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Oliver Schmid und Max Milz im Gespräch zu DS Core – Besuch bei Zetta 25, der Cloud- und Digitalschmiede von Dentsply Sirona in Zürich

Ali Khan, UX Designer R&D bei Zetta 25 (rechts), erläutert Oliver Schmid, Dr. Marion Marschall und Max Milz den Design-Prozess für die Bedienoberflächen in der Cloud.

(c) Dentsply Sirona

Dr. Marion Marschall

Nur eine intuitive und für alle Anwendungen gleich aufgebaute Bedienoberfläche, keine teuren Softwareupdates, Sonderschnittstellen oder Dongle für den Datentransfer von einer Anwendung/einem Gerät zu einem anderen. Dazu keine großen Server mehr in der eigenen Praxis. Eine sichere, datenschutzkonforme Kommunikation und ein dokumentierter Zugang zu allen Daten. Das alles verbunden mit einem sicheren Zugriff von fast überall und mit dem leichten Austausch in der Praxis und mit externen Partnern wie dem Dentallabor. Das klingt unerreichbar? Ist aber in Teilen schon Realität. Ein Besuch bei Zetta 25 in Zürich.

Ali Khan, UX Designer R&D, steht vor einem Whiteboard mit einer darauf projizierten Bedienoberfläche. Die gehört zu den Anwendungen von Dentsply Sirona, die in der Cloud namens DS Core genutzt werden können. „Unser Ziel ist es, für alle Anwendungen eine gleich strukturierte und intuitiv zu erfassende Bedienoberfläche zu haben. Damit sollen sich die Nutzer schnell zurechtfinden können. Die dann jeweils spezifischen Aufgaben, die erledigt werden sollen, folgen dem Workflow, den die jeweiligen Anwender in ihrer Praxis oder ihrem Labor abarbeiten“, so Khan.

Das ist ein neuer Ansatz. Üblicherweise folgen die meisten Anwendungen dem, was die Entwickler und Programmierer vorgeben, und das dann in ein Design „gepackt“ werden muss. Die Anwender müssen sich so häufig in neue Bedienoberflächen eindenken, das produziert Fehler.

Einheitlich strukturierte Bedienoberflächen

Ziel bei Zetta 25 ist es, für alle Softwareanwendungen von Dentsply Sirona, die künftig in der Cloud von Dentsply Sirona genutzt werden können, diese einheitlich strukturierten Bedienoberflächen zu haben – von der Bildgebungssoftware über die Scan-Software bis zur Planungssoftware für Cerec und 3-D-Druck. Damit die Workflows passen, werden schon zu Beginn die Anwenderinnen und Anwender in das Design einbezogen. Welche Schritte folgen aufeinander, wie müssen die in den Menüs zugeordnet sein, welche Ansichten sind nötig? Erst wenn das stimmig und getestet ist, gehen die Programmierer ans Werk und verbinden die Applikationen mit der Bedienoberfläche.

Ein Auditorium über zwei Etagen, offene Workspaces und Räume – bei Zetta 25 gibt es keine „normalen“ Büroräume
Ein Auditorium über zwei Etagen, offene Workspaces und Räume – bei Zetta 25 gibt es keine „normalen“ Büroräume
Foto: Dentsply Sirona

Aber nicht nur die Bedürfnisse der Zahnärztinnen, Zahnärzte, des Fachpersonals in den Praxen und der Zahntechnikerinnen und Zahntechniker werden in Zürich abgefragt. Auch die Erwartungen der Patientinnen und Patienten an die Informationen und die Abläufe beim Zahnarzt werden erfasst. Dazu gibt es eine eigens nachgebaute Praxis mit Behandlungsstuhl, wo Abläufe und Prozesse beobachtet und analysiert werden können. In dieser Praxis wird mit echten Test-Patienten und Zahnärzten getestet. Hier machen auch die zahnärztlichen Kolleginnen und Kollegen aus dem Dentsply-Sirona-Team gerne mit. Natürlich stehen alle digitalen Geräte für Praxis und Labor zum Testen der Workflows zur Verfügung.

