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Umfrage der Kassenärzte zu eAU und D-Rezept zeigt: Praxen würden gerne mehr digital arbeiten, werden aber von der Technik ausgebremst

(c) Olenapolll/Shutterstock.com

Technische Probleme behindern massiv die Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU ) und des Elektronischen Rezepts (E-Rezept). Das ergab eine Online-Umfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). An der Ende April 2022 durchgeführten Umfrage haben sich laut KBV rund 6.000 Arztpraxen beteiligt. Als besonders störend wurden wiederholte Konnektor- und Programmabstürze sowie häufige Fehlermeldungen genannt.

„Die Ergebnisse zeigen eindrücklich, dass die Ärzteschaft dabei ist, alle Komponenten und Anwendungen einzurichten und zu nutzen, aber vielfach an der Technik scheitert“, betonte KBV-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Kriedel und fügte hinzu: „Viele Ärztinnen und Ärzte sind frustriert.“ Sie hätten alle nötigen Komponenten angeschafft und würden gerne digital arbeiten. Doch häufig sei das nicht möglich.

Größtes Hindernis: Probleme mit der TI

Größtes Hindernis für die Anwendung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) sind der Umfrage zufolge Probleme mit der Telematikinfrastruktur. Für über 60 Prozent der Praxen, die die eAU noch nicht einsetzen, stellt dies einen der Hauptgründe dar, warum sie weiterhin das alte Verfahren nutzen. Technische Probleme auch mit der Software oder dem KIM-Dienst würden zum Teil über Monate nicht behoben. Keiner fühle sich zuständig, hieß es.

Digitaler Versand immer wieder gestört

Nur 30 Prozent der Arztpraxen, die bereits Erfahrungen mit der eAU gemacht haben, berichteten, dass das Ausstellen und der Versand der eAU bis auf kleinere Probleme gut laufe. Über 60 Prozent gaben hingegen an, dass der digitale Versand zeitweise nicht möglich sei. Fast jeder zweite nannte Probleme bei der Erreichbarkeit von IT-Dienstleistern und -Anbietern. 34 Prozent der Befragten monierten häufige Fehlermeldungen der Krankenkassen. Beklagt wurde zudem der hohe Arbeitsaufwand.

Die Probleme führen nicht selten dazu, dass Ärzte wieder auf das alte Verfahren umsteigen. Immerhin jede fünfte Praxis, die die eAU derzeit nicht nutzt, gab als Grund an, negative Erfahrungen mit dem digitalen Versand gesammelt zu haben. Darunter sind auch etliche, die gleich zu Beginn der Einführung der eAU im Herbst 2021 startbereit waren.

Die Schwierigkeiten bei der eAU haben auch große Auswirkungen auf die Bereitschaft der Praxen, auf das elektronische Rezept (E-Rezept) umzustellen. Da sich diese Anwendung zurzeit noch in einer bundesweiten Testphase befindet, konnten bislang nur sieben Prozent der Befragten überhaupt Erfahrungen mit dem E-Rezept sammeln. Von diesen gab jedoch nur knapp jeder Zehnte an, das Ausstellen der Rezepte habe bis auf kleinere Probleme funktioniert.

Mangelnder IT-Support

59 Prozent berichteten dagegen von zeitweisen Problemen beim digitalen Versand. Zwei Drittel (67 Prozent) haben die Erfahrung gemacht, dass die IT-Dienstleister und -Anbieter schlecht erreichbar sind. Mehr als die Hälfte (51 Prozent) gab außerdem Schwierigkeiten beim Einlösen der E-Rezepte in der Apotheke an.

Zudem verwiesen 62 Prozent auf Akzeptanzprobleme bei den Patienten. In diesem Zusammenhang wird der Nutzen des elektronischen Rezepts angezweifelt, da gerade ältere Patienten als Hauptnutzer oftmals kein Smartphone besäßen und das E-Rezept deshalb nicht digital nutzen könnten. Der Ausdruck erscheint vielen Praxen als wenig sinnvoll, da damit nur ein Papier das andere ersetze.

Hoher Arbeits- und Zeitaufwand

Das Ausstellen und Versenden der eRezepte wird von vielen Praxen als zeitaufwändig und umständlich beschrieben, vor allem solange die Komfortsignatur nicht nutzbar ist oder nutzerfreundlich umgesetzt wird.
 
Auf die Frage, warum sie noch keine E-Rezepte ausstellen, wurden auch hier von 59 Prozent der Befragten Probleme mit der Telematikinfrastruktur genannt. Bei einem Drittel (32 Prozent) konnte das entsprechende Update des Praxisverwaltungssystems noch nicht installiert werden. Die Praxen gaben hier sogar an, dass die IT-Dienstleister aufgrund von technischen Problemen von der Nutzung abraten. Bei einem weiteren Drittel (30 Prozent) sind die Apotheken in der Umgebung noch nicht empfangsbereit.

