0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filtro
2104 Vistas

Geschlechteraspekte in der Schmerzmedizin stärker berücksichtigen – unterschiedliche Wirkung und Nebenwirkungen von Schmerzmitteln

(c) Anana_go/Shutterstock.com

Frauen und Männer empfinden Schmerzen unterschiedlich und auch Schmerzmedikamente wirken geschlechtsabhängig. Prof. Dr. Dr. Bettina Pfleiderer, Leiterin der Arbeitsgruppe „Cognition & Gender“ an der Klinik für Radiologie der medizinischen Fakultät der Universität Münster, forderte in ihrem Exzellenzvortrag zum Auftakt des Deutschen Schmerz- und Palliativtags Mitte März 2024, dieses Wissen in der Schmerzmedizin stärker zu berücksichtigen.

Schon im 19. Jahrhundert wurde behauptet, dass Frauen empfindlichere Nerven hätten. Moderne wissenschaftliche Erkenntnisse bestätigen eine niedrigere Schmerzschwelle bei Frauen. Etwa 70 Prozent der Menschen, die unter chronischen Schmerzen leiden, sind weiblich. „In Studien zur Untersuchung von Schmerzmitteln spiegelt sich dieses Geschlechterverhältnis jedoch noch nicht wider, was zu verzerrten Ergebnissen führt“, kritisiert Pfleiderer.

Viele unterschiedliche Faktoren berücksichtigen

Bei der Untersuchung geschlechtersensibler Aspekte in der Schmerzmedizin müssen zahlreiche Faktoren berücksichtigt werden, die die Schmerzverarbeitung beeinflussen. Dazu gehören Gene, Hormone, Alter, soziale Faktoren, vorherige Schmerzerfahrungen und auch das Gehirn. Frauen empfinden beispielsweise Druckschmerz stärker als Männer, unter anderem aufgrund ihrer dünneren Haut. Das weibliche Hormon Östrogen erhöht ebenfalls die Schmerzempfindlichkeit, während Testosteron Schmerzreize eher dämpft. Vielen Schmerzmedizinern ist nicht bewusst, dass die Strukturen des Gehirns, die in der Schmerzverarbeitung involviert sind, auch Östrogenrezeptoren aufweisen.

Geschlechtsabhängige Wirkung und Nebenwirkungen von Schmerzmitteln

Deshalb sind auch die Wirkungen und Nebenwirkungen von Schmerzmitteln geschlechtsabhängig. Bei Paracetamol gibt es zwar keinen geschlechtsabhängigen Effekt auf die schmerzlindernde Wirkung, aber die Ausscheidung unterscheidet sich deutlich und ist bei Frauen um etwa 30 Prozent reduziert. Das führt dazu, dass Überdosierungen oder langfristige Anwendungen bei Frauen schneller zu irreversiblen Leberschäden führen als bei Männern. Bei Opioiden hingegen machen sich geschlechtsspezifische Unterschiede sowohl in der Wirkung als auch in den Nebenwirkungen bemerkbar. Für lipophile Opioide beispielsweise ist der höhere Fettanteil von Frauen klinisch relevant und das Bindungspotenzial bei Frauen deutlich höher, erläuterte Pfleiderer.

Wissen zu Geschlechtsunterschieden in der Schmerzmedizin noch unzureichend

Das Wissen über geschlechtsabhängige Unterschiede in der Schmerzmedizin ist jedoch noch nicht weit verbreitet. In einer Umfrage unter mehr als 2.000 Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der medizinischen Fakultäten der Universitäten Münster und Duisburg-Essen konnten nur 30 Prozent der Befragten die Fragen zu geschlechtsspezifischen Unterschieden in der Schmerzmedizin richtig beantworten.

Geschlecht des Studienleiters beeinflusst das Ergebnis

Ein weiterer Faktor, der die Studienergebnisse verzerren kann, ist das Geschlecht der Studienleiter. Das hätten Studien mit Mäusen und Ratten gezeigt. Die Tiere wurden mit T-Shirts konfrontiert, die von Männern getragen wurden, was zu physiologischen Stressreaktionen und einer geringeren Schmerzwahrnehmung führte. Der Grund dafür sei eine stressinduzierte Analgesie gewesen. Pfleiderer forderte daher eine verpflichtende stärkere Berücksichtigung des Geschlechts in Studien sowie die Angabe des Geschlechts der Versuchsleiter, um Ergebnisse zu standardisieren.

Bio-psycho-soziales Schmerzmodell mit Geschlechtsaspekt

Ein erster Schritt ist aus ihrer Sicht die stärkere Berücksichtigung des Geschlechtsaspekts im bio-psycho-sozialen Schmerzmodell. Aktuell wird der Geschlechtsaspekt nur in der Kategorie „sozial“ genannt. Aber auch in den Kategorien „bio“ und „psycho“ sind geschlechtsspezifische Aspekte hoch relevant und sollten entsprechend aufgeführt und berücksichtigt werden, so Pfleiderer.

 

Bibliografía: Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin Interdisziplinär Zahnmedizin Patientenkommunikation

¡AdBlocker activo! Por favor, espere un momento...

Nuestros sistemas informan de que está utilizando un software AdBlocker activo, que bloquea todo el contenido de la página para ser cargado.

Lo justo es justo: Nuestros socios de la industria ofrecen una importante contribución al desarrollo de este sitio de noticias con sus anuncios. Encontrará un claro número de estos anuncios en la página de inicio y en las páginas de artículos individuales.

Por favor, ponga www.quintessence-publishing.com en su «adblocker whitelist» o desactive su software de bloqueo de anuncios. Gracias.

Más noticias

  
21. nov 2024

Der Beginn der „stillen Revolution“ in der Zahnheilkunde

Das Cerec-System: Von der Inlay-Maschine zur Netzwerk-Instanz (1) – Prof. em. Dr. Dr. Werner Mörmann skizzierte Status und Zukunft
20. nov 2024

Überraschende Erkenntnisse zur Blutbildung

Forschende der Uni Mainz und des MPI decken vielversprechende Eigenschaften des Schädelknochenmarks auf
15. nov 2024

Mehr als Füllungen und Kronen: künftige Entwicklungen in der Zahnmedizin

Antrittsvorlesung von Prof. Falk Schwendicke an der LMU München handelte von aufsuchender Versorgung, KI und Prävention
14. nov 2024

Zahnfleischgesundheit ist wichtiger Teil der Diabetesversorgung

EFP weist zum Weltdiabetestag am 14. November auf Verbindungen von Zahnfleischerkrankungen und Diabetes hin
8. nov 2024

Endo, Kronen-Wurzelfraktur, Kindergartenkinder und Ü50-KFO

Die Quintessenz Zahnmedizin 11/2024 zeigt Bandbreite der zahnmedizinischen Disziplinen und Patientengruppen
8. nov 2024

eVerordnung für Hilfsmittel direkt auf das Smartphone

Weiterer Baustein zur Digitalisierung des Gesundheitswesens – Kassen stellen Apps zur Verfügung
7. nov 2024

Ein Plus für Erweiterung und Neuausrichtung: AGK+

Namenserweiterung der AG Keramik steht für neue Aufgaben und Inhalte
6. nov 2024

Erkältung oder Grippe?

Ärztin Solveig Haw zu den Unterschieden, Symptomen und wann ein Arztbesuch nötig ist