer Veränderungen. Die Befunde eröffnen dem Behandler Entscheidungen, die in der Kariologie, Endodontie, Parodontologie, Funktionstherapie, Implantologie und Kieferorthopädie nutzbar gemacht werden können.

Scanstrategie erforderlich

Die Genauigkeit des Intraoralscans ist von der Scanstrategie abhängig. Die optoelektronische Erfassung der Areale wird von der Software in Echtzeit umgesetzt und auf dem Monitor abgebildet. Laut Reiss wird die Kamera im Unterkiefer dorsal am letzten Molaren angesetzt und die Aufnahme ausgelöst. Dann erfolgt die Erfassung der Palatinalfläche beziehungsweise Lingualfläche im Unterkiefer und wird bis zum kontralateralen Molaren fortgesetzt. Es folgen die Okklusalflächen auf dem Rückweg zum Ausgangspunkt. Anschließend werden die Bukkalflächen vom Ausgangspunkt bis zum Prämolaren der anderen Seite gescannt und der Scannerkopf abgesetzt. Daraufhin folgt die Bukkalfläche der fehlenden Seite über die Front bis zum Prämolaren der Ausgangsseite. Für die Kieferrelation sollten zwei Prämolarenbreiten sowie die attached Gingiva erfasst werden.

Mit dem Intraoralscan bietet die digitale Untersuchung das Potenzial, schnell und präzise Defekte darzustellen, krankhafte Veränderungen aufzuspüren und auf Traumata und dentogene Infektionen hinzuweisen. Das Dynamische Digitale Modell zur Befundung des stomatognathen Systems bietet mit der Vielzahl von Informationen die Möglichkeit der Therapieerweiterung, der Qualitäts- und Effizienzsteigerung – und bietet somit die Voraussetzung für die niedergelassene Praxis, sich als standardisiertes Verfahren zu etablieren.

Aktuelle und künftige Einsatzgebiete

So nutzt Reiss das DDM-Verfahren inzwischen bei fast all seinen Praxispatienten bei der Eingangsbefundung. Im Rahmen des Recalls können mittels Kontrollscans Defekte und pathologische Veränderungen schnell erkannt, in das Patientengespräch einbezogen und für die Therapieplanung genutzt werden. Mit diesem Konzept positioniert sich der Intraoralscanner als zentrale CAD/CAM-Steuerungseinheit für die Diagnostik, zur Indikationsbestimmung und Therapieplanung sowie als Navigator für viele Behandlungsprozesse.

Unter der Leitung von Reiss hat die DGCZ mit der Digital Dental Academy in Berlin die „Arbeitsgemeinschaft Dynamisches Digitales Modell“ gegründet mit dem Ziel, den Einsatz des Intraoralscanners zur Befundung von Zähnen und Weichgewebe für die Diagnostik, Behandlungsplanung und Therapie sowie für die Dokumentation weiter zu entwickeln und die Integration des Verfahrens in die Praxis zu fördern.

Manfred Kern, Wiesbaden

AG Keramik Schriftführung

Titelbild: CMC
Reference: Deutsche Gesellschaft für Computergestützte Zahnheilkunde (DGCZ) Digitale Zahnmedizin Zahnmedizin Deutscher Zahnärztetag Studium & Praxisstart

AdBlocker active! Please take a moment ...

Our systems reports that you are using an active AdBlocker software, which blocks all page content to be loaded.

Fair is fair: Our industry partners provide a major input to the development of this news site with their advertisements. You will find a clear number of these ads at the homepage and on the single article pages.

Please put www.quintessence-publishing.com on your „adblocker whitelist“ or deactivate your ad blocker software. Thanks.

More news

  
21. Nov 2024

Der Beginn der „stillen Revolution“ in der Zahnheilkunde

Das Cerec-System: Von der Inlay-Maschine zur Netzwerk-Instanz (1) – Prof. em. Dr. Dr. Werner Mörmann skizzierte Status und Zukunft
12. Nov 2024

Revolution durch neuen Ansatz beim 3-D-Druck?

„Midas“ im Test – Neues aus dem Team der Werkstoffkundeforschung der Poliklinik für zahnärztliche Prothetik an der LMU
11. Nov 2024

Fachkräfte finden und binden dank digitaler Praxis-Tools?

Im Interview: Zahnärztin Michaela Sehnert liefert Tipps, dem Fachkräftemangel zu begegnen
7. Nov 2024

Ein Plus für Erweiterung und Neuausrichtung: AGK+

Namenserweiterung der AG Keramik steht für neue Aufgaben und Inhalte
6. Nov 2024

Erfolgreiches generationenübergreifendes Implantologie-Update

„Young ITI meets late Summer in the cITI“ am 11. und 12. Oktober 2024 in München – der perfekte Start in den Herbst
31. Oct 2024

Neues bildgebendes Verfahren revolutioniert Diagnostik von Kopf- und Halstumoren

Kombination von morphologischen und Zellstatusmarkern auf Einzelzellauflösung – Diagnosetest in Entwicklung
24. Oct 2024

Cloudbasiert Behandeln mit Cerec

Neue Termine der Cerec Masters Kurse im Herbst
21. Oct 2024

Werfen Sie mit Experten einen Blick in die zahnmedizinische Zukunft

Karlsruher Konferenz beleuchtet zahnärztliche Arbeit der Zukunft von Innovation bis Präzision – Karlsruher Vortrag zu KI