Gerade bei Intubierten scheint tägliches Zähneputzen nicht nur das Pneumonierisiko zu senken, sondern auch den Aufenthalt auf der Intensivstation zu verkürzen und die Sterblichkeit zu reduzieren, berichtet die Ärztezeitung online vom 18. Dezember. Nach den Ergebnissen eines systematischen Reviews mit einer Metaanalyse von 15 randomisiert-kontrollierten klinischen Studien ist tägliches Zähneputzen womöglich eine wirksame Methode zur Prävention nosokomialer Lungenentzündungen (Hospital Acquired Pneumonia, HAP). Es profitieren vor allem Menschen, die maschinell beatmet werden.
„Trotz der Häufigkeit und Morbidität der HAP gibt es kaum Konsens, wie man sie am besten verhindert“, schreiben Dr. Selina Ehrenzeller, Infektiologie, Universitätsklinikum Basel, Schweiz, und Prof. Michael Klompas von der Harvard Medical School, Boston, in ihrem JAMA Beitrag, ebenfalls vom 18. Dezember (JAMA Intern Med. 2023; online 18. Dezember [https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/article-abstract/2812938]).
Putzen effektiver als spülen
Die Verwendung von Chlorhexidin zur Mundspülung ist umstritten. „Tatsächlich könnte Zähneputzen effektiver als Antiseptika dabei sein, die mikrobielle Belastung zu reduzieren, da mechanisches Bürsten im Vergleich zu Antiseptika Plaque und andere Biofilme besser entfernen kann.“ So war Zähneputzen in der Metaanalyse einer Population von 2.786 hospitalisierten Patienten und Patientinnen gegenüber der Pflege ohne Zähneputzen mit einem um 33 Prozent reduzierten HAP-Risiko assoziiert, und die Mortalität auf der Intensivstation (ITS) verringerte sich um 19 Prozent. Die Reduktion der Pneumonieinzidenz war dabei bei maschinell Beatmeten signifikant, nicht aber bei Patienten, die nicht intubiert waren.
Auf der ITS verkürzte sich durch das Zähneputzen die Zahl der Tage am Beatmungsgerät um durchschnittlich 1,24 Tage, der ITS-Aufenthalt selbst um 1,78 Tage. Mehr als zweimal am Tag die Zähne zu putzen, brachte keinen Zusatznutzen. Auf die Krankenhausaufenthaltsdauer außerhalb der ITS und den Antibiotikagebrauch hatte das Zähneputzen keinen Einfluss.
Aspiration von Mundflora
Als häufigste und mit der größten Mortalität assoziierte nosokomiale Infektion betrifft die HAP ein Prozent aller Krankenhauspatienten. Sie geht mit einer erhöhten Sterblichkeit, längeren Klinikaufenthalten und erhöhten Kosten einher. Aufgrund der Annahme, dass Mikro- und Makroaspirationen von Mundflora Lungenentzündungen triggern, empfehlen viele Mediziner und Medizinerinnen eine konsequente Mundhygiene. Die Protokolle an den Kliniken unterscheiden sich jedoch. Aufgrund früherer, widersprüchlicher Daten, vor allem auch zu Chlorhexidin-Mundspülungen, herrscht Unsicherheit.
Mit der aktuellen Studie wird der Weg für Selina Ehrenzeller und Michael Klompas klarer: „Diese Ergebnisse legen nahe, wie wichtig es ist, Regelungen und Programme zu entwickeln, um tägliches Zähneputzen bei hospitalisierten Patienten zu fördern, besonders bei denen, die eine mechanische Beatmung erhalten.“