0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
8594 Views

Diesjähriger Schwerpunkt „Individuelle Mundgesundheit im Langzeitverlauf“

Die Pressekonferenz mit (von links) Sunna Gieseke, Unternehmenssprecherin der Barmer, Prof. Dr. med. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender Barmer, und Prof. Dr. med. dent. Michael Walter von der Technischen Universität Dresden, Autor des Barmer-Zahnreports.

(c) Quintessence News

Die Häufigkeit von Zahnbehandlungen ist bei Erwachsenen sehr ungleich verteilt. Das geht aus dem aktuellen Zahnreport der Barmer hervor, der am 27. Juni 2023 in Berlin vorgestellt wurde. Demnach werden bei den oberen zehn Prozent der erwachsenen Versicherten zwischen 25 und 74 Jahren zum Teil sehr viele Füllungen gelegt. Bei einer durchschnittlichen Patientin oder einem durchschnittlichen Patienten dieser Gruppe waren es innerhalb von zehn Jahren beispielsweise etwa 18 Füllungen. Im obersten Prozent waren es sogar 35 Füllungen.

„Der Zahnreport zeigt auf, dass die individuelle Mundgesundheit in Deutschland im Langzeitverlauf sehr heterogen ist. Denn die obersten zehn Prozent der Versicherten weisen einen hohen zahnmedizinischen Therapiebedarf auf. Damit Prävention und Prophylaxe dort wirken können, müssen diese an den individuellen Bedarf angepasst sein“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Barmer, Prof. Dr. med. Christoph Straub. Zwar sei die Mundgesundheit der Menschen in Summe gut, zugleich aber sollten die Verbesserungspotenziale in der Vorsorge für die etwa zehn Prozent der Patientinnen und Patienten mit der höchsten Krankheitslast und einem kontinuierlichen Therapiebedarf stärker ausgeschöpft werden. Das könne zahnärztliche Eingriffe vermeiden und zugleich den Wirtschaftlichkeitsaspekt in der Versorgung stärken.

Zahnersatz und Bildung hängen zusammen

Dem Zahnreport zufolge besteht ein Zusammenhang zwischen Bildungsstand und der besonders häufigen Versorgung mit Zahnersatz. Je höher der Ausbildungsgrad der Betroffenen, desto seltener benötigen sie viel Zahnersatz. So gibt es unter Versicherten mit Diplom oder Magister-Abschluss im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt rund 35 Prozent weniger Personen mit hoher Inanspruchnahme von Zahnersatz. Das weist auf deutlich weniger ausgeprägte Gebissschäden hin. „Der Zahnreport belegt eindrücklich, dass solche Faktoren bei der Analyse und Planung prophylaktischer und therapeutischer Leistungen berücksichtigt werden sollten“, sagte Straub.

Prävention auf Gruppen mit hohem Therapiebedarf fokussieren

Wie aus dem Zahnreport hervorgeht, haben einige Versichertengruppen etwa bei Zahnersatz und Kronen einen hohen Therapiebedarf und verursachen somit einen erheblichen Teil der Kosten. Dazu zählen zum Beispiel etwa 84.000 Versicherte in der Alterskohorte von 65 bis 74 Jahren, bei denen in zehn Jahren durchschnittlich Ausgaben für die Kasse von etwa 2.500 Euro anfallen. In den zahnmedizinischen Verläufen zeigt sich auch, dass die Ausgaben für Zahnersatz und Kronen mit zunehmendem Alter an Bedeutung gewinnen. So benötigten in der Alterskohorte der 45- bis 54-Jährigen über zehn Jahre mehr als 60 Prozent der Versicherten Zahnersatz. Bei den 65- bis 74-Jährigen wurde bei mehr als 75 Prozent der Versicherten Zahnersatz eingegliedert.

Eigenverantwortliche Mundhygiene als Ziel von Prävention

Der Zahnreport kommt zu dem Ergebnis, dass die individuellen Zehnjahresverläufe insgesamt auf eine vergleichsweise stabile Mundgesundheit bei vielen Versicherten hindeuten. Ein Teil der Menschen werde von präventiven Maßnahmen und nachhaltiger Versorgung jedoch offensichtlich noch nicht erreicht. „Um den hohen und kontinuierlichen Therapiebedarf bei Patienten mit hoher Krankheitslast zu verringern, ist ein weiter verbesserter Zugang zu professionellen Mundhygieneunterweisungen wünschenswert, insbesondere bei Erwachsenen“, sagte Prof. Michael Walter von der Technischen Universität Dresden und Autor des Barmer-Zahnreports. Das übergeordnete Ziel von Prävention in der Versorgung müsse die Aufklärung und Anleitung zu einer eigenverantwortlichen und effektiven Mundhygiene sein, die dann von möglichst vielen Menschen ein Leben lang gründlich betrieben werde.

