0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
3639 Aufrufe

Interview mit Zahnmediziner Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen

Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen - Professor für Zahnerhaltung und Parodontologie an der Universität Bonn und Direktor der Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde am Universitätsklinikum Bonn, ist Kongresspräsident der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie e.V., die vom 19. bis 21. September in Bonn stattfindet.

(c) Johann F. Saba/Universitätsklinikum Bonn

Die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie e.V. (DG PARO) feiert ihr 100-jähriges Bestehen vom 19. bis 21. September 2024 mit einer Jahrestagung in Bonn (mehr dazu auf Quintessence News). International renommierte Expertinnen und Experten kommen dort zusammen, um die Schnittstellen der Parodontologie mit Medizin und Zahnmedizin zu diskutieren. Im Kurzinterview wirft  Kongresspräsident Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen, Professor für Zahnerhaltung und Parodontologie an der Universität Bonn und Direktor der Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde am Universitätsklinikum Bonn (UKB), einen Blick auf vergangene und heutige Herausforderungen.

 

Was waren die größten Innovationen in der Parodontologie in den vergangenen 100 Jahren?

Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen: In den 1960er und 1970er Jahren wurde herausgefunden, dass bakterielle Plaque eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Parodontitis spielt. In den 1980er und 1990er folgte die Erkenntnis, dass die individuelle entzündliche Immunantwort die Krankheitsanfälligkeit und deren Verlauf entscheidend bestimmt. Außerdem gelang es erstmals, zerstörte parodontale Gewebe zu regenerieren. In den 2000er Jahren schließlich stand die Entschlüsselung des oralen Mikrobioms sowie die Auswirkungen der Parodontitis und deren Interaktionen mit anderen chronischen, nicht-übertragbaren Erkrankungen im Mittelpunkt der Forschung. Hier sind insbesondere die ungünstigen Wechselwirkungen mit Diabetes und die negativen Auswirkungen auf die kardiovaskuläre Gesundheit zu nennen.
Eine große Bedeutung für die erfolgreiche klinische Umsetzung parodontaler Therapie in der zahnärztlichen Praxis war die Verabschiedung einer weltweit gültigen Klassifikation und darauf aufbauend die Entwicklung von Therapie-Leitlinien vor wenigen Jahren. In Kürze wird eine von der DG PARO und der Deutschen Diabetes Gesellschaft erarbeitete Leitlinie publiziert werden, die sich gleichermaßen an Haus- und Zahnärzte richtet. Ein wichtiges Ziel ist, die Prävention und Früherkennung dieser beiden Volkskrankheiten zu verbessern.

 

Was sind heute die größten Herausforderungen?

Jepsen: Parodontitis ist eine Volkskrankheit: Die Hälfte der deutschen Erwachsenen leiden an einer leichten bis mäßig fortgeschrittenen Form der Erkrankung und circa 10 Millionen Menschen sind schwer erkrankt. Die Folgen der schweren Parodontitis für Betroffene sind gravierend, angefangen bei einer eingeschränkten Kaufunktion bis hin zu negativen Auswirkungen auf die Lebensqualität sowie auf die allgemeine Gesundheit. Die hohen Kosten für notwendigen Zahnersatz belasten zudem die Gesundheitssysteme. Die notwendige Prävention in den Praxen umzusetzen ist jedoch herausfordernd, da präventive Maßnahmen schlechter honoriert werden als invasive Eingriffe. Zunehmend in den Blick rückt auch die Aufrechterhaltung der Mundgesundheit bei einer immer älter werdenden Bevölkerung, insbesondere bei Pflegebedürftigen.

 

Was ist der Schwerpunkt in der Parodontologie-Forschung in Bonn?

Jepsen: Im Rahmen unserer DFG-Klinischen Forschergruppe haben wir im Forschungsverbund mit Genetikern, Immunologen, Mikrobiologen, Dermatologen und Kardiologen zu den Ursachen und Folgen parodontaler Erkrankungen geforscht. Meine Arbeitsgruppe hat sich dabei besonders den genetischen Ursachen und der angeborenen Immunantwort gewidmet.

Aktuell forschen wir zu innovativen klinischen Methoden, um zerstörtes parodontales Gewebe zu regenerieren sowie Entzündungen um dentale Implantate herum vorzubeugen beziehungsweise zu behandeln. Des Weiteren untersuchen wir in einem großen Verbundprojekt, das durch den Innovationsfond des Gemeinsamen Bundesauschusses (GBA) gefördert wird, mit Zahn- und Hausärztlichen Praxisnetzwerken, wie die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Parodontitis und/oder Diabetes verbessert werden kann.

Weitere Informationen zur Jubiläumstagung der DG Paro gibt es unter https://dgparo-tagungen.de/.

Quelle: Universität Bonn Zahnmedizin Parodontologie Interdisziplinär Fortbildung aktuell

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
22. Juli 2025

Eintauchen in die Welt der Intraoralscanner

Mehr Durchblick und wichtige Entscheidungshilfen: 9. Jahrestagung der DGDOA am 20. September 2025
21. Juli 2025

Team-Event im sommerlichen Ambiente

ZFZ Stuttgart: Sommer-Akademie 2025 widmete sich an zwei Tagen dem Thema „Wissen trifft Praxis“
21. Juli 2025

Kurz und knapp

Kurznachrichten und Informationen aus der (dentalen) Welt – Juli 2025
17. Juli 2025

Prof. Frank Schwarz neuer Präsident der Osteology Foundation

Staffelübergabe an der Spitze der Osteology Foundation – Übernahme vom Schweden Prof. Christer Dahlin
17. Juli 2025

Austausch soll intensiviert werden

Bayerische Landeszahnärztekammer und Special Olympics Bayern werden Kooperationspartner
16. Juli 2025

Der Verein für Zahnhygiene – gemeinsam für gesunde Zähne von Anfang an

Seit 68 Jahren kümmert sich der Verein um Aufklärung, Erziehung und Prävention rund um die Mundgesundheit von Kindern und Jugendlichen
15. Juli 2025

BDIZ EDI: Neuer Kombikurs DVT/Strahlenschutz

Zweiteiliger Kurs startet ab 23. August 2025 an der Universität Köln mit Aktualisierung der Fachkunde
15. Juli 2025

Ingo Scholten sagt Tschüss

Abschied nach 34 Jahren bei Shofu – „immer ein verlässlicher und innovativer Impulsgeber“