Die Suche nach qualifiziertem nichtärztlichen Personal wird für niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten immer schwieriger. Über zwei Drittel der Vertragsarztpraxen erwarten für 2021/2022 substanzielle Probleme, geeignetes Personal auf dem Arbeitsmarkt zu finden. Allein mit mehr Ausbildung in den Praxen und finanziellen Anreizen ist das Problem nicht mehr zu lösen.
Das ergab eine Sonderbefragung des Zi-Praxis-Panels (ZiPP) zur „Personalsituation in Praxen der vertragsärztlichen und psychotherapeutischen Versorgung“ für 2019/2020 des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi), an der etwa 5.300 Praxen teilgenommen haben.
Qualifiziertes Personal wechselt an Kliniken
Die Mehrheit der Befragten stufte die Verfügbarkeit von kompetentem Personal auf dem Arbeitsmarkt als äußerst schlecht ein. Mehr als zwei Drittel der Vertragsarztpraxen erwarten auch für die kommenden Jahre 2021/2022 substanzielle Probleme, geeignetes Personal auf dem Arbeitsmarkt zu finden. Deutlich mehr als die Hälfte bilden daher nichtärztlichen Fachkräftenachwuchs aus. Etwa ein Viertel dieser Praxen sind allerdings von Abwanderung ihres ausgebildeten Personals betroffen. Aufgrund von Personalmangel hatten bereits rund 15 Prozent der Praxen ihr Leistungsangebot zeitweise eingeschränkt.
„Immer häufiger machen Krankenhäuser das Rennen um die gut ausgebildeten nichtmedizinischen Fachkräfte“, sagt Zi-Vorstandsvorsitzender Dr. Dominik von Stillfried. „Das wundert nicht, denn seit Jahren steigt der Orientierungswert und damit der Preis pro Leistung für Krankenhäuser stärker als der für Vertragsarztpraxen.“
Vergütungsschere zwischen Klinik und Praxis schließen
Zwischen 2016 und 2020 sei dieser für Krankenhäuser um 15,02 Prozent gestiegen, für Vertragsarztpraxen lediglich um 6,96 Prozent. Für das Jahr 2021 habe sich dies fortgesetzt, fügt von Stillfried hinzu. „Für Kliniken beträgt der Anstieg 2,6 Prozent, für Kassenarztpraxen lediglich 1,25 Prozent. Die Preise für stationäre Leistungen werden dann seit 2016 um 18,63 Prozent, die für vertragsärztliche Leistungen nur um 8,30 Prozent gestiegen sein.“
Vor diesem Hintergrund ist es von Stillfried zufolge kein Wunder, dass es Krankenhäusern leichter fällt, höhere Tarifgehälter zu zahlen. Werde hier nicht nachgesteuert und die Vergütungsschere zwischen Klinik und Praxis geschlossen, „drohen auch für Patientinnen und Patienten spürbare Engpässe in den Praxen“.
Sonderzahlungen für Praxispersonal
Aufgrund von Personalmangel hatten bereits rund 15 Prozent der Praxen ihr Leistungsangebot zeitweise eingeschränkt. Um ihre Fachkräfte zu binden, haben knapp drei Viertel der vertragsärztlichen Praxen ihrem Personal Sonderzahlungen und Zuschläge gewährt und dafür durchschnittlich jeweils 4.400 Euro pro Jahr aufgewendet. Während der Corona-Pandemie sind zudem von mehr als zwei Dritteln der Vertragsarztpraxen steuerfreie „Corona-Sonderzahlungen“ ausgezahlt worden.
ZiPP-Sonderumfrage zur Personalsituation
Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung führt das ZI-Praxis-Panel jährlich im Auftrag der KBV und der Kassenärztlichen Vereinigungen durch. Es untersucht damit die Wirtschaftslage und die Versorgungsstrukturen in den Praxen niedergelassener Ärzte und Psychotherapeuten. In die Analyse fließen Daten zur kassen- und privatärztlichen Tätigkeit ein. Bei dieser Umfrage handelt es sich allerdings um eine Sonderbefragung. Diese fand im ersten Halbjahr 2021 per Online-Fragebogen im Rahmen der jährlichen ZiPP-Erhebung statt. Von den gut 53.000 angeschriebenen Praxen haben fast 5.300 Praxisinhaber Angaben gemacht.