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WHO, EFP und PBOHE fordern dringendes Handeln der Politik im Bereich der Mundgesundheit – gemeinsame Session auf der EuroPerio 11 in Wien

Prof. Iain Chapple (hier auf der Europerio 9 in Amsterdam) wird für die EFP den Workshop mit der WHO auf der EuroPerio 11 in Wien moderieren.

WHO, EFP und PBOHE rücken die Mundgesundheit als integralen Bestandteil der Gesamtgesundheit und eine neue Vision in den Fokus: Erstmals wird auf der EuroPerio11, dem weltweit führenden Kongress für Parodontologie und Implantologie in Wien, in dieser Woche (14. bis 17. Mai 2025) eine gemeinsame Sitzung dazu stattfinden.

Auf der von der Europäischen Föderation für Parodontologie (EFP) ausgerichteten EuroPerio, die nur alle drei Jahre stattfindet, gibt es am Samstagmorgen eine hochrangige gemeinsame Sitzung der EFP mit der Plattform für bessere Mundgesundheit in Europa (PBOHE) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO), um dringende globale Entwicklungen in der Mundgesundheitspolitik zu beleuchten.
„Diese gemeinsame Sitzung mit der WHO und PBOHE spiegelt das Engagement der EFP wider, eine Zukunft zu gestalten, in der Mundgesundheit nicht länger vernachlässigt, sondern als integraler Bestandteil der allgemeinen Gesundheit anerkannt wird“, so Professor Anton Sculean, Generalsekretär der EFP und Chair der EuroPerio11. „Dies ist eine einzigartige Gelegenheit, klinische Praxis, Forschung und Politik auf eine gemeinsame Vision von Prävention, Chancengleichheit und universellem Zugang zur Versorgung auszurichten. Wir müssen diese Chance nutzen, um Deklarationen in die Tat umzusetzen.“

Integration der Mundgesundheit in den Bereich nichtübertragbare Krankheiten

Dieses hochkarätige Symposium soll untersuchen, wie die Globale Resolution der WHO zur Mundgesundheit von 20211 die globale Gesundheitsagenda neu gestaltet hat, indem sie die Mundgesundheit formell in die breitere Gruppe der nichtübertragbaren Krankheiten (NCDs) integriert hat, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Krebs und Atemwegserkrankungen. Dieser Wandel markiert einen historischen Meilenstein: Mundgesundheit wird nicht länger als isoliertes Thema betrachtet, sondern als wesentlicher Bestandteil der allgemeinen Gesundheit und des Wohlbefindens.

Mundgesundheit nicht länger aus öffentlicher Gesundheit ausklammern

„Dies ist ein Wendepunkt für die Mundgesundheit“, sagte Professor Iain Chapple, der die Sitzung leiten wird. „Zum ersten Mal werden Munderkrankungen endlich als Teil der breiteren Gruppe chronischer nichtübertragbarer Krankheiten anerkannt, die Millionen von Menschenleben betreffen, wie Herzkrankheiten und Diabetes. Das bedeutet, dass die Mundgesundheit nicht länger aus der Diskussion über die öffentliche Gesundheit ausgeklammert werden darf. Sie muss in die Planung, Finanzierung und Bereitstellung von Gesundheitsversorgung integriert werden. Die EFP arbeitet mit der Plattform für bessere Mundgesundheit2 zusammen, um sich für den Plan der WHO für eine universelle Gesundheitsversorgung im Bereich der Mundgesundheit bis 2030 einzusetzen.“

Die Veranstaltung „Breaking News from the World Health Organization: What in the world is going on? How we can advocate for better oral health for all“ findet am Samstag, den 17. Mai 2025 um 10:30 Uhr MESZ auf der EuroPerio 11 in der Messe Wien Viecon, Österreich, statt.

Erstes WHO-Treffen und Erklärung von Bangkok

Im Jahr 2024 trafen sich Vertreter der WHO-Mitgliedsstaaten auf dem ersten WHO-Treffen in Bangkok zum Thema Globale Mundgesundheit3, um nationale Fahrpläne zur Erreichung der WHO-Ziele für Mundgesundheit bis 20304 zu definieren. Die daraus resultierende Bangkok-Erklärung: Keine Gesundheit ohne Mundgesundheit5, die von vielen Ländern und zivilgesellschaftlichen Organisationen unterzeichnet wurde, bekräftigte das globale Engagement, Mundgesundheit in die Primärversorgung und die allgemeine Gesundheitsversorgung zu integrieren.

Bedeutung der Mundgesundheit zunehmend anerkannt

„Die Bedeutung der Mundgesundheit für die systemische Gesundheit wird in der Wissenschaft und im öffentlichen Gesundheitswesen zunehmend anerkannt“, erklärte Professor Chapple. „Zahnfleischerkrankungen werden beispielsweise mit Herzerkrankungen, Diabetes, Schwangerschaftsproblemen, Atemwegserkrankungen und sogar Alzheimer in Verbindung gebracht. Darüber hinaus sind unbehandelte Zahnerkrankungen weltweit eine der Hauptursachen für Schmerzen und Behinderungen und beeinträchtigen Lebensqualität, Produktivität und Schulbesuch.“

Weltweit jeder zehnte Erwachsene betroffen

Die Belastung durch Parodontitis ist erheblich und nimmt zu. Weltweit ist mehr als jeder zehnte Erwachsene von schweren Zahnfleischerkrankungen betroffen und die häufigste Ursache für Zahnverlust bei Erwachsenen, heißt es. Neben den direkten gesundheitlichen Folgen habe Parodontitis erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen6. Die weltweiten Behandlungskosten und Produktivitätsverluste werden auf über 540 Milliarden US-Dollar pro Jahr geschätzt. Allein in Europa wird die Belastung auf 150 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt – die EFP hatte dazu von „The Economist“ 2021 und 2024 Studien und Berechnungen erstellen lassen.