Nicht nur deshalb sieht es bei Zetta 25 nicht so aus, wie in einem „normalen“ Büro. Offene Workspaces über zwei Etagen, eine zentrale Küche mit großem Tresen, moderne, variable Besprechungsräume, ruhige Arbeitsinseln, ein kleines Auditorium mit Tribüne, kommunikative Sitzgruppen und Räume wie die offene Zahnarztpraxis und für die CAD/CAM-Maschinen schaffen ein Umfeld für direkten Austausch und das Ausprobieren von Ideen. Alles folgt dem Ziel, für die Nutzerinnen und Nutzer den Alltag zu erleichtern.

Kooperation mit Google Cloud eröffnet neue Möglichkeiten

Im Gespräch: Oliver Schmid, Max Milz, Katja Gaesing, Senior Corporate Communications Manager Dentsply Sirona, und Dr. Marion Marschall, Quintessence News (von links)
Im Gespräch: Oliver Schmid, Max Milz, Katja Gaesing, Senior Corporate Communications Manager Dentsply Sirona, und Dr. Marion Marschall, Quintessence News (von links)
Foto: Dentsply Sirona
Eine zentrale Figur in dieser Welt ist Oliver Schmid, Global Head of DS Core Marketing and Innovation, Connected Technology Solutions bei Dentsply Sirona. Gemeinsam mit Max Milz, Group Vice President Connected Technology Solutions des Unternehmens, gibt er im Gespräch Einblicke in die Arbeit mit Cloud-Lösungen in Praxis und Dentallabor. DS Core ist aus der Zusammenarbeit mit Google Cloud entstanden und startete damals im Mai 2022 mit zwei Anwendungsbereichen: DS Core Create, für das Design von Werkstücken, die im 3-D-Druck mit Primeprint hergestellt werden sollen, und DS Core Care für die schnelle technische Wartung und Services. Inzwischen sind viele weitere Anwendungen hinzugekommen, zuletzt auf den DS-World-Veranstaltungen im Herbst 2023.

Von klinischer Software bis Kommunikation

Vier Komplexe soll DS Core abdecken: die klinische Software, die Portalfunktion zum Bestellen von Leistungen, den technischen Service und die Konnektivität für Zusammenarbeit – der Communication Canvas – und das Computing für das Equipment.

Aber eigentlich sollen gar nicht die „Cloud“ oder der Einsatz von Anwendungen mit künstlicher Intelligenz im Fokus stehen. „Das ist nur die Technologie als Infrastruktur im Hintergrund“, so Max Milz. Viel wichtiger ist das, was den Benutzerinnen und Benutzern – den Zahnärztinnen und Zahnärzten ebenso wie die Zahntechnikerinnen und Zahntechnikern und ihren Teams– durch diese Infrastruktur im Alltag erleichtert wird. Sie sollen die gesamte mögliche Patientenreise damit abbilden können – von der Befundaufnahme bis zur implantatgetragenen Prothetik. „Die Frage heißt ja oft ‚Wie schaffe ich die ganze Arbeit?‘“, so Milz. Der Fachkräftemangel sei für viele Praxen und Labore ein großes Thema.

Flexibilität ist entscheidend

Oliver Schmid, Global Head of DS Core Marketing and Innovation, Connected Technology Solutions bei Dentsply Sirona
Oliver Schmid, Global Head of DS Core Marketing and Innovation, Connected Technology Solutions bei Dentsply Sirona
Foto: Dentsply Sirona
Dafür sei es wichtig, eine offene Plattform zu haben. „Ganz entscheidend ist die Flexibilität.“ Diese müsse von vornherein gegeben sein, erklärt Oliver Schmid und wählt als Beispiel einen intraoralen Scan. Der Zahnarzt müsse den Scan situativ chairside nutzen können oder direkt an das Labor versenden, ohne sich bereits beim Scannen groß Gedanken machen zu müssen. Und für noch mehr Flexibilität können die STL-Daten vieler Intraoralscanner schon heute in der DS Core-Anwendung genutzt werden. Bei den Scannern von Dentsply Sirona sowie bei 3Shapes TRIOS Scanner, der kürzlich durch das Aufmachen einer Schnittstelle mit DS Core verbunden ist, werden die Daten dabei direkt in die Plattform geladen.

