Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (ApoBank) hat das Geschäftsjahr 2023 mit einem gestiegenen Jahresüberschuss abgeschlossen. Er erreichte 94,2 Millionen Euro (2022: 65,8 Millionen Euro). „Somit besteht die Möglichkeit, die Mitglieder der ApoBank stärker als in den Jahren zuvor an dem sehr guten Geschäftsergebnis teilhaben zu lassen. Der Aufsichtsrat und der Vorstand werden der Vertreterversammlung eine Dividende von sechs Prozent vorschlagen“, hieß es dazu auf der Bilanzpressekonferenz der Heilberufebank am 11. April 2024.
Insgesamt blickt die Bank auf ein sehr erfolgreiches Jahr, so der Vorstandsvorsitzende Matthias Schellenberg, dessen Vertrag kürzlich verlängert worden war, und Finanzvorstand Dr. Christian Wiermann, die die Zahlen und den Ausblick für 2024 präsentierten. Für 2024 sei ein solcher Erfolg allerdings nicht noch einmal zu erwarten, machten beide unter Verweis auf die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank und der internationalen Finanzmärkte deutlich.
Mit 131,9 Millionen Euro hat die Bank im Jahr 2023 ihre Reserven erheblich höher dotiert als im Vorjahr (46,5 Millionen Euro). Danach verbleibt ein Betriebsergebnis vor Steuern von 237,9 Millionen Euro (2022: 151,5 Millionen Euro). Das im Vergleich zu den Vorjahren sprunghaft gestiegene Zinsniveau wirkte sich sehr positiv auf das Einlagengeschäft der ApoBank aus. Andererseits belasteten die höheren Zinsen das Kreditneugeschäft, insbesondere bei Immobilienfinanzierungen. Hier konnte sich die Bank dem bundesweiten Trend nicht entziehen. So blieb das Darlehensneugeschäft mit in Summe 3,3 Milliarden Euro deutlich hinter seinem guten Vorjahresniveau zurück.
Positive Marktperformance im Vermögensberatungsgeschäft
Im Berichtsjahr profitierte das Vermögensberatungsgeschäft mit Privatkunden von einer positiven Marktperformance sowie neu eingeworbenen Mitteln. Das Depotvolumen stieg auf 11,7 Milliarden Euro (2022: 10,3 Milliarden Euro). Das mandatierte Volumen in der Vermögensverwaltung wuchs um mehr als eine Milliarden Euro und erreichte 5,9 Milliarden Euro (2022: 4,8 Milliarden Euro).
Leicht gestiegenes Neugründergeschäft
Was die Praxis- und Apothekenneugründungen angeht, war die Entwicklung leicht positiv: Die Finanzierungen von Praxis- und Apothekengründungen habe die Bank trotz der herausfordernden Rahmenbedingungen auf einen Bestand von 8,3 Milliarden Euro (2022: 8,2 Milliarden Euro) ausgebaut. Aktuell finanziere man gut 50 Prozent der Neugründungen, hieß es im Pressegespräch. Besonders gut angenommen werde auch die Finanzberatung in der Gründungsphase und die Praxisberatung in den ersten drei Jahren nach Gründung. Dabei stehe bei Ärzten und Zahnärzten immer noch das klassische Modell der Einzelpraxis im Fokus, aber mit einer veränderten Perspektive auf eine spätere Ausweitung/gemeinsame Berufsausübung mit anderen. Vor allem in der Zahnmedizin habe die Praxisgründung einen besonders hohen Stellenwert. Die zunehmende Bürokratie werde als Hindernis für die Niederlassung genannt, für die Mehrheit der Gründer überwögen aber die Vorteile des selbstbestimmten Arbeitens in der Praxis, so Schellenberg auf Nachfrage.
Ehrliche Bewertung, besondere Marktkompetenz
Nach eigenen Angaben finanziere die Bank jedes wirtschaftlich tragfähige Praxiskonzept. Auf die Frage, wie viele Konzepte aus diesem Grund nicht finanziert würden, hieß es, dieses Problem stelle sich in der Regel nicht. „Wenn es tatsächlich wirtschaftlich nicht tragbar wäre, würden wir ein ehrliches Feedback geben“, so Schellenberg. Die Bank werde von den Kundinnen und Kunden als Partner wahrgenommen, die ehrliche Beratung werde erwartet. Hier spiele die ApoBank im Wettbewerb mit anderen Banken und Finanzinstituten ihre Vorteile aufgrund ihrer langjährigen und detaillierten Markt- und Geschäftskenntnis aus. „Was nur wir so können, macht den Unterschied aus“, so Schellenberg. Deswegen sei man auch immer noch Marktführer bei den Existenzgründungen
Klare Abgrenzung zu Fremdinvestoren und Private Equity
Man finanziere auch Medizinische Versorgungszentren, soweit diese von Berufsangehörigen selbst betrieben/initiiert werden. Man werde nicht für investorengetriebene Set-ups und Private Equity Finanzierungen übernehmen, erklärte Schellenberg. Das folge schon aus dem Selbstverständnis als Bank der Heilberufe. Dass sich hier „weiche Trennlinien“ ergeben könnten, wenn ärztlich/zahnärztlich geführte MVZ Investoren mit ins Boot holten, sei allerdings auch der Fall.