„Diese Kosten spiegeln nicht nur die zahnmedizinische Versorgung wider, sondern auch die weitreichenderen Folgen einer schlechten Mundgesundheit, einschließlich der Verbindung zu systemischen Erkrankungen. Die Bewältigung dieser Belastung ist nicht nur ein klinisches Gebot, sondern auch ein Gebot der öffentlichen Gesundheit und der Wirtschaft und erfordert koordiniertes Handeln von Regierungen, der Zivilgesellschaft und den Gesundheitsberufen“, so die EFP.

Immer noch unterfinanziert und in Gesundheitssystemen isoliert

„Dennoch ist die Mundgesundheit nach wie vor weitgehend unterfinanziert und von den allgemeinen Gesundheitssystemen isoliert. Es ist unklar, ob dies daran liegt, dass der traditionelle Fokus auf nichtübertragbare Krankheiten auf schwerwiegenden Folgen wie Morbidität und Mortalität lag, um deren Bedeutung zu priorisieren, und ob es angesichts der höheren Lebenserwartung an der Zeit ist, sich auf Auswirkungen zu konzentrieren, die auf der Lebensqualität basieren“, heißt es vonseiten der EFP.

Aufruf der WHO wichtiger Hebel für Veränderungen

Der Aufruf der WHO, die Mundgesundheit in die allgemeine Gesundheitsversorgung aufzunehmen und ihre Bereitstellung in der Primärversorgung zu verankern, sei ein wichtiger Hebel für Veränderungen. Er ermögliche es den Ländern, Ressourcen zu sichern und integrierte Strategien zum Abbau von Ungleichheiten und zur Verbesserung der Bevölkerungsgesundheit zu entwickeln.

„Mundgesundheit umfasst viel mehr als nur Zähne“

„Wir befinden uns in einem entscheidenden Moment, in dem Zahnärzte, Organisationen und Plattformen wie die EFP zusammenarbeiten müssen, um dem Aufruf der WHO Nachdruck zu verleihen und sicherzustellen, dass die Mundgesundheit auf der globalen Gesundheitsagenda bleibt“, so Chapple. „Der Mund ist ein komplexes Organ, und Mundgesundheit umfasst viel mehr als nur Zähne: Es geht um allgemeine Gesundheit, Lebensqualität und Wohlbefinden sowie gesundheitliche Gleichstellung.“

Jetzt handeln und Zugang zur Zahnmedizin sicherstellen

Prof. Sculean: „Wir müssen jetzt handeln, um sicherzustellen, dass jeder Mensch überall Zugang zu zahnmedizinischer Versorgung hat. Dies erfordert politisches Engagement, Investitionen und branchenübergreifende Zusammenarbeit. Gemeinsam können wir eine Zukunft gestalten, in der Mundgesundheit als grundlegendes Menschenrecht gilt.“

Hochrangige Referenten in der Session

Die Session „Breaking news from the World Health Organization: What in the world is going on? How we can advocate for better oral health for all“ findet am Samstag, 17. Mai 2025, um 10.30 Uhr auf der EuroPerio11 in der Messe Wien statt. Zu den Rednern gehören Benoit Varenne, Leiter für Mundgesundheit der WHO, Dympna Kavanagh, Chief Dental Officer im irischen Gesundheitsministerium, George Tsakos, Professor für öffentliche Zahngesundheit am UCL (UK), Habib Benzian, Professor für Epidemiologie und Gesundheitsförderung am NYU Dental College und Co-Autor des ersten WHO Global Oral Health Status Report (2022), sowie Professor Iain Chapple von der University of Birmingham (UK), ehemaliger Schatzmeister, Generalsekretär, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der EFP und aktueller Vertreter der EFP bei der PBOHE, der die Sitzung leiten wird.

Die Sitzung wird auch die Rolle der Plattform für bessere Mundgesundheit in Europa hervorheben, deren aktives Vorstandsmitglied die EFP ist. Das Mundgesundheitsmanifest der Plattform, das im Vorfeld der Europawahl 2024 veröffentlicht wurde, fordert die europäischen Politiker und Entscheider auf, den Aktionsplan der WHO zu unterstützen und ruft dazu auf, die Mundgesundheit in die EU-Politik zu integrieren.

Literatur
[1] WHO-Resolution zur Mundgesundheit: https://www.who.int/news/item/27-05-2021-world-health-assembly-resolution-paves-the-way-for-better-oral-health-care

[2] Plattform für bessere Mundgesundheit: https://www.oralhealthplatform.eu

[3] Erste globale Konferenz der WHO zur Mundgesundheit: https://www.who.int/news/item/25-11-2024-the-first-ever-global-oral-health-conference-highlights-universal-health-coverage-by-2030

[4] Globale Strategie und Aktionsplan der WHO zur Mundgesundheit 2023–2030: https://www.who.int/publications/i/item/9789240090538

[5] Bangkok-Erklärung: https://cdn.who.int/media/docs/default-source/ncds/mnd/oral-health/bangkok-declaration-oral-health.pdf

[6] Die Belastung durch Karies und Parodontitis: https://www.efp.org/publications-hub/the-burden-of-caries-and-periodontitis

 

Reference: Politik Parodontologie Studium & Praxisstart Zahnmedizin

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