Seiten: 403-412, Sprache: DeutschJordan, A. Rainer / Hoffmann, Thomas / Kocher, Thomas / Micheelis, WolfgangZentrale Ergebnisse der Fünften Deutschen MundgesundheitsstudieZiel: Ziel der DMS V war, die aktuelle Verbreitung von Parodontalerkrankungen in Deutschland zu bestimmen und mit den Prävalenzen der DMS IV (2005) zu vergleichen.
Probanden und Methode: Die DMS V ist eine bevölkerungsrepräsentative, sozialepidemiologische Querschnittsstudie. Bei 8 % der Erwachsenen und 12 % der jüngeren Senioren wurde zur genaueren Abschätzung der Krankheitslast jeweils ein Full-Mouth-Recording durchgeführt, um Umrechnungsfaktoren zu erstellen.
Ergebnisse: 48 % der jüngeren Erwachsenen waren parodontal gesund oder wiesen nur milde Erkrankungszeichen auf. 52 % waren parodontal erkrankt, davon 8 % schwer. 35 % der jüngeren Senioren waren parodontal gesund oder wiesen nur milde Erkrankungszeichen auf. 65 % waren parodontal erkrankt, davon 20 % schwer. Bei den älteren Senioren waren 10 % parodontal gesund oder wiesen nur milde Erkrankungszeichen auf. 90 % waren parodontal erkrankt, davon 44 % schwer. Mit einem neuen Verfahren lässt sich durch Umrechnungsfaktoren die tatsächliche Erkrankungslast genauer abschätzen.
Schlussfolgerungen: Die parodontale Gesundheit in Deutschland hat deutlich zugenommen und schwere Parodontalerkrankungen haben sich ca. halbiert im Vergleich zur DMS IV.
Schlagwörter: DMS V, Parodontitis, Epidemiologie, Querschnittsstudie, Parodontalerkrankung
Seiten: 413-423, Sprache: DeutschPirracchio, Luca / Sculean, Anton / Salvi, Giovanni E.Molaren mit Furkationsbeteiligung sind die am schwierigsten zu behandelnden Zähne und stellen den Behandler vor eine Herausforderung. Die komplizierte Anatomie erschwert den Zugang sowohl für die häusliche als auch für die professionelle Zahnreinigung, was Furkationen zu permanenten Nischen für bakterielle Ablagerungen macht. Um diese bakteriellen Nischen zu eliminieren und somit weiteren Attachmentverlust zu verhindern, bietet sich die resektive Furkationstherapie an. Die häufigsten Komplikationen resezierter Molaren stellen Wurzelfrakturen und endodontische Misserfolge dar. Die Langzeitüberlebensrate resezierter Molaren ist mit derjenigen von Implantaten in Molarenposition vergleichbar und bietet daher eine realistische Behandlungsalternative.
Schlagwörter: Furkation, resektive Furkationstherapie, Biofilm, Wurzelfraktur
Seiten: 425-440, Sprache: DeutschChristgau, MichaelMittlerweile weisen eine Reihe von pro- und retrospektiven Langzeitstudien darauf hin, dass parodontal vorerkrankte Patienten im Vergleich zu parodontal gesunden langfristig ein höheres Risiko für das Auftreten einer Periimplantitis und auch für Implantatverluste aufzuweisen scheinen. Die Ergebnisse sollten noch vorsichtig interpretiert werden, da viele der erwähnten Studien diverse methodische Probleme aufweisen. Trotz des erhöhten Risikos für biologische Komplikationen konnte aber gezeigt werden, dass parodontal vorerkrankte Patienten langfristig erfolgreich mit Implantaten versorgt werden können, wenn die Implantattherapie in die Systematik einer konsequenten Parodontitistherapie mit eingebunden und folgende strategische Kriterien beachtet werden: bestmögliche Kontrolle der nicht genetischen Risikofaktoren (Mundhygiene, Rauchen, Diabetes mellitus), erfolgreich abgeschlossene parodonale Kausaltherapie (Infektionsbeseitigung) vor Implantattherapie, Aufnahme in eine strukturierte, risikoorientierte unterstützende Parodontitistherapie (Nachsorge). Nachdem bisher nicht gezeigt werden konnte, dass ein Implantat einem adäquat behandelten Zahn überlegen ist, sollte zunächst alles für den Erhalt des Zahns unternommen werden, um wertvolle Zeit bezogen auf die Lebenszeit des Patienten zu gewinnen.
