Ziel: Unsere Studie hatte das Ziel, neben den Distanzen auch die räumlichen Beziehungen zwischen der zentrischen Kondylenposition und der maximalen Interkuspidation im Kiefergelenkbereich zu ermitteln und Konsequenzen für die zahnärztliche Praxis aufzuzeigen.
Material und Methoden: Die Untersuchungen erfolgten durch vier approbierte Kollegen an 81 Probanden, deren zentrische Kondylenpositionen mit sechs verschiedenen Arten von Checkbiss-Registraten festgelegt wurden. Die Oberkiefermodelle wurden nach individueller schädelbezogener Gesichtsbogenübertragung in Dentatus-Artikulatoren montiert, die Unterkiefermodelle mit einem Stützstiftregistrat exakt auf der Pfeilwinkelspitze zugeordnet. Die Messungen erfolgten mithilfe eines fünften Kollegen durch Umsetzen der Modelle in einen speziellen Messartikulator im Kondylarbereich. Aus je drei Registrierungen der zentrischen Kondylenposition mit jedem der sechs Registrate und je zweimaligem Zusammensetzen der Modelle in maximaler Interkuspidation bildeten wir Mittelwerte, auf deren Grundlage die Distanz- und die räumlichen Berechnungen erfolgten.
Ergebnisse: Die mittlere Entfernung der zentrischen Kondylenposition von der maximalen Interkuspidation betrug mit dem Mittelwert aller Registrate berechnet räumlich 0,86 ± 0,52 mm (Min: 0,05 mm; Max: 3,14 mm). Die entsprechende mittlere rein sagittale Distanz betrug 0,47 mm. Die Positionen der Kondylen in zentrischer Kondylenposition lagen im Mittel geringfügig dorsal und kranial der maximalen Interkuspidation, jedoch mit erheblichen Abweichungen in alle Raumrichtungen.
Schlussfolgerungen: Die maximale Interkuspidation führt die Kondylen aus der zentrischen Kondylenposition heraus in eine Lage, die räumlich um 0,8–0,9 mm und rein sagittal ca. 0,5 mm von der zentrischen Kondylenposition entfernt und im Mittel etwas anterior sowie kaudal liegt. Die räumliche Lage der Kondylen in maximaler Interkuspidation weist große Variationen in Bezug zu ihren zentrischen Positionen auf. Das kann erhebliche praktische Auswirkungen auf die zahnärztliche Tätigkeit beispielsweise bei
Präparationen endständiger Molaren oder bei der Interpretation von Ergebnissen aus Kondylenpositions-Messinstrumenten haben.
Schlagwörter: Statische Okklusion, maximale Interkuspidation, zentrische Kondylenposition, Reproduzierbarkeit, Kondylenpositionsmessinstrument, Kiefergelenk-Kompression, Kiefergelenk-Distraktion, freedom-in-centric