„Das ist ein evolutionärer Prozess“, so Milz. Derzeit liege die Marktdurchdringung von Intraoralscannern in den Zahnarztpraxen bei ca. 30 bis 35 Prozent, aber die Zahl werde sprunghaft ansteigen. Einfach mehr Patienten zu behandeln, sei heute kein Erfolgsweg mehr. Qualität und Effizienz seien für eine Zahnarztpraxis, die wachsen wolle, entscheidend.

„Total costs of ownership“ und Effizienz

Zur Effizienz gehören auch die „total costs of ownership“, also hier die Kosten für Hard- und Software inklusive aller Updates und Serviceleistungen. Angesichts der anhaltend raschen Weiterentwicklung der Medizintechnik, egal ob bei der digitalen Bildgebung oder beim 3-D-Druck, und der vielen Softwareanwendungen sei es schon wirtschaftlich für Praxen und Labore nicht mehr sinnvoll, alles selbst zu kaufen. Zumal sich hier auch immer die Frage der Kompatibilität stellt.
Wird eine Technologieplattform wie DS Core genutzt, wird zu einer Grundgebühr nur für die Anwendungen bezahlt, die man tatsächlich auch nutzt, erklärt Milz. „Und über die jeweilige Version der Software oder Updates braucht sich die Nutzerin, der Nutzer keine Gedanken zu machen. Die ist für alle und auf allen Geräten immer auf dem neuesten Stand, weil sie über die Cloud zur Verfügung gestellt wird“, so Schmid. Egal, von wo man mit seinem Zugangsdaten zugreift. Auch die in der Cloud abgelegten Daten stehen überall gleich zur Verfügung.

Datenschutz und Datensicherheit

Max Milz, Group Vice President Connected Technology Solutions bei Dentsply Sirona
Max Milz, Group Vice President Connected Technology Solutions bei Dentsply Sirona
Foto: Dentsply Sirona
Am Anfang hätten vor allem Zahnärztinnen und Zahnärzte aus Deutschland und Europa nach dem Thema Datenschutz und Datensicherheit gefragt. Gerade in Deutschland mit seiner parallelen Telematikinfrastruktur und Vorgaben zur IT-Sicherheit in der Zahnarztpraxis sei das ganze Thema Digitalisierung für viele eine Herausforderung. „Wir orientieren uns immer an den strengen Bestimmungen der Datenschutzgrundverordnung, der DSGVO. Sie dienen uns überall als Maßstab für den Datenschutz, die Datensicherheit und die Dokumentation, unabhängig von gesetzlichen Vorgaben in einzelnen Ländern“, so Milz. Die Server für DS Core in Deutschland stehen in Europa und unterliegen der europäischen Datenschutzgrundverordnung. Der Zugriff erfolge über sichere Datenverbindungen, die Zugangsrechte und Befugnisse der einzelnen Nutzer lassen sich individuell verwalten. Die Zahnärztin, der Zahnarzt, kann festlegen, wie viele Zugriffsrechte ein Partner haben soll, mit dem man Daten teilt.

Wichtig: Alle Zugriffe werden dokumentiert. „Sie können nachverfolgen, wann zum Beispiel der Zahntechniker den Datensatz und die Patientenfotos für die geplante Brücke bekommen hat, wann er ihn heruntergeladen hat etc. Er kann Ihnen die Planung dann direkt zur Freigabe einstellen“, so Milz.

Die Annahme, dass Fremde einfach Zugriff auf die Patientendaten der Praxis haben könnten, wenn man DS Core nutze, sei weit entfernt von der Realität. „Ihr Gegenüber, zum Beispiel das Labor, bekommt sozusagen nur ein Bild der Daten angezeigt. Zugriff auf einen Datensatz bekommt er nur, wenn Sie ihn dafür freigeben. Zum Beispiel, wenn das Labor für Sie eine Schiene oder eine Bohrschablone drucken soll“, erläutert Milz. Das sei mit Abstand sicherer als der oft noch übliche Versand über E-Mail, Messengerdienste, allgemeine Datenserver oder per USB-Stick. Zahntechniker benötigen kein eigenes DS Core-Abonnement, um die Daten für die Bearbeitung der Aufträge zu empfangen.

