Seiten: 171-178, Sprache: DeutschReichert, StefanEine Sichtweise aus der ParodontologieEntscheidungen für oder gegen den Erhalt eines Zahnes sind manchmal problematisch. Faktoren auf Patientenebene und klinische Befunde müssen dabei berücksichtigt werden. Auf Patientenebene sollten der Wunsch nach Zahnerhalt und die Bereitschaft, sich einer Parodontitistherapie mit lebenslanger Nachsorge zu unterziehen, erfragt werden. Weitere wichtige Faktoren für die Entscheidungsfindung sind u. a. das Alter, Rauchen, Stress, Allgemeinerkrankungen mit bekannter Assoziation zur Parodontitis und möglicherweise das Vorliegen einer bestimmten genetischen Konstellation. Aus parodontologisch- klinischer Sicht erwiesen sich u. a. hohe Sondiertiefen, das Ausmaß des Alveolarknochenverlusts, eine durchgängige Furkation, ein Zahnlockerungsgrad 3 und Habits prädiktiv für späteren Zahnverlust. Es konnte jedoch in klinischen Studien gezeigt werden, dass auch parodontal schwer geschädigte Zähne z. B. mit regenerativen Verfahren erfolgreich behandelt werden können. Für die Sicherung des Therapieerfolgs ist eine unterstützende Parodontitistherapie in regelmäßigen Intervallen notwendig. Für die Abschätzung dieser Intervalle ist die Bestimmung des individuellen Parodontitisrisikos hilfreich. Das "Periodontal Risk Assesment" (PRA) kann inzwischen sehr einfach auch im Internet durch die Eingabe von wenigen allgemeinen und klinischen Parametern in eine Maske erfolgen. Ein Risiko, dass durch den langfristigen Erhalt parodontal schwer geschädigter Zähne auch das Parodont benachbarter Zähne kompromittiert wird, besteht bei indikationsgerechter Parodontitistherapie nicht. Der Erhalt auch parodontal schwer geschädigter Zähne ist somit ein erreichbares Therapieziel.
Schlagwörter: Parodontitis, langfristiger Zahnerhalt, Zahnentfernung, unterstützende Parodontitistherapie