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Prof. Dr. Dr. Jörg Wiltfang ist neuer Präsident der DGZMK – drei Schwerpunktthemen für die Präsidentschaft

Prof. Dr. Dr. Jörg Wiltfang, neuer DGZMK-Präsiden, beim Wissenschaftlichen Kongress des Deutschen Zahnärztetags 2022 im Studio in Berlin.

(c) Quintessence News

Seit 2019 war er President elect, nun ist er als Nachfolger von Prof. Dr. Roland Frankenberger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde: Prof. Dr. Dr. Jörg Wiltfang, Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Kiel. Der MKG-Chirurg und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) spricht im Interview mit Markus Brakel, Pressesprecher der DGZMK, über die Arbeit im DGZMK-Vorstand, die Ziele und aktuellen Themen seiner Präsidentschaft.
 

Herr Prof. Wiltfang, Sie haben die Vorstandsarbeit in der DGZMK als Präsident elect in den vergangenen drei Jahren an der Seite von Prof. Frankenberger intensiv kennengelernt und haben ja bereits in der DGMKG Vorstandsarbeit geleistet. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in Ihre kommenden drei Jahre Amtszeit?

Staffelstabübergabe auf der DGZMK-Mitgliederversammlung am 10. November 2022: DGZMK-Vizepräsident PD Dr. Dietmar Weng, DGZMK-Präsident Prof. Roland Frankenberger und der Präsident elect Prof. Dr. Dr. Jörg Wiltfang (von links).
Staffelstabübergabe auf der DGZMK-Mitgliederversammlung am 10. November 2022: DGZMK-Vizepräsident PD Dr. Dietmar Weng, DGZMK-Präsident Prof. Roland Frankenberger und der Präsident elect Prof. Dr. Dr. Jörg Wiltfang (von links).
Foto: DGZMK
Prof. Dr. Dr. Jörg Wiltfang: Die bisherige Tätigkeit als Präsident elect ist durch eine sehr freundschaftliche, kollegiale Atmosphäre geprägt. Das DGZMK-Vorstandsteam mit unserem Geschäftsführer Herrn Hagedorn sowie den Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle schaffen ein sehr professionelles Umfeld. Es ist uns in den vergangenen drei Jahren gelungen, auch sehr schwierige Themen, zum Beispiel Corona, lösungsorientiert und kompetent anzugehen. Es gilt diese erfolgreiche Zusammenarbeit weiter fortzusetzen, um auch die noch kommenden Herausforderungen meistern zu können. Das Team steht dazu weiterhin bereit.
 

Als Mediziner und Zahnmediziner bringen Sie fachlich ja eine geradezu ideale Voraussetzung für das Thema Orale Medizin mit. Was verbinden Sie damit und wo liegt auf diesem Feld das größte Entwicklungspotenzial?

Wiltfang: Nachdem die Prävention in der Zahnmedizin sehr gute Fortschritte verzeichnen kann, sehe ich eine besondere Herausforderung in der Behandlung der älteren Patientinnen und Patienten. Der demographische Wandel zusammen mit dem medizinischen Fortschritt führt dazu, dass insbesondere diese Klientel für die zahnärztliche Praxis zu einer Herausforderung geworden ist. Die Alterszahnheilkunde gilt es hier besonders zu stärken. Weitere insbesondere wissenschaftliche Entwicklungspotenziale sehe ich im Bereich der Entzündungsmedizin sowie im Bereich Schlafmedizin. Insbesondere in diesen Bereichen konnte sich die Zahnmedizin bislang sehr gut entwickeln.

„Die Medizin kann von der Zahnmedizin lernen“

Ein Wort zur Gesundheitspolitik aus Sicht der medizinischen und zahnmedizinischen Hochschulen: was könnten die Länder hier besser machen, wie sieht es mit der Umsetzung der neuen Approbationsordnung aus?

Wiltfang: Der klinische Abschnitt der zahnärztlichen Approbationsordnung ist reformiert und die ersten Studierenden studieren jetzt nach der neuen zahnärztlichen Approbationsordnung. Es fehlt die Überarbeitung des vorklinischen Abschnitts. Eine enge Verschränkung zwischen der geplanten neuen Approbationsordnung Medizin – die sich in einen ersten Abschnitt, vormals Vorklinik, und einen zweiten Abschnitt gliedert – mit der Zahnmedizin wäre ausgesprochen wünschenswert. Auch die Medizin kann von der Zahnmedizin lernen, so dass ich auch einen Wissenstransfer von der Zahnmedizin in die Medizin für absolut notwendig erachte. Voraussetzung ist die ausreichende finanzielle Ausstattung der Standorte. Hier gibt es deutliche Unterschiede in der Bundesrepublik, die so zur Schwächung verschiedener Standorte führen.
 

Ein weiteres Thema ist der wissenschaftliche Nachwuchs: Die DGZMK hat auch auf Ihre Initiative hin eine neue Schwerpunktförderung mit bis zu 300.000 Euro Unterstützung aufgelegt. Reichen solche Maßnahmen aus, um Berufsanfänger für die Forschung zu interessieren?

