WissenschaftSeiten: 190-204, Sprache: DeutschLefarth, Katharina / Wissel-Seith, Carolin / Wannemüller, André / Jöhren, Hans-PeterEinleitung: Immer mehr nationale und internationale Studien bestätigen die Anfälligkeit von Zahnmedizinern für das Burnoutsyndrom. In Deutschland wurde 2012 die Burnoutprävalenz deutscher Zahnärzte ermittelt. Unter Berücksichtigung der COVID-19-Pandemie und der damit entstandenen zusätzlichen Stressfaktoren soll mittels einer Follow-up-Querschnittsuntersuchung die aktuelle Situation ermittelt werden.
Material und Methoden: Die Universität Witten/Herdecke führte in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis für Psychologie und Psychosomatik der DGZMK von Dezember 2021 bis Juli 2022 eine bundesweite Onlinebefragung durch. Als Messinstrumente wurden Fragebogen zur Persönlichkeits-, Stress- sowie zur Burnoutanalyse verwendet. Die Burnoutanalyse basiert auf der deutschen Übersetzung des Maslach-Burnout-Inventorys (MBI-HSS).
Ergebnisse: Insgesamt beteiligten sich 827 Zahnärzte an der Studie. Die aktuelle Befragung zeigt, dass alle Zahnärzte bis auf einen Teilnehmer an mindestens einem stressbedingten Symptom leiden. Häufig genannte Beschwerden sind Müdigkeit (71 %), Gereiztheit (59,6 %), Antriebsmangel (44,1 %), Ängste (43 %), Kopfschmerzen (34,3 %), Magenbeschwerden (29,3 %) und Bluthochdruck (18,6 %). Zudem berichtete mehr als die Hälfte der Befragten über Schlafstörungen (54,5 %) und Rückenschmerzen (60,7 %). Hinsichtlich psychischer Erkrankungen gaben 23,9 % der teilnehmenden Zahnmediziner an, an Depressionen zu leiden, und 6 % berichteten von Suizidgedanken. 717 Teilnehmer füllten den MBI vollständig aus. Die Burnoutanalyse ergab für die drei Dimensionen des Maslach-Burnout-Inventorys einen Mittelwert von 26,48 (SD = 11,04) für die Hauptskala „Emotionale Erschöpfung“, 7,49 (SD = 6,19) für „Depersonalisierung“ und 37,79 (SD = 7,32) für das reduzierte persönliche Leistungsempfinden. Außerdem wurde ermittelt, dass 13,1 % (n = 92) der an der Umfrage teilnehmenden Zahnmediziner von Burnout betroffen und 30,8 % burnoutgefährdet sind.
Schlussfolgerung: Die Resultate der vorliegenden Untersuchung zeigen im Vergleich zur Erstuntersuchung vor elf Jahren, dass für die Berufsgruppe der Zahnmediziner relativ konstante Stressoren und psychische Belastungsprofile vorliegen. Es demnach weiterhin das Ziel sein, die Morbidität des Burnoutsyndroms zu minimieren, für die Zukunft weitere Präventionskonzepte zu entwickeln und diese besser zugänglich zu machen.
Schlagwörter: Burnout, COVID-19-Pandemie, Präventionsbedarf, Stress, Zahnarzt, zahnärztliche Stressoren