0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
3200 Views

Schwangere richtig instruieren, informieren und ein individuelles Behandlungskonzept erstellen

(c) Nicoleta Ionescu/Shutterstock.com

In dem Webinar „Zahngesundheit in Schwangerschaft und Kleinkindalter“ von Philips zeigte DH Carmen Brennecke den mehr als 150 Teilnehmern Ende August 2023 unter anderem, wie diese ihre Patienten zahngesund durch die Schwangerschaft begleiten können.

Zunächst erläuterte Brennecke die Bedeutung einer guten Mundhygiene in der Schwangerschaft:

  • Laut Offenbacher et al. 1996: Parodontitis erhöht das Risiko einer Frühgeburt um das 7,5-fache, das eines zu geringen Geburtsgewichts um das 7-fache. Über einen möglichen Zusammenhang zwischen einer Parodontitis und einem negativen Schwangerschaftsausgang gibt es mehrere Studien. Die Ergebnisse werden kontrovers diskutiert. [Albert et al., 2011; Jeffcoat et al., 2014; Konopka und Paradowska-Stolarz, 2012; Offenbacher et al., 1996; Sanz et al., 2013].
  • Schwangerschaftsbeschwerden wie etwa Erbrechen oder Sodbrennen mit Reflux und die oftmals gesteigerte Lust auf Süßes oder Saures nehmen großen Einfluss auf die Zahngesundheit.
  • Veränderungen durch die Hormonumstellung ab dem zweiten Schwangerschaftsmonat (erhöhte Blutungsneigung, da Schleimhäute besser durchblutet werden) können zu einer Schwangerschaftsgingivitis führen.

Hatte eine Patientin bereits vor der Schwangerschaft eine Parodontitis, ist das Risiko einer erneuten Erkrankung erhöht. „Darauf müssen wir bei der Betreuung der Schwangeren natürlich ein noch größeres Augenmerk richten“, so die Referentin.

Da sich in der Schwangerschaft auch die Zusammensetzung des Speichels verändert und sich damit das Remineralisationspotenzial reduziert, steigt auch das Risiko für Karies und Erosionen, warnte Brennecke. Daher ist es wichtig, auch die Ernährungsgewohnheiten abzufragen. Die Patientinnen sollen aber keinesfalls mit Informationen überfordert werden, sondern diese müssen auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt sein.

Handhabung der Hilfsmittel vor dem Spiegel ausprobieren

 Damit aus einer Schwangerschaftsgingivitis keine Parodontitis entsteht, „müssen wir die Patientin richtig in

DH Carmen Brennecke
DH Carmen Brennecke
struieren, informieren und ein individuelles Behandlungskonzept erstellen“. Zunächst gilt es, in der Anamnese eine Kariesrisiko- und Parodontitis-Einschätzung vorzunehmen. Außerdem werden eine Plaquekontrolle, eine PZR und bei Bedarf eine Fluoridierung durchgeführt sowie die Ernährung besprochen.

„Letztlich ist es wichtig, dass das, was ich meiner Patientin an Hilfsmitteln empfehle, wirksam ist“, betonte die Referentin und verwies auf die Vorteile der Philips Sonicare Schalltechologie mit 62.000 Bewegungen pro Minute. Sie selbst stellt sich mit ihren Patienten vor einen Spiegel, zeigt ihnen dort die richtige Handhabung verschiedener Hilfsmittel und lässt die Patienten ausprobieren, ob sie zum Beispiel besser mit Zahnseide, Interdentalbürsten oder dem Powerflosser zurechtkommen. „Egal, für welches Hilfsmittel sich der Patient entscheidet, Hauptsache, es reinigt den Interdentalraum.“ Der Einsatz von Mundspüllösungen entsprechend Herstellerempfehlungen kann unterstützen. In welchen Zeitabständen eine Patientin einbestellt werden sollte, hänge unter anderem davon ab, ob sie beispielsweise bereits eine Parodontitis hatte, sie zu einer Gingivitis neige oder Medikamente einnehme, die Einfluss auf eine Xerostomie haben.

Aufklärung im ersten Schwangerschaftstrimenon

 Im ersten Trimenon sollte viel Aufklärungsarbeit betrieben werden, rät Brennecke. Schwangere sollten über den erhöhten Progesteron- und Östrogenwert informiert werden, damit sie verstehen, was in ihrem Körper und eben auch mit ihrer Mundschleimhaut passiert. In dieser Zeit würden das Kariesrisiko ermittelt, Mundhygiene-Indizes erhoben und -Instruktionen gegeben.

Sind bereits behandlungsnotwendige Kariesläsionen vorhanden, werden diese am besten im zweiten Trimenon behandelt – Ausnahmen sind Schmerztherapien, die zu jedem Zeitpunkt der Schwangerschaft behandelt werden müssen. Für die Behandlung von Patienten mit einem hohen Parodontitis-Risiko verwies Brennecke auf die Behandlungsempfehlung der DG Paro.