Deutliche Ost-West-Unterschiede

Im Barmer-Zahnreport haben die Autoren neben soziodemografischen Faktoren auch regionale Unterschiede bei der Betrachtung von Versicherten einbezogen, die eine zahnärztliche Therapie besonders viel oder besonders wenig in Anspruch genommen haben. Dabei zeigt sich, dass in Abhängigkeit von Alter und Region die Mundgesundheit mitunter sehr unterschiedlich ist. So gibt es einen deutlichen Ost-West-Unterschied. Der Anteil der Versicherten, die häufig Füllungen benötigten, liegt in den ostdeutschen Flächenländern um 42 Prozent über dem Bundesschnitt. Beispielsweise liegt dieser Anteil im thüringischen Suhl über alle Altersgruppen ganze 70 Prozent über dem Bundesschnitt. Die festgestellten Unterschiede in der Versorgung in Ost und West deuten darauf hin, dass in den ostdeutschen Bundesländern eine konservierende Zahnmedizin gegenüber einer stärker auf Zahnersatz ausgerichteten Versorgung im Westen überwiegen könnte.

Hintergründe zum Zahnreport 2023 der Barmer
Für den Zahnreport 2023 wurden auf Basis von Abrechnungsdaten erstmals über ein Jahrzehnt hinweg lückenlos Behandlungsverläufe von etwa 2,7 Millionen Versicherten der Altersgruppen 25 bis 34 Jahre, 45 bis 54 Jahre und 65 bis 74 Jahre analysiert. Auf dieser wissenschaftlich abgesicherten Grundlage lassen sich künftig präzisere Präventionsmaßnahmen als bislang entwickeln, um dauerhaft eine möglichst nachhaltige Versorgung sicherstellen.
Der Report enthält alle wesentlichen Versorgungsdaten des betrachteten Jahres und umfasst vollständig alle Leistungsbereiche des Bewertungsmaßstabes für Zahnärztliche Leistungen (BEMA). Detaillierte Auswertungen und Zeitreihen seit 2013 werden auch in Form interaktiver und individuell adaptierbarer Grafiken auf der Website des bifg zum Download zur Verfügung gestellt.

Reference: Zahnmedizin Nachrichten Dokumentation

AdBlocker active! Please take a moment ...

Our systems reports that you are using an active AdBlocker software, which blocks all page content to be loaded.

Fair is fair: Our industry partners provide a major input to the development of this news site with their advertisements. You will find a clear number of these ads at the homepage and on the single article pages.

Please put www.quintessence-publishing.com on your „adblocker whitelist“ or deactivate your ad blocker software. Thanks.

More news

  
26. Apr 2024

Therapieoptionen bei Nichtanlage der lateralen Oberkieferschneidezähne

Orthodontischer Lückenschluss versus prothetische Versorgung – Patientenbeispiele und Diskussion
26. Apr 2024

IDS 2025: Positiver Zwischenstand und hohe Wiederbuchungsrate

Mehr als 1.000 Unternehmen haben ihre Teilnahme bereits bestätigt – zusätzliche Passage zur besseren Erreichbarkeit
25. Apr 2024

Die Diskussion: Impulspapier „Orale Medizin“

Diskussionsbeiträge und Statements zur Zukunft der Zahnmedizin – diskutieren Sie mit!
23. Apr 2024

Kann der Zahn gerettet werden?

Dresdener Patientenakademie lässt keine Fragen offen
22. Apr 2024

Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler

Prof. Dr. Michael J. Noack zum Impulspapier „Orale Medizin – Die Zukunft der Zahnmedizin“
19. Apr 2024

Die autogene Zahntransplantation als therapeutisches Konzept

Vorteile sind der Knochen- und Weichgewebeerhalt vor allem bei Heranwachsenden
18. Apr 2024

Blutvergiftung: Das muss man über diese Diagnose wissen

Was gibt es nach einer frisch überstandenen Sepsis zu beachten?
18. Apr 2024

Endodontie-Workshops für mehr Effizienz im Behandlungsalltag

Weiterbildung von Henry Schein: Schwerpunkt liegt auf neuen Methoden und praktischen Übungen