EditorialSeiten: 367, Sprache: DeutschDannewitz, BettinaSeiten: 371-381, Sprache: DeutschKruse, Anne / Wolf, MariettaRisiken, Prävention und TherapieSchwangere stellen in der Zahnarztpraxis eine besonders sensible Patientengruppe dar. Das zahnärztliche Team sollte daher über das nötige Wissen bei der Behandlung von schwangeren Patientinnen verfügen. Während der Schwangerschaft kommt es bei vielen Frauen aufgrund der hormonellen Veränderungen zu einer erhöhten Entzündungsneigung der Gingiva, die sich oftmals als ausgeprägte Gingivitis darstellt. Dies liegt nicht zuletzt an einer hormonell bedingt veränderten Immunantwort. Zudem kommt es über hormonsensitive Rezeptoren der Gingiva zu einem gesteigerten Gewebe- und Gefäßwachstum. Dies fördert die Entstehung von Pseudotaschen und eine erhöhte Blutungsneigung. Weiterhin kann im subgingivalen Biofilm bei Schwangeren auch ohne das Vorliegen einer Parodontitis die Zunahme parodontitisassoziierter bakterieller Spezies beobachtet werden. Die schwangerschaftsassoziierte Gingivitis nimmt bis ca. zum 8. Monat kontinuierlich zu. Eine vollständige Remission zeigt sich meist in den Wochen nach der Geburt, weshalb man sie auch als selbstlimitierend bezeichnet. Bei der Therapie liegt der Fokus auf einer effektiven Plaquekontrolle. Dabei spielt die Begleitung durch das zahnärztliche Team eine wichtige Rolle. Liegt während der Schwangerschaft eine unbehandelte Parodontitis vor, zeigt sich diese meist stärker progredient und wird darüber hinaus mit einem erhöhten Risiko für Frühgeburten, einem niedrigen Geburtsgewicht und Präeklampsie in Verbindung gebracht. Es wird vermutet, dass hierfür parodontitisassoziierte Bakterien verantwortlich sind, die über die Blutbahn im Bereich der Gebärmutter und Plazenta zu Infektionen oder einer Entzündung führen und somit den Schwangerschaftsverlauf negativ beeinflussen. Ob durch eine Parodontitistherapie während der Schwangerschaft das Risiko für einen ungünstigen Schwangerschaftsverlauf reduziert werden kann, ist nicht vollständig geklärt. Aus den Ergebnissen von Interventionsstudien zog man bisher jedoch den Schluss, dass lediglich bei einem sehr hohen Risiko für eine Frühgeburt ein präventiver Effekt erzielt werden könnte. Dennoch gilt es, bei Vorliegen einer Parodontitis auch während der Schwangerschaft eine systematische Parodontitistherapie durchzuführen, um einer stärkeren Progression der Erkrankung entgegenzuwirken. Während die Therapiestufe 1 bereits im ersten Trimenon erfolgen kann, erscheint das zweite Trimenon als sicherster Zeitraum für die subgingivale Instrumentierung (Therapiestufe 2). Chirurgische Eingriffe (Therapiestufe 3) sind nach Möglichkeit auf die Zeit nach der Geburt zu verschieben. Abschließend sollte die Patientin nach der Schwangerschaft und ggf. erfolgter Therapiestufe 3 in eine regelmäßige unterstützende Parodontitistherapie integriert werden (Therapiestufe 4).
Schlagwörter: Schwangerschaft, Gingivitis, Parodontitis, Parodontitistherapie, Frühgeburt, niedriges Geburtsgewicht, Präeklampsie
Seiten: 383-399, Sprache: DeutschBruckmann, CorinnaDie Gesundheitsbedürfnisse von Frauen unterscheiden sich vor allem aufgrund der einzigartigen Veränderungen, die im Laufe ihres Lebens stattfinden. Sexualsteroidhormone haben auch auf die Physiologie der Mundhöhle einen erheblichen Einfluss: Das Absinken der Hormonspiegel führt zur Atrophisierung des Epithels, das anfällig für Entzündungen wird. Frauen in den Wechseljahren leiden daher häufig auch unter oralen Beschwerden wie Brennen, Mundtrockenheit und verminderter Speichelsekretion, was sich auf das Sprechen, Essen und Schmecken auswirken kann. Mundschleimhautbeschwerden haben besonders häufig Einfluss auf das emotionale Befinden der Patientinnen und werden in den Wechseljahren durch die Aktivierung des autonomen Nervensystems verschlimmert, was eine Folge chronischer emotionaler Ängste sein kann. Es ist bedauerlich, dass das Bewusstsein für den möglichen Zusammenhang zwischen hormonellen Veränderungen und oralen Beschwerden bei Patientinnen in den Wechseljahren nach wie vor begrenzt ist. Angehörige des zahnärztlichen Teams sollten auch diese Facetten der Wechselbeschwerden (er)kennen, um im Sinne eines individuellen Therapieansatzes Hilfestellung leisten zu können.
