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Drei Fragen an Prof. Dr. Filippo Graziani zu aktuellen Studienergebnissen zu einem minimal-invasivem Ansatz in der PAR-Therapie

Prof. Dr. Filippo Graziani, Professor für Parodontologie an der Universität von Pisa, Italien, ist ein bekannter und international renommierter Parodontologe. Seit März dieses Jahres ist er Präsident der European Federation of Periodontology (EFP). Graziani ist auch Gastprofessor an der Universität von Hongkong und am University College London (UK).


Prof. Dr. Filippo Graziani (Foto: privat)

Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören regenerative Verfahren in der Parodontologie, unter anderem der Einsatz von Schmelzmatrixproteinen (EMD). Im Interview mit der Zahnärztin und Fachjournalistin Dr. Aneta Pecanov-Schröder äußert er sich über die Entwicklung und die ersten Studienergebnisse zu einem neuen, minimal-invasiven Therapieansatz mit Schmelzmatrixproteinen.

Prof. Graziani, Sie waren an der Entwicklung von Straumann Emdogain Flapless beteiligt und haben eine eigene klinische Studie hierzu durchgeführt [1]. Was war das Ziel Ihrer Untersuchung und wie sind Sie vorgegangen?

Prof. Dr. Filippo Graziani: Die Anwendung von Emdogain, das wir seit mehr als 20 Jahren in der Pardontalchirurgie verwenden, ist jetzt auch in einer nicht-chirurgischen Umgebung, also ohne Lappenbildung möglich. Ziel unserer Studie war es, die klinischen Ergebnisse nach einer geschlossenen Parodontitisbehandlung (SRP, Scaling und Root Planing) mit und ohne Anwendung des Schmelzmatrixderivats (EMD) zu vergleichen.

Dafür haben wir 38 Patienten mit Parodontaltaschen (PPD, probing pocket depth) ≥ 6 Millimeter in zwei Gruppen randomisiert aufgeteilt; die eine Gruppe erhielt SRP, die andere SRP plus EMD. Die parodontalen Parameter wurden zu Studienbeginn (Baseline) sowie nach drei Monaten festgehalten, Serumproben wurden zu Studienbeginn, an Tag 1 und Tag 90 nach der Behandlung entnommen. Wir wählen eine solche Tiefe der Taschen, um die Stellen zu identifizieren, die eine Operation erfordern könnten.

Zu welchen Ergebnissen ist es gekommen?

Graziani: Beide Behandlungen lösten am ersten Tag ein akutes Entzündungsgeschehen aus, das nach drei Monaten auf die Ausgangswerte zurückging. Dabei zeigte der D-Dimer- und der Cystatin-C-Spiegel der „SRP + EMD“-Gruppe 24 Stunden nach der Behandlung im Vergleich zur SRP-Gruppe keinen starken Anstieg. Ein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen wurde für D-Dimer-Proteine beobachtet (p < 0,001), einem Biomarker für die Fibrinolyse.

Interssanterweise war EMD FL ebenso mit einer besseren parodontalen Heilung verbunden, wie durch die stärkere PPD-Reduktion und eine höhere Anzahl von Fällen (30 Prozent höher) ohne verbleibende Parodontaltaschen ≥ 6 Millimeter nach drei Monaten gezeigt wurde. Somit waren weniger chirurgische Eingriffe erforderlich.

Profitieren Patienten und Behandler von Emdogain FL? Welche Schlussfolgerungen ziehen Sie aus den Untersuchungsergebnissen?

Graziani: Sowohl die Ergebnisse hinsichtlich des lokalen als auch des systemischen Geschehens lassen den Schluss zu, dass die Anwendung von Emdogain FL ohne Lappenbildung zu einer geringeren Fibrinolyse und einer besseren parodontalen Heilung tiefer Taschen führt. Ich glaube persönlich stark daran, dass es eines der Ziele der modernen Parodontologie ist, den OP-Bedarf zu reduzieren. Niemand möchte operiert werden! Diese Ergebnisse sind vielversprechend und ich freue mich auf die Ergebnisse unserer nächsten Studien.

English Version: „It is one of the aims to reduce the need for surgery“

Mehr zum Thema: „Expertenrunde: Schmelzmatrixproteine und minimal-invasive Therapie“

Literatur


[1] Graziani F, Gennai S, Petrini M, Bettini L, Tonetti M: Enamel matrix derivative stabilizes blood clot and improves clinical healing in deep pockets after flapless periodontal therapy: A Randomized Clinical Trial. J Clin Periodontol. 2019 Feb;46(2):231-240. doi: 10.1111/jcpe.13074.


Titelbild: Applikation von Emdogan FL, Foto: Prof. F. Graziani, Verwendung mit freundlicher Genehmigung, aus: Graziani F, Gennai S, Petrini M, Bettini L, Tonetti M. Enamel matrix derivative stabilizes blood clot and improves clinical healing in deep pockets after flapless periodontal therapy: A Randomized Clinical Trial. J Clin Periodontol. 2019 Feb; 46(2):231-240.
Bibliografía: Quintessence News Parodontologie Chirurgie

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