Mundhygienemaßnahmen vor einem operativen Eingriff werden gegenwärtig vor allem bei Herzpatienten und Patienten auf Intensivstationen eingesetzt. In mehreren Metaanalysen konnte nachgewiesen werden, dass unter anderem die intraorale Anwendung von Chlorhexidin bei kardialen Eingriffen dazu beiträgt, postoperativen Pneumonien vorzubeugen. Einem Team aus dem chinesischen Chengdu zufolge scheint sich dieser Effekt auch bei nichtkardialen Operationen zu bestätigen (Surgery 2021; online 3. Juni), meldet die Ärztezeitung am 10. Juni 2021.
Postoperative Pneumonierate signifikant gesenkt
In ihrer Metaanalyse haben Shiqi Liang und Kollegen von der Sichuan-Universität in Chengdu die Resultate von sieben randomisierten kontrollierten Studien (RCT) sowie drei Beobachtungsstudien zusammengefasst. In den RCT mit insgesamt 1.773 Teilnehmern sank die Inzidenz postoperativer Lungenentzündungen bei perioperativer Anwendung von Chlorhexidin gegenüber einer Kontrollgruppe signifikant (relatives Risiko, RR 0,60). Wie die Forscher berichten, war die Wahrscheinlichkeit einer Lungenentzündung 1,67mal höher, wenn die präventive Maßnahme nicht zum Einsatz gekommen war. An den Beobachtungsstudien hatten insgesamt 12.528 nichtkardiologische Chirurgiepatienten teilgenommen. Bei den mit Chlorhexidin behandelten Patienten lag die Pneumonierate nach dem Eingriff bei 0,4 Prozent, in der Vergleichsgruppe bei 1 Prozent. Die Inzidenz hatte sich damit auch hier signifikant verringert (Odds Ratio, OR 0,26). Auf die Mortalität schienen die Mundhygienemaßnahmen bei den nichtkardialen Eingriffen keinen nennenswerten Einfluss zu haben, allerdings berücksichtigte nur eine einzige RCT explizit die Sterberate.
PZR wahrscheinlich nicht nötig
Liang et al. gehen davon aus, dass es bei nichtkardiologischen Patienten wahrscheinlich keiner professionellen Zahnreinigung bedarf, um das Pneumonierisiko maßgeblich zu senken. Zumindest zeigten weiteren neun japanische Beobachtungsstudien ähnliche Ergebnisse, wenn ein Zahnarzt am Werk gewesen war (OR 0,63). In der Hauptanalyse hatte die Aufgabe der Krankenschwester darin bestanden, die Patienten zum Gurgeln mit Chlorhexidin-Lösung anzuleiten oder Mundhöhle und Zähne eigenhändig mit der Lösung zu reinigen. Die Chlorhexidin-Konzentrationen variierten in den einzelnen Studien zwischen 0,12 und 0,20 Prozent. Die Anwendungen wurden zwischen ein- und viermal pro Tag (an mindestens einem Tag) durchgeführt, in einigen Fällen nur prä-, meist aber sowohl prä- als auch postoperativ.
Wie die Autoren betonen, waren außer den Mundhygienemaßnahmen in sämtlichen Studien Basismaßnahmen zur Pneumonieprophylaxe zum Einsatz gekommen, wie pulmonale Prähabilitation, Anheben des Kopfendes am Bett, frühzeitige Mobilisation und Patientenschulung. Bevor man die Mundhygiene mit Chlorhexidin bei nichtkardiologischen Patienten definitiv propagieren kann, sind nach Ansicht der Autoren noch weitere Studien erforderlich: Insbesondere zum Timing, zur Frequenz und nicht zuletzt zur Sicherheit der Chlorhexidin-Anwendungen gebe es noch Forschungsbedarf.