Schlagwörter: Menopause, Klimakterium, OLP, Burning-Mouth-Syndrom, Xerostomie, Lebensqualität, Gendermedizin, Geschlechterdimorphismus, TMD
Seiten: 401-413, Sprache: DeutschKhamis, Aya / Gül, Désirée / Al-Nawas, Bilal / Werny, Joscha / Schlenz, Moritz / Sagheb, Keyvan / Schiegnitz, EikVitamin D ist bekannt für seine zentrale Rolle im Kalzium- und Phosphatstoffwechsel und somit für die Knochengesundheit. Darüber hinaus erfüllt Vitamin D eine Vielzahl wichtiger biologischer Funktionen, z. B. bei der Immunregulation, und spielt eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der kardiovaskulären sowie psychischen Gesundheit. Es gibt Hinweise darauf, dass Vitamin D auch eine Schlüsselrolle in der Hormonregulation spielt. Dieser Übersichtsartikel untersucht die Rolle von Vitamin D bei der hormonellen Regulation und seine potenzielle Wirkung bei der Prävention von Parodontitis. Aktuelle Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass ein Mangel an Vitamin D das Risiko für Parodontitis erhöhen kann. Der vorliegende Beitrag beleuchtet die Grundlagen der Vitamin-D-Versorgung und -Funktionen sowie mögliche Zusammenhänge zwischen Vitamin D, hormonellen Veränderungen und dem Risiko einer Parodontitis. Darüber hinaus werden die möglichen Mechanismen und klinischen Implikationen von Vitamin-D-Supplementierungen bei der Prävention und Behandlung von Parodontitis diskutiert.
Schlagwörter: Vitamin D, Parodontitis, Hormone, Immunsystem, Knochengesundheit, Supplementierung, Cortisol, Parathormon
Seiten: 415-425, Sprache: DeutschWolff, Tim F. / Grötz, Knut A.Die antiresorptivaassoziierte Osteonekrose bzw. Kiefernekrose entwickelt sich insbesondere bei Patienten mit Bisphosphonat- und/oder Denosumabtherapie. Diese Medikamente greifen in den Knochenstoffwechsel ein und reduzieren neben dem Knochenumbau noch weitere Faktoren. Des Weiteren verursachen sie Veränderungen der Weichgewebe, Gefäße und auch des Immunsystems. Hierbei spielen Triggerfaktoren wie entzündliche Veränderungen in der Mundhöhle, Parodontitiden, Periimplantitiden oder auch chirurgische Eingriffe, z. B. Zahnentfernungen und Prothesendruckstellen, eine entscheidende Rolle. Je nach Risikoprofil sollten Patienten in ein strukturiertes Prophylaxekonzept eingegliedert werden. Es zeigt sich in Studien eine Korrelation zwischen einer klinisch manifesten Kiefernekrose und einer vorhandenen Parodontitis. Die Parodontitis kann als Risikofaktor für eine häufiger auftretende Kiefernekrose angesehen werden.
Schlagwörter: Bisphosphonate, antiresorptive Therapie, Parodontitis, Periimplantitis, Prophylaxe
Seiten: 427-434, Sprache: DeutschEger, ThomasMit der Richtlinie zur systematischen Behandlung von Parodontitis und anderer Parodontalerkrankungen (PAR-Richtlinie) wurde die vertragszahnärztliche parodontologische Versorgung im Juli 2021 auf eine neue Grundlage gestellt. Die Richtlinie berücksichtigt weitgehend die Vorgaben der DG PARO zur Diagnostik und Therapie der Parodontalerkrankungen. Für den Erfolg der hierbei eingeführten „sprechenden Zahnmedizin“ sind das Maß der Übereinstimmung der Verhaltensumsetzungen durch den Patienten mit den Empfehlungen des parodontalen Behandlungsteams bezüglich Adhärenz zu den vereinbarten unterstützenden Parodontitistherapie(UPT)-Terminen und Persistenz in der zahnärztlichen Praxis damit entscheidende Faktoren, neben den fachlichen Fähigkeiten der parodontologischen Behandler, geworden. Ziel dieser prospektiven Studie war die Bestimmung der Patienten-Adhärenz zur Parodontaltherapie in fachzahnärztlicher Behandlung über einen Zeitraum von 2 Jahren nach der antiinfektiösen Therapie. Risikofaktoren für Non-Adhärenz ebenso wie begünstigende Faktoren für Volladhärenz zur Parodontaltherapie sollten bestimmt und Vorschläge für die Weiterentwicklung der PAR-Richtlinie dargestellt werden. 