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Prof. Dr. Peer Kämmerer über sein neues Buch zur Schmerzkontrolle in der Zahnmedizin

Das Buch von Peer W. Kämmerer und Diana Heimes ist erschienen bei Quintessence Publishing

(c) Quintessence Publishing

Prof. Dr. Peer Kämmerer hat aktuell ein neues Buch im Quintessenz Verlag veröffentlicht. „Schmerzkontrolle in der Zahnmedizin – Lokalanästhesie, Analgesie, Sedierung“ liefert eine vertiefte Auseinandersetzung mit den verschiedenen Aspekten der Schmerzkontrolle. Sven Skupin von der pip-Redaktion sprach mit dem Autor über die Inhalte und wie das Buch entstanden ist.

 

Herr Professor Kämmerer, Sie haben aktuell ein neues Buch mit dem Titel „Schmerzkontrolle in der Zahnmedizin“ veröffentlicht. Warum war Ihnen dieses Thema so wichtig?

Prof. Dr. Peer Kämmerer: Das Thema „Schmerzkontrolle in der Zahnmedizin“ liegt mir besonders am Herzen, da ich seit mehr als einem Jahrzehnt meine Leidenschaft und mein Fachwissen in den Studentenunterricht an der Universität investiere. Während dieser langen Periode habe ich nicht nur die Herausforderungen und Bedürfnisse der Studierenden besser verstanden, sondern auch tiefe Einblicke in die Forschung und Praxis der Schmerzkontrolle in der zahnärztlichen Versorgung gewonnen. Besonders prägend war die intensive Zusammenarbeit mit Prof. Monika Daubländer, meiner Mentorin, die mich umfassend in dieses komplexe Thema eingeführt hat. Diese Mentorschaft hat nicht nur meinen Wissensschatz erweitert, sondern mir auch die Möglichkeit gegeben, das Thema in den vergangenen Jahren wissenschaftlich zu begleiten und weiter zu vertiefen.

Nicht zuletzt habe ich die Ehre, als federführender Autor und Koordinator an der Entstehung der S2k-Leitlinie „Sedierung in der zahnärztlichen Praxis“ beteiligt zu sein. Diese Erfahrung hat mir einen noch tieferen Einblick in die aktuellen Entwicklungen und Standards auf diesem Gebiet ermöglicht. Insgesamt betrachtet ist mir das Thema der Schmerzkontrolle in der Zahnmedizin nicht nur beruflich, sondern auch persönlich eine Herzensangelegenheit. Die kontinuierliche Auseinandersetzung mit diesem Bereich ermöglicht es mir, nicht nur mein eigenes Verständnis zu vertiefen, sondern auch einen Beitrag zur Weiterentwicklung und Verbesserung der Praxis in der zahnärztlichen Versorgung zu leisten.

 

Welche Themenschwerpunkte setzen Sie in Ihrem neuen Buch?

Kämmerer: Mit dem Buch setzen wir den Fokus auf eine umfassende, holistische Betrachtung und Vertiefung der Methoden zur Schmerzkontrolle in der Zahnmedizin. Der Themenschwerpunkt liegt dabei auf drei zentralen Säulen: Lokalanästhesie, Analgesie und Sedierung.

  • Lokalanästhesie: Das Buch bietet eine eingehende Auseinandersetzung mit Lokalanästhesie-Techniken in der Zahnmedizin. Hierbei stehen Aspekte wie die Auswahl und Anwendung von Lokalanästhetika, anatomische Besonderheiten sowie innovative Technologien und Methoden im Fokus. Ein tieferes Verständnis dieser Thematik ist entscheidend für erfolgreiche schmerzarme zahnärztliche Eingriffe.
  • Analgesie: Die Schmerzkontrolle geht über die Lokalanästhesie hinaus, und das Buch behandelt dementsprechend auch den Einsatz von Analgetika. Dies umfasst zentrale Themen wie präventive Schmerzkontrolle, Pharmakotherapie und nicht-pharmakologische Ansätze zur Schmerzlinderung. Eine ganzheitliche Betrachtung der Analgesie trägt dazu bei, Patienten nicht nur schmerzfrei zu machen, sondern auch deren postoperative Schmerzerfahrung zu minimieren.
  • Sedierung: Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt besteht in der Sedierung in der zahnärztlichen Praxis. Hier spielen Fragen zur Auswahl geeigneter Sedierungsverfahren, Sicherheitsaspekte, Schulung des Personals und auch rechtliche Aspekte eine Rolle. Die S2k-Leitlinie, an der ich maßgeblich beteiligt bin, spielt in diesem Kontext eine Schlüsselrolle.

