0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
2133 Views

Jetzt vorgesehene Lösungen „vereinen das Schlechte aus zwei Welten“

Ärzte, Patientenorganisationen und Datenschützer haben sich mit Kritik zu den laufenden Plänen und Projekten für elektronische Patientenakten geäußert. In einer am 21. August 2018 veröffentlichten gemeinsamen Presseerklärung hoben sie aus ihrer Sicht kritische Punkte an den im Referentenentwurf zum Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) vorgesehenen Regelungen hervor. Anlass ist die interne Anhörung zum Gesetzentwurf am heuten Mittwoch.

„Gigantische Sammlung sensibler Daten“

„Bundesgesundheitsminister Spahn will eine auf zentralen Servern liegende ‚elektronische Patientenakte‘ mit Zugriff sowohl über die Gesundheitskarte und ihre Telematikinfrastruktur als auch über das Internet“, erklärte Dr. Silke Lüder vom Bündnis „Stoppt die e-Card“. „Das bedeutet eine gigantische Sammlung sensibler Daten auf einem zentralen Server – für Datendiebe ein extrem attraktives Ziel mit hohem finanziellen Wert. Patienten, deren Daten dort gespeichert werden, werden quasi enteignet“, ergänzt Dr. Elke Steven, Geschäftsführerin von „Digitale Gesellschaft“.

Außerdem bergen beide Zugriffswege Risiken, so die Unterzeichner: Der Zugang über die Gesundheitskarte erfordere ein zentrales Register aller vorhandenen elektronischen Akten in der Telematikinfrastruktur. So könne man leicht nachprüfen, welche Versicherten keine elektronischen Akten haben. Bei Versicherten mit elektronischer Akte könne man über dieses Zentralregister mindestens feststellen, wo ihre Akte zu finden ist.

Offene Schnittstelle in der TI birgt Gefahren

Der nun zusätzlich vorgesehene Zugang per Smartphone oder Tablet über das Internet bedeute offene Schnittstellen in der Telematikinfrastruktur, welche aus Sicherheitsgründen als geschlossenes Netz geplant war. Damit vervielfältige sich die Gefahr unbefugter Zugriffe auf die elektronischen Patientenakten. Die übertragenen Daten auf den oft unzureichend gesicherten Mobilgeräten seien weiteren Gefahren ausgesetzt: Zugriffe durch Schadsoftware, Staatstrojaner und persönliche Assistenten (wie Cortana oder Siri) der Internetkonzerne. Auch das vorgesehene einfache Einwillungsverfahren der Patienten berge Gefahren für missbräuchlichen Zugriff.

„Die zentrale Speicherung mit Onlinezugang im Browser, ohne ausreichende Verschlüsselung vereint das Schlechte aus zwei Welten“, fasst Anwalt und IT-Fachmann Jan Kuhlmann, Vorsitzender des Vereins Patientenrechte und Datenschutz e. V., zusammen. „Die beabsichtigte Einwilligungsregelung und eine elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung gefährden die informationelle Selbstbestimmung des Versicherten. Wir bewerten diese Vorschläge als ‚Spahnsinn‘.“

Kassen müssen Patienten Akte anbieten

Der Gesetzentwurf sieht unter anderem vor, dass die Krankenkassen ihre Versicherten über die elektronische Gesundheitsakte informieren müssen. Das bislang favorisierte Autorisierungsverfahren über die elektronische Gesundheitskarte soll durch „einfachere“ Zugangsmöglichkeiten zum Beispiel via Smartphone ergänzt oder abgelöst werden.

Ärzte und Zahnärzte, aber auch die FDP und die Grünen fordern seit langem von der Politik verbindliche und klare gesetzliche Vorgaben zu den Mindeststandards für die elektronische Patientenakte, deren Entwicklung grundsätzlich allen potenziellen Anbietern offen steht. So sind Krankenkassen und freie Unternehmen bereits mit Modellprojekten aktiv. Grundsätzlich soll die Gematik hier die Vorgaben überwachen, selbst aber keine Akte entwickeln.

Titelbild: Africa Studio/Shutterstock.com
Reference: Quintessence News Telematikinfrastruktur Politik

AdBlocker active! Please take a moment ...

Our systems reports that you are using an active AdBlocker software, which blocks all page content to be loaded.

Fair is fair: Our industry partners provide a major input to the development of this news site with their advertisements. You will find a clear number of these ads at the homepage and on the single article pages.

Please put www.quintessence-publishing.com on your „adblocker whitelist“ or deactivate your ad blocker software. Thanks.

More news

  
8. May 2025

Kurz und knapp

Kurznachrichten und Informationen aus der (dentalen) Welt – Mai 2025
30. Apr 2025

FVDZ zur ePA: Klarer Fahrplan in ungewisse Zukunft

Aufklärung der Patienten kann nicht in der Praxis laufen – Parameter stimmen noch nicht
24. Apr 2025

Gemischte Gefühle gegenüber KI am Arbeitsplatz

Repräsentative Umfrage unter mehr als 2.000 Erwerbstätigen zeigt gespaltenes Echo
16. Apr 2025

ePA für ZahnÄrzte spätestens ab 1. Oktober 2025 verpflichtend

„ePA für alle“ soll ab 29. April 2025 bundesweit „hochgefahren“ werden – Übergangsfrist für „Leistungserbringende“ sollte für Einarbeitung genutzt werden
9. Apr 2025

ePA: Noch-Gesundheitsminister Lauterbach kündigt schrittweise Einführung an

In den nächsten Wochen „Hochlaufphase“ außerhalb der Testregionen und weitere Testung – Nutzung für Ärzte vorerst freiwillig
7. Apr 2025

ePA weiter testen statt direkt bundesweit ausrollen

KZBV: Probleme bei der elektronischen Patientenakte noch nicht gelöst – Softwareanbieter sehen weiterhin Schwierigkeiten in der zentralen ePA-Struktur
26. Mar 2025

Zahnärzteschaft frühzeitig auf die ePA vorbereiten

Dentalsoftware-Anbieter beim Start der ‚ePA für alle‘ dabei – Lösungen für Zahnärzte voranbringen
17. Feb 2025

Bundesweiter Start der ePA laut BMG frühestens im April

Kassen melden, dass für alle Versicherten eine ePA angelegt worden sei – Praxen erst mit offiziellem Rollout zum Befüllen verpflichtet