275 Soldaten (darunter 33 Frauen) mit Parodontitis unterschiedlichen Schweregrades (Stadium) und unterschiedlicher Progressionsrate (Grad) absolvierten die antiinfektiöse Therapie und mindestens eine Sitzung der UPT nach 12 Wochen. Die jährlichen Zahnverlustraten im ca. 2-jährigen UPT-Zeitraum stiegen von Stadium I/II (0,04 ± 0,07) über Stadium III (0,13 ± 0,41) bis Stadium IV (0,24 ± 0,47) an. Unter den 223 Patienten mit schwerer Parodontitis, Stadium III und IV, lag der Anteil der Raucher bei UPT-Beginn bei 56,5 %. Die Patienten aus 64 Dienstorten hatten die Möglichkeit, die Behandlung über die gesamte PAR-Behandlungsstrecke wahrzunehmen. Die Wegstrecke zur Behandlung betrug für Patienten außerhalb des Dienst-/Wohnortes Koblenz 117 ± 100 km. Volladhärent zur Parodontaltherapie erwiesen sich 120 Patienten (43,6 %), die im UPT-Zeitraum 35 Zähne verloren. Dies entsprach einem Zahnverlust von 0,29 ± 0,79 Zähnen pro Patient. 21 dieser Patienten erschienen kurzfristiger zur UPT und absolvierten damit 25 % mehr UPT-Sitzungen. Die 47 teiladhärenten Patienten (17,1%) verloren im gleichen Zeitraum 23 Zähne (0,49 ± 0,86 Zähne pro Patient). Die 108 non-adhärenten Patienten (39,3 %, Durchschnittsalter 40 ± 11 Jahre) befanden sich 9,1 ± 10,1 Monate in der UPT. Anreisen von mehr als 2 Stunden zur Parodontalbehandlung, ein Tabakkonsum von ≥ 10 Zigaretten/Tag und leichtere Parodontitis im Stadium I und II bei jüngeren Soldaten, ohne für diese sichtbares Risiko für Zahnverlust, sind Risikofaktoren für Non-Adhärenz von Patienten bei der Parodontaltherapie. Eine flexiblere UPT-Gestaltung (3- bis 12-monatige Intervalle) und eine mehrjährige Verlängerung der durch die Kostenträger genehmigten UPT-Dauer bei Stadium-IV-Patienten, um prothetische, implantologische und kieferorthopädische Versorgungen und Nachsorgen begleiten zu können, wären bei vorhandener vollständiger Patientenadhärenz sinnvoll.
Schlagwörter: Parodontitisstadium III/IV, Parodontitisgrad, UPT, Adhärenz, Zahnverlust
Seiten: 435-447, Sprache: DeutschFlisfisch, Sohar / Jepsen, KarinAnhand zweier Fallberichte veranschaulicht Die Diagnostik und Behandlung von Paro-Endo-Läsionen stellen den Behandler vor eine Herausforderung, da gemäß aktueller Klassifikation der betreffende Zahn häufig eine Tasche bis zum Apex mit negativer oder veränderter Vitalität aufweist. Die primäre Ursache (vom Parodont und/oder vom Endodont kommend) lässt sich klinisch in der Regel schwer diagnostizieren. Daher wird in der aktuellen Literatur primär die Durchführung einer Wurzelkanalbehandlung vor allfälliger parodontaler Therapie empfohlen. Die vorliegenden zwei Patientenfälle einer Parodontitis, Stadium IV, Grad C, zeigen die erfolgreiche Behandlung von parodontalen Taschen bis zum und über den Apex hinaus mit systematischer Parodontitistherapie an einem Schneidezahn, einem Prämolaren und einem Molar ohne vorangegangene Wurzelkanalbehandlung, wodurch die Einzelzahnprognose signifikant verbessert wird und gleichzeitig die Kosten einer Wurzelkanalbehandlung entfallen. Gerade bei Patienten mit schwerer Parodontitis ohne klare Symptomatik einer endodontischen Läsion kann ein solches Vorgehen erwogen werden. Die praktische Anwendung der aktuellen Definition von Paro-Endo-Läsionen wird dabei kritisch hinterfragt.
Schlagwörter: tiefe parodontale Tasche, Paro-Endo-Läsion, Parodontitis, Wurzelkanalbehandlung
Glossar der Grundbegriffe für die PraxisSeiten: 451-464, Sprache: DeutschEickholz, Peter / Dannewitz, Bettina / Hendges, MartinPAR-Behandlung nach GKV-Richtlinie und BundesmantelvertragZeitschriftenreferateSeiten: 465-469, Sprache: DeutschRüdiger, Stefan G.Zusammenfassungen von interessanten parodontologischen Artikeln aus internationalen Zeitschriften und DissertationenSeiten: 471, Sprache: DeutschEickholz, PeterKongressberichtSeiten: 473-483, Sprache: DeutschDeutsche Gesellschaft für Parodontologie e. V.„Schnittstellen der Parodontologie – 100 Jahre DG PARO“