Auch in diesem Jahr startete Mitte November die gemeinsame Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), der Deutschen Aidshilfe (DAH) und der Deutschen AIDS-Stiftung (DAS) anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember. Die jährliche Kampagne soll dazu anregen, sich Vorurteile über das Leben mit HIV bewusst zu machen und zu korrigieren.
Diskriminierung im Arbeitsleben
Diskriminierung gehören im Arbeitsleben von Menschen mit HIV immer noch zum Alltag: HIV-positive Bewerberinnen und Bewerber für den Polizeidienst werden als untauglich zurückgewiesen. Auch die Berliner Feuerwehr lehnte 2018 einen HIV-positiven Bewerber ab. Und die Uni Marburg schloss einen HIV-positiven Zahnmedizinstudenten von den praktischen Kursen aus – und damit von der Fortsetzung seines Studiums. Dabei gibt es, so die Deutsche Aidshilfe in ihren Presseinformationen zum Welt-Aids-Tag, heute keinen Grund mehr für diese Diskriminierungen.
Gesundheitsberufe sind kein Sonderfall
Besonders häufig erfahren potenzielle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Diskriminierung in Gesundheitsberufen. Auch hier ist die Frage nach HIV nicht zulässig, da irrelevant für die angestrebte Tätigkeit. Die einzige legitime Ausnahme sind chirurgisch Tätige, die bestimmte Eingriffe mit Verletzungsrisiko ausführen. Bei ihnen darf laut den Empfehlungen der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten (DVV) und der Gesellschaft für Virologie (GfV) HIV im Blut nicht mehr nachweisbar sein. Das ist bei heutigen HIV-Therapien der Normalfall. Man spricht dann von einer „Viruslast unter der Nachweisgrenze“.
Moderne HIV-Therapie ermöglicht normales Leben
„Hinter uns liegen mehr als 40 Jahre HIV und 25 Jahre HIV-Therapie. Es wird Zeit, dass Menschen, die Personalverantwortung tragen, sich nicht mehr an irrationalen Ängsten und Vorbehalten orientieren, sondern an wissenschaftlichen Erkenntnissen“, erklärt DAH-Vorstand Sven Warminsky. Christian Setzepfandt, Mitglied im Vorstand der Aidshilfe Frankfurt betont im Fall des Marburger Studenten: „Ich hätte nicht gedacht, dass es im Jahr 2022 noch ein Thema ist, dass jemand, der Zahnmedizin studieren möchte, von einem Studium ausgeschlossen wird. Wider das inzwischen 40 Jahre alte medizinische Wissen, das eine Universitätsklinik wie die in Marburg selbstverständlich haben sollte.“
Viruslast ist nicht entscheidend
Abgesehen von den genannten chirurgischen Tätigkeiten spielt die „Viruslast“ im Arbeitsleben keine Rolle: Eine Übertragung im Arbeitsalltag ist in keinem Fall möglich, auch ohne Therapie nicht, so die DAH in ihrer Pressemeldung zum Welt-Aids-Tag. Trotzdem werde oft Bezug darauf genommen. Das Gerichtsurteil des Verwaltungsgerichts gab dem Bewerber bei der Feuerwehr zum Beispiel recht, weil HIV bei ihm therapiebedingt nicht mehr nachweisbar war. Doch das führe auf die falsche Fährte, heißt es in der Meldung. Denn, so die DAH, Menschen mit HIV können und dürfen in allen Berufen arbeiten, HIV ist im Arbeitsalltag nicht übertragbar und aufgrund der heute verfügbaren Medikamente muss die Infektion die Leistungsfähigkeit nicht mehr einschränken.
Weiterführende Links zum Thema:
https://www.welt-aids-tag.de
Informationen der BZgA:
https://shop.bzga.de/alle-kategorien/hiv-sti-praevention/
https://www.liebesleben.deInformationen der Deutschen Aidshilfe: https://www.aidshilfe.de
Informationen der Deutschen AIDS-Stiftung: https://www.aids-stiftung.de
Leben mit HIV heute
HIV ist heute gut behandelbar, wenn auch noch nicht heilbar. Hoch effektive Medikamente verhindern die Vermehrung des Virus im Körper. HIV-positive Menschen bleiben bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung gesund und erkranken nicht mehr an Aids. HIV ist unter Therapie auch nicht mehr übertragbar.
Wissenslücken und Berührungsängste
Eine Umfrage der Deutschen Aidshilfe im Jahr 2020 offenbarte Wissenslücken und Berührungsängste. Knapp ein Viertel der Befragten wollte mit HIV-positiven Menschen lieber nicht Geschirr oder Sportgeräte teilen, ein Fünftel fürchtete sich, dieselbe Toilette zu benutzen. Nur die Hälfte der befragten Menschen würde eine HIV-positive Person küssen, die ihnen sympathisch ist. Dabei ist HIV in keiner dieser Situationen übertragbar, unter Therapie auch beim Sex nicht.
Welt-Aids-Tag am 1. Dezember
Der Welt-Aids-Tag ist der Tag der Solidarität mit HIV-positiven Menschen und des Gedenkens an die an Aids Verstorbenen. Er wird seit 1988 jedes Jahr am 1. Dezember begangen. Die wichtigsten Ziele sind ein diskriminierungsfreier Umgang und Zugang zu medizinischer Versorgung für alle Menschen weltweit.
In Deutschland lebten Ende 2020 nach Angaben des Robert Koch-Instituts 91.400 Menschen mit HIV. Weltweit waren es 2021 nach Angaben von UNAIDS 38,4 Millionen Menschen.