Viele Möglichkeiten des Austauschs

Über DS Core stehen Praxis und Labor am Ende viele Möglichkeiten zur Verfügung, wie und mit wem sie zum Beispiel Schienen designen, Implantatversorgungen planen, Bohrschablonen drucken oder Provisorien, Kronen, Brücken etc. fertigen lassen wollen. Ob in der eigenen Praxis, im Praxislabor, im Partnerlabor oder mit dem Chirurgen in der Überweiserpraxis oder der Kollegin, die die kieferorthopädische Vorbehandlung mit Alignern übernimmt. Auch mit zentralen Fertigungszentren wie Atlantis wird der Austausch zukünftig möglich sein.

Da die Daten in Zukunft alle in DS Core abgelegt und verwaltet werden, stehen sie für die Anwendungen direkt zur Verfügung und können für eine gemeinsame Bearbeitung schnell zusammengestellt werden, so Schmid zu den Vorteilen. (Ein Beispiel für den Austausch ist in der Bilderstrecke dargestellt.)

 

 

Nach und nach wird die bisherige gerätebasierte Software durch cloudbasierte Anwendungen abgelöst werden, so die Cerec-Software, die Implantatplanungssoftware Simplant oder die KfO-Planungssoftware SureSmile. Es soll dann ein Planungsmodul geben, in das diese Einzelanwendungen integriert sind. Ebenfalls durch eine cloudbasierte Lösung ersetzt werden soll Sidexis. Über diese Software erfolgt derzeit noch die Anbindung sowohl der Dentsply-Sirona-Anwendungen in der Praxis als auch von DS Core an die Praxisverwaltungssoftware. Diese wird dann auch durch Schnittstellen direkt angebunden werden.

Patientenkommunikation erleichtern

Bei Zetta 25 arbeitet man am Thema Patientenerwartungen, weil auch die Aufklärung und Kommunikation mit dem Patienten in der Praxis über DS Core unterstützt werden soll. Der Communication Canvas erlaubt es, dem Patienten Bilder seiner klinischen Situation, Röntgenbilder, Gesichtsscans, die Simulation von Behandlungsplanungen, zum Beispiel für kieferorthopädische Behandlungen mit SureSmile, etc. zu zeigen.

Nachhaltigkeit im Blick

Ein Aspekt, der beiden wichtig ist und der auch bei Dentsply Sirona in der Unternehmensphilosophie weit oben steht, ist die Nachhaltigkeit. Natürlich brauchen digitale Anwendungen viel Energie, für Rechnerleistung, für den Datentransport. Aber zentrale Rechenzentren können diesen Energiebedarf wesentlich besser steuern und auch durch eigene Energiequellen wie Nutzung von Abwärme, Photovoltaik etc. „Google gleicht seinen Energiebedarf für seine Rechenzentren in Europa komplett durch erneuerbare Energien und Rückgewinnung aus“, so Schmid.

Warum das Unternehmen „Zetta 25“ heißt? Eine Informatikerspielerei: Zetta ist wie Kilo, Mega oder Giga eine Abkürzung für eine Zehnerpotenz, in diesem Fall für 10 hoch 21, und steht für die großen Datenmengen, um die es geht. Und 25? Ist eigentlich 2 hoch 5, also 32 – wie 32 Zähne.

Dr. Marion Marschall, Berlin

Wer mehr über die Zukunft mit Cloud-Lösungen erfahren will, dem sei der Podcast „Dental Minds“ empfohlen. In Folge #9 erklärt Max Milz im Gespräch mit Dr. Marion Marschall und Dr. Karl-Heinz Schnieder, wie die neue Cloud-Welt funktioniert, welche Vorteile sie bietet und worauf sich Zahnarztpraxen und Dentallabore einstellen sollten. Die Folge ist ab 7. Dezember 2023 online.

Reference: Wirtschaft Praxis Unternehmen Dentallabor AI in Dentistry Digitale Zahntechnik

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