Sorgen der Heilberufler
Dabei verfolge man die Entwicklung im Gesundheitssektor auch mit Sorge: „Der Blick auf unseren Zielmarkt, das Gesundheitswesen, ist gegenwärtig wenig erfreulich. Im stark regulierten Gesundheitsmarkt können aktuelle Kostensteigerungen durch Inflation und hohe Energiepreise und insbesondere die Personalkosten nicht an die Patientinnen und Patienten weitergegeben werden, wie es sonst in anderen Branchen geschieht. Hinzukommen Honorarkürzungen, sei es durch die gestrichene Neupatientenregelung, die Erhöhung des Apothekenabschlags oder die Budgetierung zahnärztlicher Leistungen. Fachkräftemangel, Lieferengpässe und eine überbordende Bürokratie erschweren die Arbeit zusätzlich. Dass alle drei Standesvertretungen einen gemeinsamen Notruf an die Gesundheitspolitik abgesetzt haben, ist Signal dafür, dass die hochqualitative Patientenversorgung, für die wir in Deutschland weltweit bekannt sind, unter starken Druck geraten ist“, konstatierte Schellenberg schon zu Beginn der Pressekonferenz.
Agenda 2025 wird weiter verfolgt
Zum eigentlichen Bankgeschäft und zum Ausblick erklärte der Vorstandsvorsitzende der Bank: Das laufende Jahr werde für die ApoBank weiterhin im Zeichen der schrittweisen Umsetzung ihrer Ende 2022 verabschiedeten Agenda 2025 stehen. Ziel der Agenda 2025 ist, im Kundengeschäft zu wachsen, Produkte und Prozesse zu optimieren und die Bank profitabler zu machen. Der Fokus liege dabei klar auf dem Kerngeschäft der Bank, also den Finanzierungsbedürfnissen und dem Vermögensaufbau der heilberuflichen Kundinnen und Kunden.
Besseres Online-Banking, neue App, digitale Kreditvergabe
Matthias Schellenberg: „Mit der Agenda 2025 haben wir uns ein Fitnessprogramm vorgenommen, um schneller, schlanker und stärker zu werden. Wir liegen gut im Rennen. Jetzt gilt es, das für unsere Kundinnen und Kunden sichtbarer zu machen.“ Zum Thema Online Banking sagte er: „Uns ist bewusst, dass hier noch lange nicht alles state of the art ist. Wir werden aber Schritt für Schritt weiter dran arbeiten. Den größten Nutzen für unsere Kunden erwarten wir mit dem Start einer vollständig modernisierten, nativen Banking App, an der wir bereits arbeiten.“
Auch die Kreditprozesse sollen deutlich beschleunigt werden. Dazu gehört auch, dass erste Kredite bis 100.000 Euro vollständig digital abgeschlossen werden können.
Kosten einsparen, Abbau von rund 300 Stellen
Neben der Stärkung des Finanzierungsgeschäfts und der Vermögensberatung hat sich die ApoBank zudem zum Ziel gesetzt, über effizientere Prozesse und optimierte Strukturen Kosten einzusparen. Zunächst lag der Fokus auf einer Sachkostenreduktion und Prozessoptimierungen. In den kommenden zwei Jahren wird die Bank rund 300 Stellen über alle Geschäftsbereiche und ohne betriebsbedingte Beendigungskündigungen abbauen, weitgehend über Fluktuation, Vorruhestandsregelungen und ein Freiwilligenprogramm. Gleichzeitig schafft die Bank neue Stellen insbesondere für technologische oder regulatorisch getriebene Themen.
Aktives Werben um neue Mitglieder mit Vorteilen
Aktuell gehören 502.000 Mitglieder der Bank an, die Zahl ist – nach Kündigungen in den vergangenen zwei Jahren – wieder gestiegen. Man werbe aktiv um neue Mitglieder unter den jungen Kundinnen und Kunden und habe einen leichteren Zugang und Vorteile für die Mitgliedschaft etabliert: So gibt es Sonderkonditionen mit Extrazinsen und vergünstigter Praxisberatung und exklusive, deutschlandweite Fachveranstaltungen zu aktuellen Themen.
Die Herausforderungen für Banken blieben auch 2024 mannigfaltig. Es zeichne sich nach wie vor kein Ende der globalen volkswirtschaftlichen Unsicherheiten ab. Zudem nähmen gesellschaftliche Herausforderungen zu. Daher bleibe die Prognosegenauigkeit eingeschränkt. „Nach dem Ausnahmejahr 2023 wird das operative Ergebnis wieder zurückgehen, aber erheblich über dem Niveau der Vorjahre liegen. Damit kehren wir auf den ursprünglichen Wachstumspfad zurück. Den Jahresüberschuss planen wir auf dem Niveau von 2023. So schaffen wir abermals die Voraussetzungen für eine attraktive Dividende“, sagt Finanzvorstand Dr. Christian Wiermann.
Dr. Marion Marschall, Berlin
Mit Material der ApoBank.