Die KBV werde nach Vorlage der Umfrageergebnisse erneut an die politischen Entscheider herantreten, um praktikable Lösungen herbeizuführen, heißt es. Erste Gespräche haben bereits stattgefunden. „Die Politik, aber auch die Gematik kann vor diesen massiven Problemen nicht die Augen verschließen“, sagte Kriedel und fuhr fort: „Erst wenn beide Anwendungen fehlerfrei laufen, können sie in den Regelbetrieb gehen. Dazu muss zunächst die Telematikinfrastuktur funktionieren.

Informationen zum Austausch der Konnektoren

Dr. Thomas Kriedel, Vorstandsvorsitzender der KBV
Dr. Thomas Kriedel, Vorstandsvorsitzender der KBV
Foto: KBV/Lopata/Axentis
Kriedel sprach Anfang Mai in einem KBV-Video auch über die Situation mit dem Austausch der Konnektoren der ersten Generation, die wegen der ablaufenden Zertifikate schon ab diesem Jahr beginnen muss. Die geplante digitale Lösung mit dem Aufbau einer sicheren Verbindung nicht über ein Gerät (Hardware), sondern über eine Software – wie es heute in der Unternehmens-IT längst üblich ist – wird erst in einigen Jahren möglich sein. An dieser Technologie arbeite die Gematik aktuell. Bis sie zur Verfügung stehe, werde es allerdings noch dauern, so Kriedel. Die bisherigen Konnektoren seien sicher, können aber keine Zulassungsverlängerung bekommen.

Start im Herbst für Geräte von 2017

Der Austausch der Konnektoren zur Anbindung der Praxen an die Telematikinfrastruktur beginnt im Herbst. Nach Aussage von Kriedel gibt es zu dem Hardwareaustausch „keine realistische Alternative“. Die Konnektoren, die die Praxen mit der Telematikinfrastruktur (TI) verbinden, haben nach den Vorgaben des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) eine Laufzeit von fünf Jahren. So wurden sie auch ab 2017 von der Gematik zugelassen. Nach Ablauf dieser Frist können die Geräte nicht mehr benutzt werden, da die entsprechenden Zertifikatsspeicher – aus Sicherheitsgründen – fest verbaut sind, wie Kriedel erläutert.

„Keine sichere Alternative angeboten“

Die Gesellschafterversammlung der Gematik hatte deshalb Ende Februar beschlossen, dass alle Konnektoren ausgetauscht werden müssen. Die KBV habe nur deshalb zugestimmt, „weil die Gematik nach ausreichender Prüfung auch mit den Herstellerfirmen der Konnektoren uns keine sichere Alternative anbieten konnte“, stellt Kriedel klar. Diskutiert worden war auch eine Zertifikatsverlängerung. Diese wäre nach den Vorgaben des BSI maximal bis Ende 2024 möglich gewesen – zu kurz, um die Zeit bis zum Start der TI 2.0, bei der die Konnektoren durch eine Software ersetzt werden sollen, zu überbrücken. Der Austausch wäre also nur verschoben worden. Hinzu kommt, dass nicht alle Hersteller von TI-Konnektoren eine Laufzeitverlängerung ermöglichen. Somit bestand laut Kriedel ein erhebliches Risiko, dass nach Ablauf der Zertifikate Konnektoren nicht mehr funktionieren.

„Das Risiko war uns zu groß“, sagt Kriedel. Denn wenn der Konnektor ausfalle, seien digitale Anwendungen selbst wie das Einlesen der elektronischen Gesundheitskarte nicht mehr möglich – und das in einer Phase der Digitalisierung, wo auch Massenprozesse wie das E-Rezept und demnächst die eAU in die Anwendung gehen sollen.

Hersteller werden Praxen rechtzeitig informieren

Die ersten aktuell in Gebrauch befindlichen Konnektoren schalten sich im Herbst ab und müssen zuvor durch neue ersetzt werden. In diesem Jahr sind rund 15.000 Geräte betroffen – allesamt von der Firma CompuGroup Medical, die 2017 die ersten Konnektoren auf den Markt gebracht hat. „Die Hersteller haben uns versichert, dass sie rechtzeitig auf die Praxen zugehen“, sagte Kriedel. Sie würden Praxen mitteilen, wann die Laufzeit ihres Gerätes ende und ihnen gleichzeitig ein Austausch-Angebot unterbreiten.

Die KBV fordert eine vollumfängliche Finanzierung der mit dem Konnektortausch verbundenen Kosten durch die Krankenkassen. Die Verhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband wurden aufgenommen.
 

 

Reference: Telematikinfrastruktur Praxis Politik Nachrichten

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