Schlagwörter: Implantat, Parodontitis, Periimplantitis, periimplantäre Mukositis, Implantatverlust, unterstützende Parodontitistherapie, Review
Seiten: 441-448, Sprache: DeutschBuset, Sabrina / Zitzmann, Nicola U.Die periimplantäre Mukositis und die Periimplantitis sind multifaktorielle Infektionskrankheiten, bedingt durch eine andauernde bzw. wiederholte Biofilmexposition. Die Behandlung der auf die Weichgewebe limitierten Mukositis, kann eine Progression der Entzündungsvorgänge zur Periimplantitis mit progressivem Knochenabbau verhindern. Dies erfordert eine frühzeitige Diagnose, die durch die Kombination der klinischen Befunde Bluten auf Sondieren und/oder Suppuration in Kombination mit der radiologischen Analyse erfolgt. Durch meist geringe Probandenzahlen und Diskrepanzen hinsichtlich der Funktionsdauer der Implantate und variierender Definitionen der Erkrankung, müssen epidemiologische Daten unter Berücksichtigung dieser Limitationen interpretiert werden. Aktuelle Werte zeigen für periimplantäre Mukositiden eine Prävalenz von ca. 43 % der Patienten, während die Periimplantitis ca. 22 % der Patienten betrifft. Risiken für entzündlich bedingte periimplantäre Erkrankungen bestehen insbesondere bei vorausgegangener aggressiver Parodontitis und/oder bei nicht erfolgreich therapierter parodontaler Erkrankung mit erhöhten Restsondierungstiefen. Lokale, die Biofilmbildung begünstigende Faktoren, wie Zementreste, der Hygiene nicht zugängige Rekonstruktionen oder mobile Mukosa bei fehlender marginaler Keratinisierung sowie systemische Faktoren (Tabakkonsum und Diabetes), tragen zu einem erhöhten Risiko bei. Eine regelmäßige, umfassende Evaluation der parodontalen und periimplantären Gewebe kann das Risiko der Erkrankung reduzieren und sollte präventive Maßnahmen beinhalten.
Schlagwörter: periimplantäre Erkrankung, periimplantäre Mukositis, Periimplantitis, Parodontitis, Diagnostik, Prävalenz
Seiten: 449-454, Sprache: DeutschWisitrasameewong, Wichaya / Machtei, Eli E.Eine LiteraturübersichtDie vorzeitige Exposition geschlossen einheilender Implantate wird mit frühem periimplantären Knochenverlust in Zusammenhang gebracht. Tierexperimentelle Studien zeigen einen stärkeren Knochenabbau um exponierte als um nicht exponierte Implantate, die nach Insertion geschlossen einheilen sollten. Für diese Komplikation wird beim Menschen eine Prävalenz von 5-33 % berichtet. Die meisten Studien zeigen einen stärkeren Knochenabbau an solchen Stellen, die auch Weichgeweberezessionen aufweisen. Die vorzeitige Exposition von Implantaten kann durch den Einsatz lokaler Antiseptika oder deren frühzeitige Freilegung vermieden werden.
Schlagwörter: Zahnimplantat, geschlossene Einheilung, Exposition, vorzeitig, Knochenverlust
Seiten: 455-460, Sprache: DeutschMaio, GiovanniZur Bedeutung der medizinischen Indikation in der ZahnmedizinDer Patient wird uns heute in vielen Bereichen der Medizin vornehmlich als Kunde präsentiert, und er gibt sich mit seinem Anspruchsdenken auch meistens als Kunde zu erkennen, so dass es mehr als nahe liegt, ihn von Seiten der Medizin auch als einen solchen zu behandeln. In ethischer Hinsicht stellt sich aber die Frage, ob eine solche Umorientierung der Medizin überhaupt statthaft ist. Es wird herausgearbeitet, dass für die Identität der Medizin ein Festhalten an dem Konzept einer medizinischen Indikation unabdingbar ist, wenn man das öffentliche Vertrauen in die Zahnärzteschaft erhalten möchte.
Schlagwörter: Ökonomisierung der Medizin, medizinische Indikation, Vertrauensverhältnis, Arzt-Patient-Beziehung, Medizin als praktische Wissenschaft