 

In dem Buch heißt es, dass Schmerzkontrolle auch ein Marketingtool für die Zahnarztpraxis sein kann. Was heißt das genau?

Kämmerer: Die Aussage, dass Schmerzkontrolle ein Marketingtool für die Zahnarztpraxis sein kann, deutet darauf hin, dass die Fähigkeit der Praxis, eine effektive und schmerzfreie Behandlung anzubieten, als positiver Aspekt in der Patientenkommunikation und -gewinnung genutzt werden kann. Hier sind einige Erklärungen, wie Schmerzkontrolle als Marketingtool fungieren kann:

  • Patientenvertrauen aufbauen: Die Gewissheit, dass eine Zahnarztpraxis effektive Schmerzkontrolle anbietet, kann das Vertrauen der Patienten stärken. Dies ist besonders wichtig, da viele Menschen Ängste oder Sorgen im Zusammenhang mit zahnärztlichen Eingriffen haben. Die Betonung einer schmerzarmen oder schmerzfreien Behandlung kann dazu beitragen, Ängste zu mindern und das Vertrauen potenzieller Patienten zu gewinnen.
  • Patientenzufriedenheit fördern: Eine schmerzarme Behandlung trägt direkt zur Zufriedenheit der Patienten bei. Zufriedene Patienten sind eher geneigt, positive Bewertungen zu hinterlassen, die wiederum als effektives Marketinginstrument dienen können. Mundpropaganda von zufriedenen Patienten kann die Reputation der Zahnarztpraxis stärken und neue Patienten anziehen.
  • Differenzierung von Mitbewerbern: In einem wettbewerbsintensiven Umfeld kann die Hervorhebung der Schmerzkontrolle als besonderes Merkmal dazu beitragen, sich von anderen Zahnarztpraxen zu differenzieren. Wenn Patienten die Wahl zwischen verschiedenen Praxen haben, könnte die Aussicht auf eine angenehme und schmerzfreie Erfahrung einen entscheidenden Einfluss auf ihre Entscheidung haben.
  • Patientenbindung und Wiederholungsgeschäft: Patienten, die positive Erfahrungen mit schmerzfreien Behandlungen gemacht haben, neigen dazu, treu zu bleiben und für weitere zahnärztliche Bedürfnisse zurückzukehren. Die Schmerzkontrolle kann somit nicht nur als Akquisitionsinstrument, sondern auch als Mittel zur Patientenbindung und Förderung von Wiederholungsgeschäften dienen.
  • Marketingmaterial und Online-Präsenz: Das Thema Schmerzkontrolle kann in Marketingmaterialien und auf der Online-Präsenz der Praxis hervorgehoben werden. Dies könnte in Form von informativen Broschüren, Website-Inhalten oder Social-Media-Beiträgen geschehen, um potenzielle Patienten zu informieren und zu überzeugen.

Zusammengefasst zeigt die Betonung der Schmerzkontrolle nicht nur das Engagement der Zahnarztpraxis für das Wohl der Patienten, sondern sie kann auch als strategisches Marketinginstrument eingesetzt werden, um Vertrauen aufzubauen, die Patientenzufriedenheit zu fördern und die Praxis von Mitbewerbern abzuheben.

 

Glauben Sie, dass die Zahnarztpraxen in Deutschland umfassend up-to-date sind, was die Möglichkeiten der Schmerzausschaltung betrifft?

