Deutschland war beim IFDAS (International Federation of Dental Anesthesiology Societies) Weltkongress in Nara, Japan stark vertreten. IFDAS-Präsident und Direktor der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universität Mainz, Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas, betonte in seiner Eröffnungsansprache den engen wissenschaftlichen Austausch zwischen den anwesenden Experten: „Neben den modernen Mitteln der globalen Kommunikation, wie Internet und E-Mail, gibt es keinen Ersatz für die persönlichen Gespräche und fachlichen Diskussionen, wie sie seit Jahrzehnten beim IFDAS-Kongress praktiziert werden.“
Eine internationale Analyse von Dr. Anna Franzen aus Stuttgart zeigte Deutschland mit einem breiten Angebot an zahnärztlichen Lachgassedierungen zwar im oberen Mittelfeld, aber noch mit Aufholbedarf in der oralen und intravenösen Sedierung durch Zahnmediziner. England und Amerika sind weit voraus, andere Länder wiederum haben aber riesige Lücken und bieten zum Teil noch gar keine Sedierungsverfahren durch Zahnärzte an, so um Beispiel Russland. Ein Grund mehr, warum die Wahl des nächsten Präsidenten an Prof. Dr. Natalia Letunova von der Moscow State University of Medicine and Dentistry ging. Prof. Letunova betonte die Patientensicherheit als eine der vordringlichsten Aufgaben und kündigte den nächsten Weltkongress im Jahre 2021 in Moskau an.
Interimskongress in den USA
Dr. Dr. Wolfgang Jakobs (BDO) wurde im Amt des Schatzmeisters bestätigt und konnte in seinem Bericht die finanzielle Gesundheit von IFDAS bestätigen. Neu ernannt wurde Dr. Frank G. Mathers, Anästhesist aus Köln, als europäischer Koordinator in Fragen der dentalen Sedierung. Mathers, Präsident der Deutschen Gesellschaft für dentale Sedierung (DGfdS), erörterte die Unterschiede im Angebot von Sedierungsverfahren im vereinten Europa. Er versprach, sich für die weitere Integration innerhalb der EU einzusetzen und merkte an, dass er „in Moskau in 2021 Bericht erstatten werde“. Angedacht ist eine Interimskonferenz in den USA im kommenden Jahr, um die Aktivitäten innerhalb der EU mit Nord- und Südamerika abzustimmen.
Internationale Gegensätze in der Alterszahnmedizin
An drei vollgepackten Tagen wurden neue und bewährte Techniken der dentalen Sedierung präsentiert. Durchgehend einig waren sich alle Experten in der Forderung, die Patientensicherheit und den Patientenkomfort an die erste Stelle zu setzen. Dieses Ziel wurde weitgehend erreicht und es gibt kaum schwerwiegende Zwischenfälle zu beklagen. Grundlage dafür ist die ärztlich und zahnärztlich geleitete solide Ausbildung der Zahnmediziner, die kompromisslos umgesetzt werden muss, um den erreichten Standard zu erhalten. Gegensätze wurden vor allem in der Alterszahnmedizin deutlich: Japan setzt sich bewusst und dezidiert mit der Sedierung von älteren Patienten auseinander. Die Notwendigkeit ergibt sich aus der japanischen „super-aged society (Hotoshi Niwa)“, die stark an die Situation in Deutschland erinnert. Im Gegensatz dazu verbieten die australischen Richtlinien jede zahnärztlich geführte Sedierung bei Patienten über 65 Jahren. Eine wissenschaftlich nicht zu haltende Regelung, denn eine potenzielle Patientengefährdung ist nicht altersabhängig, sondern gekoppelt an eventuelle schwere Begleiterkrankungen, wie Nancy Chen in einer Studie zeigen konnte.
Zahnärztliche Fachrichtung Anästhesiologie
Ungewohnt aus deutscher Sicht ist der zahnärztliche Facharzt für Anästhesiologie, wie er in den USA, England und Kanada üblich ist. Von den speziellen zahnärztlichen Erfahrungen dieser einzigartigen Kollegen und deren Doppelkompetenz konnten alle Teilnehmer profitieren.
Zusammenfassend konnte dieser Weltkongress Zahnärzte aus aller Welt enger zusammenbringen und das globale Thema Angstmanagement, Sedierung und Anästhesie auf einen gemeinsamen Nenner bringen. Der freie Austausch von Wissen und Information wird weltweit dazu beitragen, die Patientenversorgung zu verbessern und auch in Deutschland einen positiven Beitrag leisten zu der wissenschaftlich validierten, qualifizierten und sicheren Sedierung durch Zahnärzte.
Dr. Frank G. Mathers, Köln
Das Titelbild zeigt den Vorstand der IFDAS, vordere Reihe (von links) Editor Dr. Steve Ganzberg, Präsident Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas, Schatzmeister Dr. Wolfgang Jacobs und Vorstandsmitglied Prof. Eliezer Kaufman. Hintere Reihe (von links) President elect Prof. Tatsuya Ichinohe, Takao Ayuse, IFDAS Area Councillor for Asia-Pacific, Generalsekretär Prof. Kazu-ichi Yoshida, daneben der europäische Koordinator Dr. Frank G. Mathers, Dr. Natalia Letunova, Dr. Marty Peters, Dr. Karen Crowley und Dr. James Phero. Bild: IFDAS