Jede zweite niedergelassene Zahnärztin/Zahnarzt berichtet laut einer Umfrage der ApoBank über ein gestiegenes Arbeitspensum seit Beginn der Corona-Pandemie. Als „(sehr) herausfordernd“ empfanden demnach 73 Prozent der Praxisinhaberinnen und -inhaber die Materialbeschaffung, 66 Prozent belasteten die gesetzlichen Vorgaben und 63 Prozent die Personalplanung.
„Für die Zahnarztpraxen ist die Personalplanung schon in normalen Zeiten eine Herausforderung“, erklärt dazu Christian Brendel, Mit-Inhaber und Mit-Geschäftsführer des Software- und Beratungsunternehmens Solvi GmbH (Waldems), das auf die betriebswirtschaftliche Begleitung von Zahnarztpraxen spezialisiert ist. „Aber mit Corona wirkt sich der Fachkräftemangel eklatant aus“, so Brendel.
Auslastungsschwankungen ein Problem
„Insbesondere die heftigen Auslastungsschwankungen im vergangenen Jahr waren für die Praxisinhaber schwierig auszubalancieren: erst der Lockdown in März und April mit Kurzarbeit und teils sogar Entlassungen, dann standen ab Mai 2020 die Patienten plötzlich doch wieder vor der Tür, und in der zweiten Jahreshälfte kam es teilweise zu Nachholeffekten mit noch höherem Patientenaufkommen. Im Zusammenspiel mit den verschärften Hygieneanforderungen und den zusätzlichen Belastungen der Mitarbeiter durch Homeschooling, Kita-Schließungen, Quarantäne-Ausfälle oder Erkrankungen in der Familie sind da selbst gut organisierte Praxen immer wieder an ihre Grenzen gekommen.“
Umsatzeinbrüche im Lauf des Jahres kompensiert
Auch andere Ergebnisse der Umfrage kann Brendel bestätigen – nicht jedoch die dort berichteten Umsatzrückgänge. In der im April erhobenen Umfrage gaben 44 Prozent der 113 teilnehmenden Zahnärzte an, seit Beginn der Pandemie rückläufige Umsätze zu haben. „Unsere Leistungsstatistiken, die wir aus mehr als 200 Praxen aus dem ganzen Bundesgebiet erheben, zeigen ein anderes Bild“, stellt Solvi-Geschäftsführer Brendel klar. „Aus unseren Auswertungen der Praxiskennzahlen geht hervor, dass der erste Lockdown die Umsätze zwar nach unten gerissen hat, das Gros der Praxen dies jedoch im weiteren Jahresverlauf weitgehend kompensieren konnte, so dass sich eher unveränderte Umsätze gegenüber 2019 zeigen.“ Für das laufende Jahr erwartet Brendel eine weitere Aufhellung.
Zwei Indizes für Zahnarztpraxen in der Pandemie
Seit Start der Pandemie untersucht die Solvi GmbH die Leistungserbringung sowie die Personalauslastung in Deutschlands Zahnarztpraxen. Die Ergebnisse werden als „Solvi Leistungsindex in Zeiten der Coronavirus-Pandemie“ (SLIC) beziehungsweise als „pepito Personalindex der Arbeitsbelastung in Zeiten der Coronavirus-Pandemie“ (PIA) veröffentlicht. Das in zweiter Generation geführte Familienunternehmen bietet auf Zahnarztpraxen spezialisierte Beratung, Fortbildung und Software rund um die digitale Praxisbuchhaltung, die Steigerung des Praxiserfolgs und den effizienten Personaleinsatz, so die Unternehmensmitteilung.
ApoBank-Umfrage
Die Ende Mai 2021 veröffentlichte ApoBank-Umfrage zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Heilberufe erfasste eine Stichprobe von 389 Ärzten, Zahnärzten und Ärzten, davon waren 113 Befragte Zahnärztinnen oder Zahnärzte. Von ihnen gaben 56 Prozent an, dass sie in den vorangegangenen zwölf Monaten auf Kurzarbeit umgestellt haben. 44 Prozent berichteten danach von einem Umsatzrückgang.