Kämmerer: Es ist schwierig, eine allgemeingültige Aussage darüber zu treffen, ob alle Zahnarztpraxen in Deutschland umfassend auf dem neuesten Stand bezüglich der Möglichkeiten der Schmerzausschaltung sind, da dies von verschiedenen Faktoren abhängt. Es gibt sicherlich viele gut informierte und fortschrittliche Zahnärzte, die aktiv daran arbeiten, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten auf dem Gebiet der Schmerzkontrolle zu erweitern. Allerdings kann es auch Praxen geben, die möglicherweise nicht über die neuesten Technologien, Schulungen oder Ressourcen verfügen. Die Fortschritte in der Zahnmedizin, einschließlich der Schmerzausschaltungstechniken, erfolgen ständig, und nicht alle Praxen haben möglicherweise Zugang zu den neuesten Entwicklungen.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Bereitschaft, auf dem neuesten Stand zu bleiben, von vielen Faktoren abhängt, darunter die individuelle Initiative der Zahnärzte, die finanziellen Ressourcen der Praxis, die Verfügbarkeit von Schulungsmöglichkeiten und die regionale Verbreitung von Innovationen.

Wenn Sie sicherstellen möchten, dass Ihre Zahnarztpraxis auf dem neuesten Stand ist, könnten Sie aktiv nach Fortbildungsmöglichkeiten für Ihr Team suchen, regelmäßige Schulungen besuchen, Fachzeitschriften – oder eben unser Buch – lesen und sicherstellen, dass Sie mit den aktuellen Leitlinien und Best Practices vertraut sind. Eine kontinuierliche Weiterbildung ist entscheidend, um Patienten die bestmögliche Versorgung und eine schmerzarme Erfahrung zu bieten.

 

Wem empfehlen Sie ihr neues Buch?

Kämmerer: Das Buch kann für eine breite Zielgruppe relevant sein. Es richtet sich in erster Linie an Zahnärzte und das zahnärztliche Fachpersonal. Zahnärzte können davon profitieren, ihr Wissen zu aktualisieren, ihre Fähigkeiten zu verfeinern und auf dem neuesten Stand der Entwicklungen in diesem Bereich zu bleiben. Studierende der Zahnmedizin können das Buch als wertvolle Ressource für ihre Ausbildung nutzen. Es könnte dazu beitragen, ein solides Verständnis für die Schmerzkontrolle in der zahnärztlichen Praxis zu entwickeln und eine Grundlage für die zukünftige klinische Praxis zu bieten. Bildungseinrichtungen und Fortbildungsinstitutionen für Zahnärzte könnten das Buch als Lehrmaterial in ihren Schulungsprogrammen einsetzen. Wissenschaftler und Forschungseinrichtungen, die sich auf Zahnmedizin und Schmerzkontrolle konzentrieren, könnten von dem Buch ebenso profitieren. Es könnte als Grundlage für weitere Forschung und Studien in diesem Bereich dienen. Obwohl mein Buch in erster Linie für Fachleute geschrieben ist, könnte es auch für aufgeklärte Patienten von Interesse sein. Eine leicht verständliche Darstellung der Schmerzkontrolltechniken könnte schließlich dazu beitragen, Ängste zu mindern und das Vertrauen der Patienten in die zahnärztliche Versorgung zu stärken.

Patientinnen und Patienten entscheiden anhand der Schmerzfreiheit, ob sie wiederkommen oder eine Praxis weiterempfehlen. Damit ist die Schmerzkontrolle ein Marketingtool und noch immer die „Visitenkarte“ einer jeden Zahnarztpraxis.
Die Autorin und der Autor des Buches möchten eine Hilfestellung für eine individuelle und sichere schmerzfreie zahnmedizinische Behandlung unter Berücksichtigung steigender Zahlen von Risikopatienten geben. Dafür liefern sie einen umfassenden und aktuellen Überblick zu Grundlagen der Anatomie, Physiologie und Pharmakologie, zur Anamnese sowie den verschiedenen Möglichkeiten der Schmerzausschaltung und der zahnärztlichen Begleitmedikation. Abschließend werden auch potenzielle Komplikationen thematisiert. Jedes Kapitel endet mit Fragen zur Lernkontrolle, die im Anhang aufgelöst werden.

Peer W. Kämmerer, Diana Heimes: Schmerzkontrolle in der Zahnmedizin. Lokalanästhesie, Analgesie, Sedierung. 1. Auflage 2024, Berlin, Quintessence Publishing Hardcover, 5 Videos, 184 Seiten, 12 Abbildungen, Artikelnr. 24370, ISBN 978-3-86867-623-5

Quelle: Pip Zahnmedizin Implantologie Chirurgie Interdisziplinär Patientenkommunikation Team Aus dem Verlag

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