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Interview mit ZTM Alois C. Lubberich zu Wandel und Herausforderungen für die Zahntechnik

Er hat so manchen Wandel in der Zahnmedizin und Zahntechnik in den vergangenen Jahrzehnten erfolgreich gemeistert. Seine Laborgruppe hat er längst in die Hände seiner jüngeren langjährigen Mitarbeiter übergeben, und eigentlich könnte er sich nun am Tegernsee ganz zur Ruhe setzen. Aber das würde zu ihm nicht passen: Alois C. Lubberich ist immer noch nah dran am Geschehen – als Zahntechniker und als Unternehmer.

Herr Lubberich, Sie haben es in den vergangenen 20 Jahren immer wieder geschafft, Ihr gewerbliches Dentallabor erfolgreich in einem sich extrem stark wandelnden Markt neu zu positionieren. Was war eigentlich damals der Auslöser dafür, aktiv zu werden und die Dinge anders anzugehen als andere Laborinhaber?

Alois C. Lubberich: Also, gewandelt haben sich natürlich ein paar technische Dinge, aber aktiv war und bin ich immer noch, wenn es um die Kunden- und Mitarbeiterbeziehung und -pflege geht. Einen Kunden interessiert nicht so sehr, wie Sie seine Technik fertigen, er muss von der Betreuung über die Qualität und den Service das finden, was er sucht. Und dies – kleine Randbemerkung – möglichst effektiv und effizient.

Daran hat sich über die Jahrzehnte nicht so richtig etwas geändert. Ich denke, es ist die Frage, ob andere Kollegen das auch so sehen und in die Kundenbeziehung investieren. Ich habe sehr früh festgestellt, dass dies ein entscheidender Aspekt für den langfristigen Erfolg meines Labors ist, und es ist mir persönlich auch immer wichtig gewesen. Also bin ich hier aktiv geworden.

Technik ist und bleibt nur ein Werkzeug

Wie einigen anderen sehr unternehmerisch denkenden und aktiven Laborinhabern ist es Ihnen gelungen, sich auch gegen negative Markttrends zu behaupten und zu wachsen. Was sind für Sie heute die Kernpunkte für das Führen eines erfolgreichen Dentallabors?

Lubberich: Im Kern ist Führen: „Einstellung, Bewusstsein und Verhalten“. Das heißt zum Beispiel, Teams zu bilden mit unterschiedlicher Expertise – also mit Menschen arbeiten. Die Technik ist und bleibt nur ein Werkzeug. Man sollte daher die sogenannten „Trends“ nicht überbewerten. Oft wird mehr darüber gesprochen, als dass sie stattfinden.

Was hat sich im Rückblick nicht als zielführend erwiesen beziehungsweise war ein echter Fehlschlag?

Lubberich: Geholfen hat uns das Thema „Alte Werte – junge Power“–  das ist auch unser Jubiläumsslogan. In den vergangenen zehn Jahren ist Lubberich jährlich zweistellig gewachsen plus zusätzlichen Betriebsstätten, die wir dazugewonnen haben. Also kann ich von Fehlschlägen nicht so reden.

Auch die ganze Entwicklung von Lubberich lief im Prinzip in kleinen Schritten nach vorne. Kontinuität, Fleiß, Ausdauer und die richtigen Dinge tun, ist wohl das Erfolgsmodell.

Karriereplanung vom Azubi bis zum Gesellschafter

Sie haben Ihre Laborgruppe inzwischen in jüngere Hände übergeben. Viele Zahntechnikermeister und Laborinhaber beklagen, dass sie keine geeigneten Nachfolger finden. Wie haben Sie diese Herausforderung gemeistert?

Lubberich: Es gibt bei Lubberich schon sehr lange eine Karriereplanung vom Auszubildenden zum Gesellschafter. Unsere Nachwuchsförderung funktioniert: Einige junge Meister und Absolventen der Hochschule in Köln sitzen heute bei uns in verantwortlicher Position.

Wir haben übrigens alle diese Weisheiten schon publiziert und sind hier sehr offen – nicht zuletzt, weil ich weiß, dass zwischen Theorie und Praxis Welten liegen. Wer das nachlesen möchte, kann das also in „Unternehmen Zahntechnik“ tun.

Auch das Verhältnis zu den Kunden hat sich verändert und verändert sich weiter. Aktuell wird viel über Praxislabore diskutiert. Auch die Frage, ob und wie weit der Zahntechniker den direkten Kontakt zum Patienten braucht oder am Patienten tätig werden soll und muss, bewegt die Gemüter. Was ist für Sie die Grundlage einer guten Kundenbeziehung zwischen Labor und Zahnarztpraxis?

Lubberich: Ja, das sind wieder diese sogenannten „Trends“. Ich zitierte: Aktuell wird über Praxislabore diskutiert. Das stimmt meinerseits so nicht: Große Praxen machen sich Gedanken über digitale Praxislabore, große Praxen kooperieren mit großen Laboren – auch im Bereich Digitalisierung. Aber ich glaube, insgesamt ist der „Trend“ der Praxislabore rückläufig. Auch das Antikorruptionsgesetzt lässt grüßen. Wir haben zurzeit einige Anfragen von Praxen, die ihr Labor abgeben möchten.

