Mitte Juni 2025 fand der zweite Dentalhygienekongress von und für Dentalhygienikerinnen und Dentalhygieniker (DHs) in den Räumlichkeiten der CBS University of Applied Sciences am Campus in Köln unter dem Motto #dhsfürdhs statt. Er wurde von fünf Freundinnen organisiert, die selbst DHs sind und steht für Zusammenhalt und Wertschätzung in den eigenen Reihen.
Workshop mit zwölf DHs aus verschiedenen Verbänden und Institutionen
Um die Profession der DHs zu unterstützen, fand dieses Mal im Anschluss an den Kongress ein vertiefender Workshop statt, der sich mit zwei zentralen Fragestellungen zur Zukunft und Weiterentwicklung der Dentalhygiene in Deutschland auseinandersetzte. Zwölf engagierte DHs, aus verschiedenen Verbänden und Institutionen, nahmen an dem Workshop teil, um gemeinsam über strategische Handlungsansätze zu diskutieren.
Die beiden thematischen Schwerpunkte des Workshops waren zum einen, die Möglichkeiten des berufspolitischen Engagements zu diskutieren (Thema A) und zum anderen, die Professionalisierung von DHs in Deutschland zu stärken – nicht zuletzt, um die Entwicklung eines klar definierten Berufsbildes für die Dentalhygiene anzustreben (Thema B).
Politische Sichtbarkeit und Interessenvertretung von zentraler Bedeutung
Zum Einstieg in den Workshop gab es Impulse zur Relevanz berufspolitischer Beteiligung. Dies verdeutlichte, dass politische Sichtbarkeit und Interessenvertretung für die Profession von zentraler Bedeutung sind – insbesondere angesichts der Tatsache, dass es sich bei der Berufsgruppe der DHs in Deutschland um eine vergleichsweise kleine Gemeinschaft handelt, die auf etwa 3.500 Personen geschätzt wird (aktiv und inaktiv).
Dennoch, so die zentrale Botschaft, ist berufspolitisches Engagement unerlässlich, um strukturelle Veränderungen anzustoßen, die Position der Dentalhygiene im Gesundheitswesen zu stärken und langfristig die Anerkennung des Berufsbildes zu sichern.
Enge Verflechtung zwischen politischem Engagement und Professionalisierung
Besonders zu betonen ist dabei die enge Verflechtung zwischen politischem Engagement und Professionalisierung: Die Diskussion über ein einheitliches Berufsbild, über die Nachwuchsförderung und den akuten Fachkräftemangel kann nicht losgelöst von politischen Prozessen geführt werden. Die Etablierung der Dentalhygiene als eigenständige Profession erfordert sowohl innerberufliche als auch interprofessionelle Kommunikation – nicht zuletzt auch mit dem gesamten zahnärztlichen Team, von denen viele nach wie vor ein unzureichendes Verständnis für das konkrete Tätigkeitsprofil von DHs haben.
Der Workshop setzte sich daher zum Ziel, erste Lösungsansätze zu entwickeln und praxisnahe Strategien zur Stärkung der Profession zu identifizieren. Diese sollten in einem aktiven Gruppenarbeitsformat erarbeitet werden.