Ab der 20. Schwangerschaftswoche sinkt der pH-Wert des Speichels: „Der neutrale pH-Wert in der Mundhöhle liegt bei 7, und wir werten Karies ab 5,5. Bei einer Schwangeren sinkt der pH-Wert automatisch und kann einen Wert von bis zu 5,9 erreichen“, betonte die Referentin. Das Risiko, dass eine Schwangere Karies entwickelt, sei daher etwas erhöht. Außerdem sinke der Kalzium- und Phosphatgehalt im Speichel, was eine Reduzierung des Remineralisationspotenzials zur Folge hat.

Erneute PZR im dritten Trimenon

 Im dritten Trimenon wird erneut eine PZR durchgeführt. Jetzt sollte die Mundsituation so gut sein, dass die Patientin „beruhigt in die Phase der Geburt und die erste Zeit mit dem Kind hineingehen“ kann, so Brennecke. Spätestens jetzt werde auch der Partner oder die Partnerin auf eine mögliche Kariesaktivität untersucht. Sei während der Schwangerschaft weiterer Behandlungsbedarf entstanden (Füllungen, Zahnersatz etc.), werde dieser erst nach der Geburt therapiert.

Brennecke empfahl, einer Schwangeren als weitere Informationsquelle den Beileger für den Mutterpass zur zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchung auszuhändigen, der kostenfrei bei den Landeszahnärztekammern angefordert werden kann.

Im ersten Trimenon einer Schwangerschaft steigen die Östrogen- und Progesteronwerte und somit die Entzündungsbereitschaft der Gingiva; eine Plaque-bedingte Gingivitis kann jetzt verstärkt werden. Außerdem kann es zur Bildung von Pseudotaschen kommen, und möglicherweise entsteht eine vermehrte Anhaftung der Bakterien.

Im zweiten Trimenon können notwendige zahnärztliche Maßnahmen am sichersten durchgeführt werden, zum Beispiel eine Kariestherapie, nicht-chirurgische Parodontitistherapien mit desinfizierenden Taschenspülungen und Wurzelkanalbehandlungen.

Ab dem 8. Monat, also im dritten Trimenon, hat die Schwangerschaftsgingivitits ihre stärkste Ausprägung. Daher sind in dieser Zeit eine erneute PZR und die Senkung der Keimbelastung sinnvoll.

Birgit Strunk

Reference: Team Prävention und Prophylaxe Fortbildung aktuell

AdBlocker active! Please take a moment ...

Our systems reports that you are using an active AdBlocker software, which blocks all page content to be loaded.

Fair is fair: Our industry partners provide a major input to the development of this news site with their advertisements. You will find a clear number of these ads at the homepage and on the single article pages.

Please put www.quintessence-publishing.com on your „adblocker whitelist“ or deactivate your ad blocker software. Thanks.

More news

  
12. May 2025

Kurz und knapp

Kurznachrichten und Informationen aus der (dentalen) Welt – Mai 2025
9. May 2025

Dental Future Day 2025

Aera lädt nach Hamburg ein – Jetzt schon die Zahnarztpraxis von morgen gestalten
8. May 2025

Den Praxisalltag erleichtern, die Patientenbindung stärken

Dampsoft mit positivem Kundenfeedback auf der Internationalen Dental-Schau mit neuen Features für die Patientenkommunikation und künstlicher Intelligenz
8. May 2025

Optimale Bedingungen für den Einsatz oraler Antiseptika

Listerine auf der EuroPerio11 in Wien: Session im Rahmen der Principles for Oral Health-Initiative
7. May 2025

Je individueller Lernen ermöglicht wird, desto nachhaltiger wirkt es

Oliver Schumacher über adaptives und selbstgesteuertes Lernen: Wie unterschiedliche Lerntypen Wissen erwerben und wirklich anwenden
7. May 2025

Dentalstudio Sankt Augustin erhält Green Dental Award 2025

Auszeichnung für umfassendes, ressourcenschonendes Nachhaltigkeitskonzept beim Laborneubau
7. May 2025

Ein Dentallack mit vier Fluorid-Typen

Dynexaminfluorid Lack – die neue Generation Dental-Lack von Kreussler Pharma
6. May 2025

„Arbeitgebende sollten Gewaltereignisse grundsätzlich dokumentieren“

DGUV: Gefährdungsbeurteilung aktuell halten – Schutz für die Beschäftigten langfristig verbessern

Related books

  
Andrea Faggian

The Lean Dental Office

Run your practice like the best companies in the world
Andrea Faggian

Il dentista lean

Gestisci il tuo studio come le migliori aziende al mondo
Federica D'Anteo / Martina Gangale

La cura dei denti senza barriere

Atlante multilingue per comunicare con semplicità la salute e la cura orale
Andreas Filippi / Tuomas Waltimo (Editor)

Speichel

Ein Nachschlagewerk für Zahnärzte, Hausärzte, Kinderärzte, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, Dentalhygienikerinnen, Zahnmedizinische Prophylaxe- und Fachhelferinnen, Logopäden sowie Studierende der Medizin und Zahnmedizin