Hier gilt das, was ich schon zu Beginn über die Kundenbeziehung gesagt habe: Wer mit seinen Kunden spricht, eine gute Kundenbeziehung pflegt, sich klar positioniert, der macht sich weitgehend unabhängig von solchen „Trends“. Wir betreiben schon seit mehr als zehn Jahren eine Patientenberatung bei uns im Labor für unsere Kunden. Ca. 20 Patienten täglich erhalten hier Beratung, Zahnfarbe, Anprobe, Finish etc. Wir haben hierfür ein spezielles Team aus verschiedenen Experten ausgebildet.

Ästhetik und Funktion nur mit exzellenten Laboren

Digitalisierung, Generationenwechsel, Investoren und Kettenbildung bei Laboren und Praxen – Was sind aus Ihrer Sicht derzeit die treibenden Kräfte und Trends für die dentale Welt? Und wohin geht die Reise?

Lubberich: Eine gute Kundenbindung geht nur über den ganz persönlichen Kontakt. Bei uns ist Kundenbindung „Chefsache“.

Vor 25 Jahren habe ich in Koblenz die DGÄZ gegründet. Damals war das ein Unding, sich mit Ästhetik in der Zahnheilkunde zu beschäftigen. Die Amerikaner, ja, aber wir …? Meine Prognose ist: In weiteren fünf bis zehn Jahren gehen Ästhetik und Funktion nur mit exzellenten Laboren. Ich habe vor 40 Jahre in einer Uniklinik gelernt. Die Studenten haben damals im Vorphysikum Zähne geschnitzt. In manchen Universitäten wird das wohl heute noch praktiziert. In anderen Unis gibt es Gott sei Dank diesen Anachronismus der Zahntechnik nicht mehr. Es gibt mit Verlaub auch wichtigere Themen für Zahnmediziner – auch in der Fortbildung.

Die Prognose, dass aufwendigere Restaurationen und Ästhetik eher zunehmen, bei gleichzeitig verloren gehender Expertise der Zahnärzteschaft in der Prothetik, lässt keinen anderen Schluss zu, das in Zukunft nur exzellente Meister beziehungsweise Labore mit dem Patienten arbeiten.

Ob das immer in der Zahnarztpraxis sein muss, ist die Frage. Wir machen das in einem wunderbar ausgestatten Raum, wo auch die Zahnfarbe bestimmt wird und Experten aus anderen Fachgebieten hinzugezogen werden können. Unsere Kunden bestätigen uns immer, dass das der professionellere Weg ist, und die Patienten sind auch immer ganz beeindruckt zu erleben, wo ihr Zahnersatz hergestellt wird.

Tatsache ist, dass sich ein paar Industriegroßmächte vorstellen, dass Digitalisierung anders läuft. Aber zum Wohle des Patienten und der Zahnärzteschaft ist doch die Qualität der Prothetik wichtig und das Prozedere muss funktionieren. Die Zahnärzteschaft wäre gut beraten, wenn sie hier proaktiv und pro Zahntechnik mit uns agieren würden. Digitalisierung ist möglich, aber nur mit exzellenten Laboren.

Noch die Frage nach der Trendwende: Also hier ist der Begriff „Trendwende“ in der Tat angebracht, und ihre treibenden Kräfte werden die Investoren sein. Schauen wir auf die holländischen Zahnärzte – da habe ich ein paar Freunde, die behaupten, in fünf bis zehn Jahren werde es dort keine kleinen Einzelpraxen mehr geben. Bei Laboren sehe ich auch eine große Bewegung am Markt.

Wohin die Reise geht, das können wir nur im Schulterschluss mit guten, innovativen Praxen gestalten. Ich glaube, die Chancen waren noch nie so gut.

ZTM Alois C. Lubberich, Koblenz (Foto: Lubberich Dental)

Alois C. Lubberich ist in Brohl am Rhein geboren. Seine Aus- und Weiterbildung zum Zahntechniker hat er an der Universitätsklinik in Bonn absolviert und bei Lernaufenthalten in der Schweiz erweitert. Nachdem er mit 23 Jahren seine Meisterprüfung in Düsseldorf ablegte, gelang es ihm bereits im Alter von 24 Jahren, sein eigenes Dentallabor in Koblenz zu gründen. Mit mehr als 100 Beschäftigten und mehreren Standorten ist das Dentallabor Lubberich heute das größte Dentallabor in Rheinland-Pfalz und dient als Referenzlabor der wichtigsten Industriepartner innerhalb der Branche.
Schon früh suchte Lubberich den Kontakt zu Unternehmensberatern und Hochschulen, um davon für seine Laborentwicklung zu profitieren und neue, wissenschaftliche Methoden der Unternehmensführung und Marktentwicklung zu nutzen.
Lubberich ist auch Autor des Buchs „Unternehmen Zahntechnik“ (Quintessenz), das die Grundlagen moderner Labor- und Unternehmensführung beschreibt und die langjährigen Erfahrungen des Autors widerspiegelt.


Titelbild und alle Bilder im Beitrag: Lubberich Dental, Koblenz
Unternehmen Dentallabor Digitale Zahntechnik Menschen

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