Strategien für berufspolitisches Engagement und Professionalisierung der Dentalhygiene in Deutschland
Workshop-Ergebnisse zu Thema A: Berufspolitisches Engagement
Im Hinblick auf das berufspolitische Engagement wurde die Notwendigkeit einer stärkeren Vernetzung innerhalb der Profession betont. Dabei wurde deutlich, dass DHs nicht nur untereinander, sondern mit dem gesamten zahnärztlichen Team, der allgemeinen Öffentlichkeit sowie politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern gezielt in Austausch treten sollten. Als zentrale Maßnahmen wurden benannt:
- Ausbau der Informationsarbeit zur Sichtbarmachung der Rolle und Expertise der Dentalhygiene
- aktive Mitgestaltung und Unterstützung bestehender Verbandsarbeit sowie eine verstärkte Kooperation zwischen den verschiedenen Berufsverbänden, um gemeinsame Interessen gebündelt zu vertreten (gegebenenfalls Fusion zu einem Verband)
- strategischer Einsatz sozialer Medien zur Verbreitung von Informationen, Erhöhung der Reichweite und Mobilisierung innerhalb und außerhalb der Community
- Initiierung öffentlichkeitswirksamer Formate wie Petitionen oder themenbezogene Kongresse zur politischen Positionierung
- Aufbau eines strukturierten Dialogs mit politischen Akteurinnen und Akteuren, beispielsweise durch die Teilnahme an gesundheitspolitischen Veranstaltungen, durch gezielte Anschreiben oder durch das Einbringen in parlamentarische Ausschüsse
- Durchführung von Jahreskonferenzen, vorzugsweise in Zusammenarbeit mit allen DH-Verbänden, zur kontinuierlichen Themenbearbeitung und Positionierung der Profession
- Veröffentlichung von Fachartikeln sowie Beiträgen in allgemeinen Medien, um die Relevanz der Dentalhygiene im Gesundheitssystem öffentlich sichtbar zu machen
(c) Anne Bastek, Sabrina Dogan, Julia Haas, Patricia Spazierer und Katja Urbahn
Workshop-Ergebnisse zu Thema B: Professionalisierung und Stärkung des Berufsbildes
Auch im Bereich der Professionalisierung wurden vielfältige Handlungsoptionen identifiziert, die sich insbesondere auf die Nachwuchsförderung, die Etablierung eines klaren Berufsbildes und die verbesserte Kommunikation innerhalb zahnmedizinischer Teams konzentrieren. Hierzu zählen insbesondere:
- frühzeitige Information über die beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten im Bereich Dentalhygiene, insbesondere über das Berufsinformationszentrum (BIZ), durch Vorträge an Berufsschulen sowie über Infostände bei einschlägigen Veranstaltungen
- Entwicklung eines „Berufswegekompasses“, der transparent mögliche Karrierepfade im Bereich Dentalhygiene aufzeigt und Orientierung bietet
- persönlicher Austausch mit angehenden Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) bereits während ihrer Ausbildung, um Interesse für weiterführende Qualifikationen zu wecken
- Etablierung niedrigschwelliger, bezahlbarer Fortbildungsangebote sowie die Unterstützung regionaler Netzwerke und Stammtische für ZFAs zur Förderung des kollegialen Austauschs
- Sensibilisierung und Einbindung von Praxisinhaberinnen und -inhabern sowie das gezielte Empowerment von ZFAs im Betrieb, etwa durch Vorbilder oder Mentorinnen und Mentoren innerhalb der eigenen Praxisstruktur
- verstärkte Präsenz der Profession auf Fachmessen, Fortbildungsveranstaltungen und Kongressen
Handlungsempfehlungen des Workshops
Aus der intensiven Diskussion leiteten die Teilnehmenden fünf zentrale prioritäre Handlungsempfehlungen ab:
- Vereinigung der Berufsverbände: Eine stärkere Bündelung der dentalhygienischen Interessen ist notwendig. Nur durch den Zusammenschluss vorhandener Verbände kann eine gemeinsame, schlagkräftige Stimme gegenüber Politik und Öffentlichkeit entstehen.
- Erhöhung der Sichtbarkeit außerhalb der eigenen Profession: Dentalhygienikerinnen und -hygieniker müssen gezielt ihre Präsenz und Wahrnehmbarkeit im Gesundheitssystem, in der Bevölkerung sowie im politischen Diskurs ausbauen.
- Initiierung politischer Kongresse: Veranstaltungen mit gesundheitspolitischem Schwerpunkt sollen genutzt werden, um auf die Anliegen der Profession aufmerksam zu machen und gezielt politische Multiplikatorinnen und Multiplikatoren einzubinden.
- Stärkung der intra- und interprofessionellen Zusammenarbeit: Die Kooperation innerhalb des Praxisteams, insbesondere mit ZFA sowie Zahnärztinnen und Zahnärzten, ist essenziell, um die Profession von innen heraus zu stärken und Missverständnisse über das Tätigkeitsprofil abzubauen.
- Nachwuchsgewinnung und Berufsbildentwicklung: Eine klare Definition und Darstellung des Berufsbildes sowie gezielte Maßnahmen zur Nachwuchsförderung sind unverzichtbar, um die Zukunft der Dentalhygiene langfristig zu sichern.
Der Workshop verdeutlichte eindrücklich, dass berufspolitisches Engagement und Professionalisierung keine getrennten Prozesse sind, sondern sich gegenseitig bedingen. Die Dentalhygiene in Deutschland steht vor der Herausforderung, sich strukturell, kommunikativ und strategisch weiterzuentwickeln. Die hier erarbeiteten Maßnahmen stellen einen wichtigen ersten Schritt auf diesem Weg dar.
Julia Haas M.A.