Minimal- und non-invasive ästhetische Zahnmedizin in all ihren Facetten beleuchtete die Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) bei ihrer 36. Jahrestagung gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für restaurative und regenerative Zahnerhaltung (DGR2Z) und der Deutschen Gesellschaft für Präventivzahnmedizin (DGPZM). Im wissenschaftlichen Programm vom 22. bis 24. September 2022 stellten die Referentinnen und Referenten die Adhäsivtechnik als eine Schlüsseltechnologie heraus, mit deren Hilfe sich rein additiv beispielsweise Lücken schließen und Frontzähne zu einem harmonischen Bild umformen lassen.
Ästhetische Behandlungen aus verschiedenen Perspektiven
„Ästhetik … ohne Kronen“ lautete das prägnante Thema der Tagung, das rund 300 Teilnehmende in Präsenz ins frühherbstliche Würzburg lockte. Weitere Interessenten verfolgten die Vorträge live an den Bildschirmen. Dass es keine Kronen, oft auch keine Veneers oder laborgefertigte Tabletops braucht, um beispielsweise die Frontzahnästhetik zu verbessern oder von Erosionen geschädigte Zähne wiederaufzubauen, zeigten die Vortragenden in einem praxisnahen wissenschaftlichen Programm, das Tagungspräsident Prof. Dr. Gabriel Krastl zusammengestellt hatte. Die Expertise für minimal- oder non-invasive, ästhetische Frontzahn-Aufbauten begründete der frühere Lehrstuhlinhaber für Zahnerhaltung in Würzburg, Prof. Bernd Klaiber. Er erläuterte in seinem Vortrag die Bedeutung von Symmetrien, Proportionen und Dunkelräumen im „kleinen Einmaleins der Frontzahnästhetik“. Die aktuellen, leitenden Mitarbeiter der Abteilung stellten ihrerseits minimal-invasive, ästhetische Lösungen für besondere Situationen vor, wie adhäsive Versorgungen nach KFO und Trauma (Dr. Britta Hahn), bei Strukturanomalien wie Amelogenesis Imperfecta (Dr. Sebastian Soliman) oder ästhetischen Zahnerhalt selbst in schwierigen Situationen (PD Dr. Ralf Krug).
Ästhetik und Kosmetik
Was für den Betrachter schön ist, ist auch objektiv quantifizierbar, stellte Prof. Cornelia Frese aus Heidelberg in ihrem Vortrag heraus. Wie auch das Weichgewebe mit ausgefeilten chirurgischen Techniken sich in ein ästhetisches Gesamtbild einfügen kann, zeigte Prof. Stefan Fickl aus Würzburg in seinem Vortrag über Rezessionsdeckungen. Prof. Marleen Peumans war aus Leuven (Belgien) angereist, um über Behandlungsmethoden von kariösen und nichtkariösen Zahnhalsdefekten zu sprechen. Prof. Dominik Groß aus Aachen grenzte als Medizinethiker und Zahnarzt die Ästhetik von der Kosmetik und der wunscherfüllenden Medizin ab und betonte die Notwendigkeit einer ausführlichen Aufklärung der Patientinnen und Patienten bei allen Therapien zur Verbesserung der Ästhetik.
DGZ-Präsident Prof. Rainer Haak aus Leipzig zeigte sich sehr erfreut darüber, dass mit 20 Kurzvorträgen von Vertreterinnen und Vertretern der verschiedenen Universitätsstandorte „so viele Beiträge wie noch nie“ am Tag der Wissenschaft präsentiert wurden. Das Forschungssymposium war bereits zum siebten Mal dem Hauptkongress am Tag zuvor vorangestellt.
Tag der Wissenschaft: Präsentation von Forschungsvorhaben aus der Zahnerhaltung
In den Kongress eingebunden war die 1. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft Zahnmedizin für Menschen mit Behinderung oder besonderem medizinischen Unterstützungsbedarf (DGZMB), die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die zahnmedizinische Versorgung dieser Patientengruppe in Wissenschaft, Forschung und Praxis zu fördern. Über die Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Dentalhygieniker/innen (DGDH) kamen auch Themen zur zahnärztlichen Prävention für das zahnärztliche Team nicht zu kurz. Die Vorträge des Hauptkongresses sind noch bis Ende des Jahres in der Mediathek für alle Teilnehmenden online einsehbar.