Lithium-Disilikat hat sich aufgrund seiner vorteilhaften mechanischen und ästhetischen Eigenschaften als Material unter anderem für Kronen, Veneers und Inlays etabliert. Um eine möglichst langfristige und verlässliche Haftung an der Zahnhartsubstanz zu gewährleisten, ist jedoch ein geeignetes Adhäsivprotokoll nötig. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Vorbehandlung des Restaurationswerkstoffs. Aktuelle Studienergebnisse aus Japan lassen in diesem Zusammenhang das Universaladhäsiv UNIVERSAL BOND II als attraktive Alternative zu Flusssäure erscheinen – und das bei hoher Kompatibilität mit anderen Adhäsivsystemen.
Als Standardvorgehen bei der Vorbehandlung von Lithium-Disilikat-Restaurationen hat sich das Ätzen der Innenflächen mit 5-prozentigem Flusssäuregel etabliert. Anders als bei anderen Glaskeramiken beträgt die Ätzdauer hier allerdings nur 20 Sekunden1. Aus der Keramik werden durch diesen Prozess Glasanteile herausgelöst, ein retentives Ätzmuster entsteht. Dieses Muster stellt die Grundlage für die mikromechanische Verankerung zwischen Keramik und Befestigungskomposit dar2. Zusätzlich verbessert eine anschließende Silanisierung der Restaurationsoberfläche den Haftverbund. Neben separaten Silan-Primern können zu diesem Zweck auch Universaladhäsive mit Silanhaftvermittler zum Einsatz kommen. Diese wiederum stehen sowohl als Ein- als auch als Zwei-Flaschen-Ausführungen zur Verfügung. Welche dieser beiden Ausführungen zum Erreichen eines langfristigen Haftverbunds zu bevorzugen ist, darauf blickt eine aktuelle Studie aus Japan3. Neben der Kompatibilität mit verschiedenen Befestigungskompositen interessierte die Wissenschaftler dabei unter anderem auch, inwiefern ein solches Universaladhäsiv für die Vorbehandlung von Lithium-Disilikat als Ersatz für die potenziell gesundheitsschädliche Flusssäure in Frage kommt.
Eine Studie, neun Befestigungskomposite
Für ihre Untersuchung nahmen die Forscher den Haftverbund von neun verschiedenen adhäsiven beziehungsweise selbstadhäsiven Befestigungskompositen sowie ihrem jeweils dazugehörigen Adhäsivsystem mit Lithium-Disilikat in den Blick. Dabei griffen sie auf drei unterschiedliche Vorbehandlungsmethoden zurück. Neben der klassischen Flusssäure-Vorbehandlung (20 Sekunden bei einer Konzentration von 4,5 Prozent) und dem Verzicht auf die Vorbehandlung mit Flusssäure kam auch die ausschließliche Vorbehandlung mit einem Zwei-Komponenten-Universaladhäsiv (UNIVERSAL BOND II, TOKUYAMA DENTAL) zum Einsatz.
Jeweils zu drei unterschiedlichen Zeitpunkten ermittelten die Wissenschaftler anschließend die Scherhaftfestigkeitswerte zwischen Befestigungskomposit und Lithium-Disilikat: nach einer eintägiger Alterung in 37 Grad Celsius warmem, destilliertem Wasser, nach 5.000 und nach 20.000 Thermozyklen. Auf diesem Weg sollte eine zweijährige Tragedauer der Restauration simuliert werden.
Zwei-Flaschen-Adhäsive im Vorteil
Als Nullhypothese waren die Forscher davon ausgegangen, dass die Haftkraft nach der ausschließlichen Vorbehandlung mit einem Ein-Flaschen-Adhäsiv im Laufe der Zeit signifikant abnehmen würde. Diese Annahme bestätigen die Messungen: Verzichtete man bei der Vorbehandlung auf Flusssäure und griff lediglich auf das zum Befestigungskomposit gehörende Adhäsivsystem zurück, so näherten sich die Haftkraftwerte bei 20.000 Thermozyklen in fast allen Fällen der Nulllinie an. Die einzigen Ausnahmen bildeten die Befestigungskomposite ESTECEM II (TOKUYAMA DENTAL) und Super-Bond Universal (Sun Medical) mit ihren jeweiligen Adhäsivsystemen. Bei ihnen konnten auch nach 20.000 Thermozyklen noch Haftwerte von mehr als 20 MPa festgestellt werden. Beiden Systemen gemeinsam: Es handelt sich um Zwei-Flaschen-Adhäsive. Als Begründung für den signifikanten Unterschied führt die Forschungsgruppe an, dass bei Zwei-Komponenten-Adhäsiven eine Zersetzung des Silanhaftvermittlers im Gegensatz zu Ein-Flaschen-Adhäsiven erst nach dem Mischen beider Komponenten stattfinden kann.
Breite Kompatibilität & Zukunftspotenzial
Eine weitere Erkenntnis: Bei der Untersuchung des dritten Vorbehandlungsmodus, der ausschließlichen Vorbehandlung mit dem Universaladhäsiv UNIVERSAL BOND II (TOKUYAMA DENTAL), konnten die Wissenschaftler gute Haftwerte in Kombination mit Befestigungskompositen anderer Hersteller feststellen. Nach 20.000 Thermozyklen lagen die Haftwerte hier höher als diejenigen, die unter Verzicht auf die Flusssäure-Vorbehandlung mit dem jeweils empfohlenen Adhäsivsystem erreicht werden konnten.
Diese Ergebnisse zeigen ausgeprägte Kompatibilität von UNIVERSAL BOND II im Einsatz mit anderen gängigen Befestigungskompositen – darunter auch selbstadhäsive Systeme. Aus Sicht der Wissenschaftler qualifiziere sich das Universaladhäsiv auf Grundlage dieser Ergebnisse als gangbarer Alternativweg für die Vorbehandlung mit Flusssäure. Darüber hinaus könne das Einsatzspektrum des Produkts in Zukunft womöglich sogar über die Herstellerempfehlung hinaus hin erweitert und das Universaladhäsiv ganz allgemein als Vorbehandlungsmittel für das Bonding von Lithium-Disilikat und Befestigungskompositen eingesetzt werden.
Fazit für die Praxis
Wird bei der adhäsiven Befestigung von Lithium-Disilikat-Restaurationen auf eine Vorbehandlung mit Flusssäure verzichtet, so lässt sich mit Zwei-Komponenten-Adhäsivsystemen dennoch eine zuverlässige und dauerhafte Haftung erreichen. Eine aktuelle Studie bescheinigt dabei dem Universaladhäsiv UNIVERSAL BOND II (TOKUYAMA DENTAL) eine hohe Kompatibilität beim Einsatz mit verschiedenen adhäsiven und selbstadhäsiven Befestigungskompositen.
Quellen
1. Hajto J. Zeitgemäße Vollkeramik. Materialeigenschaft und klinische Anwendung. CME-Beilage in: Der Freie Zahnarzt 11/2012.
2. Manhart J. Intraorale Reparatur von Keramikeinlagefüllungen. ZMK, 2019. 35(3): S. 94-103.
3. Irie, M.; Okada, M.; Maruo, Y.; Nishigawa, G.; Matsumoto, T. Long-Term Bonding Performance of One-Bottle vs. Two-Bottle Bonding Agents to Lithium Disilicate Ceramics. Polymers 2024, 16, 2266. https://doi.org/10.3390/polym16162266.