Wiltfang: Nein, das kann die DGZMK auch nicht leisten. Ziel der neuen Schwerpunktförderung ist es, Spitzenforschung in der Zahnmedizin zu unterstützen, um auch die Sichtbarkeit der zahnmedizinischen Forschung zu verbessern. Um Berufsanfänger für die Forschung intensiver zu interessieren, sind weitere Maßnahmen erforderlich. Eine Möglichkeit besteht darin, zum Beispiel Anschubförderungen für jüngere Kolleginnen und Kollegen weiter zu ermöglichen. Aber auch strukturierte Promotionsprogramme und das in der Medizin umgesetzte Modell des Clinician Scientists können für die Zahnmedizin Optionen sein.
Weiterhin ist es wichtig, persönliche Perspektiven, zum Beispiel eine Dauerstelle an einer Zahnklinik, zur Verfügung zu stellen. Es muss uns gelingen, die vielfach gelinde gesagt unbefriedigende Situation an den deutschen Universitätszahnmedizin-Standorten zu verbessern. Auch zeitliche Freiräume für die eigenen wissenschaftlichen Agenden zu schaffen, kann hier weiterhelfen.


Damit sind wir beim Forschungsstandort Deutschland: Besonders in der medizinischen Forschung war Deutschland früher traditionell tonangebend. Wo befinden wir uns heute und was folgert daraus?

Wiltfang: Auch in der Forschung hat eine Globalisierung stattgefunden. Nach wie vor ist Deutschland ein Standort der Spitzenforschung auch und insbesondere in der Zahnmedizin. Aber in anderen Teilen dieser Welt wird ebenso hervorragende Forschung durchgeführt. Junge Kolleginnen und Kollegen für die Forschung zu interessieren, ist sicher eine Kernaufgabe der Fakultäten. Konzepte, um Familie und Beruf mit Forschungsaktivitäten in Einklang zu bringen, sind in diesem Zusammenhang insbesondere entscheidend.

Trilaterale Arbeit mit der Standespolitik wird fortgesetzt

Zurück zur DGZMK: Welche Bedeutung hat das Flaggschiff der wissenschaftlichen Fachgesellschaften zum einen für den Berufsstand und dann auch in der Gesundheitspolitik? Werden Sie die trilateralen gemeinsamen Bemühungen mit den beiden Standesorganisationen BZÄK und KZBV fortführen?

Wiltfang: Der von meinem Vorgänger Professor Frankenberger geprägte Slogan: „Es gibt nur eine Zahnmedizin“, halte ich für ausgesprochen zielführend und wichtig. „Nur zusammen sind wir stark“ ist für mich eine Grundvoraussetzung, um uns den künftigen Herausforderungen zu stellen. Die sehr erfolgreichen trilateralen gemeinsamen Bemühungen mit der BZÄK und der KZBV werden von mir uneingeschränkt unterstützt und gerne fortgeführt.
 

Stichwort wissenschaftliche Leitlinien, für die Sie als President elect ja verantwortlich waren: Wie kann das hier zusammengefasste Wissen besser in die Praxen gelangen?

Wiltfang: Wissenschaftliche Leitlinien sind eine hervorragende Grundlage für unsere tägliche Arbeit. Die Kurzversionen der jeweiligen Leitlinien sind schon eine gute Möglichkeit, um das Wissen komprimiert zu vermitteln. Gegebenenfalls gibt es hier weiteres Potenzial, um die Kernaussagen der Leitlinien schnell und einfach im Sinne von Kompaktempfehlungen vermitteln zu können.

Bessere Sichtbarkeit der DGZMK

Wo sehen Sie die Schwerpunkte Ihrer Präsidentschaft in der DGZMK?

Wiltfang: Wir haben im Rahmen der Pandemie erlebt, welchen hohen Stellenwert die zahnmedizinische Versorgung der Bevölkerung hat. Die Stärkung der oralen Medizin innerhalb der Zahnmedizin, die Etablierung von Forschungsverbünden durch bessere Vernetzung innerhalb der Fachgesellschaften der DGZMK und die Verbesserung der Sichtbarkeit der DGZMK sollen Schwerpunkte meiner Präsidentschaft.


Zum Ende Ihrer Amtszeit wird es im Jahr 2025 wieder einen großen Gemeinschaftskongress aller unter dem Dach der DGZMK versammelten Fachgesellschaften geben. Mit welchen Vorstellungen gehen Sie auf dieses Großereignis zu?

Wiltfang: Ich freue mich sehr, dass alle unter dem Dach der DGZMK versammelten Fachgesellschaften ihre Teilnahme bereits zugesagt haben. Das spricht sehr für die erfolgreiche Arbeit meines Vorgängers Professor Frankenberger. Nur gemeinsam sind wir stark – und ich verspreche mir hier durch die Vernetzung der Fachgesellschaften sowohl wissenschaftlichen Zugewinn als auch besseren berufspolitischen Einfluss.

 

Reference: Menschen Deutscher Zahnärztetag Zahnmedizin Politik

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