Das von der Bundesregierung 2022 eingeführte GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-FinStG) fährt die Mittel für eine moderne Parodontitisversorgung unverantwortlich zurück. Damit kann der bestehende Behandlungs- und Nachsorgebedarf nicht therapiert werden, so die Zahnärzteschaft in Westfalen-Lippe.
Die Zahnärzteschaft in Westfalen-Lippe ist daher in großer Sorge: Diese Kürzungen bedeuteten eine massive Einschränkung der zahnärztlichen Versorgung für die Bevölkerung. Die Parodontitis sei eine echte Volkskrankheit und betreffe Millionen Bürgerinnen und Bürger, so die Zahnärzte. Auf dem größten deutschen Zahnmediziner-Kongress in Gütersloh haben sich Ende März zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einer Resolution direkt an Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach gewandt, um die unhaltbare drastische Budgetierung dieses Leistungskomplexes wieder aufzuheben.
Leistungen gekappt, die gerade erst eingeführt worden waren
Dr. Holger Seib, Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KZVWL), erklärt: „Als Vertretung der Zahnärzteschaft in Westfalen-Lippe können wir diese Kürzungen des Behandlungsbudgets nicht akzeptieren. Sie gefährden die zahnärztliche Versorgung unserer Patienten, gerade bei der Behandlung von Parodontitis. Das GKV-FinStG kappt jetzt Leistungen, die nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft – und mit Blick auf eine künftige Entlastung der gesetzlichen Krankenkassen – erst im Juli 2021 eingeführt wurden. Das war ein echter Meilenstein in der zahnmedizinischen Versorgung. Und nicht mal 1,5 Jahre später werden die dafür notwendigen Mittel wieder gestrichen. Wir fordern die Politik auf, die Kürzungen bei der Parodontitistherapie zurückzunehmen.“
Vorsorge und Zahnerhalt besser und günstiger als Zahnersatz
Jost Rieckesmann, Präsident der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe, ergänzt: „Die strikte Budgetierung von zahnärztlichen Leistungen spart an der völlig falschen Stelle. Vorsorge und Zahnerhalt sind besser und günstiger als Zahnersatz. Überdies können durch eine moderne Parodontitis-Behandlung negative Auswirkungen bei Herz-Kreislauferkrankungen, beim Diabetes, beim Rheuma oder während der Schwangerschaften wirksam gemindert oder vermieden werden. Die Zahnärzteschaft protestiert geschlossen gegen diese fatale Sparpolitik auf dem Rücken der Patientinnen und Patienten.“
Parodontitis muss man behandeln
„Im Erwachsenenalter gehen im Durchschnitt mehr Zähne durch eine Parodontitis verloren als durch Karies. Am Anfang verursacht Parodontitis keine Schmerzen, daher bemerken viele Betroffene die Erkrankung teilweise über Jahre nicht. Typische Symptome sind gerötetes, entzündetes Zahnfleisch, Zahnfleischbluten und Mundgeruch sowie Zahnfleischrückgang, Zahnlockerungen oder gar Zahnverlust. Eine Parodontitis sollte daher immer behandelt werden. Aktuell ist laut aktueller Deutscher Mundgesundheitsstudie (DMS V) jeder zweite Erwachsene in unterschiedlicher Ausprägung von dieser gravierenden chronischen Erkrankung betroffen“, heißt es in der gemeinsamen Pressemeldung von Kammer und KZV Westfalen-Lippe.