Der frühere Präsident und Ehrenpräsident des Verbands Deutscher Zahntechniker-Innungen (VDZI), Zahntechnikermeister Lutz Wolf, ist im Alter von 77 Jahren am 20. Januar 2021 gestorben. Wolf war an vielen wichtigen Entwicklungen und Projekten im Zahntechnikerhandwerk beteiligt und hatte auch nach seiner Präsidentschaft immer wieder Aufgaben übernommen, so bei der Verhandlung des BEL 2014.
Der VDZI trauere um seinen Ehrenpräsidenten, heißt es im Nachruf des Verbands. „Mit Lutz Wolf verliert der VDZI einen herausragenden Vertreter des Verbandes, der sich in einer berufspolitisch schwierigen Zeit wie kein anderer an prominenter Stelle für die Interessen der zahntechnischen Meisterbetriebe eingesetzt hat und der für faire wirtschaftliche Rahmenbedingungen mit großer Überzeugungskraft eingetreten ist. Von 1997 bis 2005 war der Osnabrücker Zahntechnikermeister Wolf Präsident des VDZI. 2005 wurde er von den Delegierten einstimmig zum Ehrenpräsidenten des Verbandes gewählt.“
Mehr als 30 Jahre in Niedersachsen ehrenamtlich aktiv
Lutz Wolf, am 3. Juni 1943 in Erfurt geboren, legte 1973 in Bielefeld seine Meisterprüfung ab und gründete im gleichen Jahr sein Labor „Lutz Wolf Zahntechnik“ in Osnabrück. Er war insgesamt mehr als 30 Jahre in verschiedenen Ämtern ehrenamtlich für das Zahntechnikerhandwerk in Niedersachsen tätig gewesen. Von 1996 bis 2013 führte Wolf als Obermeister die Geschicke der Niedersächsischen Zahntechniker-Innung und nach der Fusion im Jahr 2010 der Zahntechniker-Innung Niedersachsen-Bremen (ZINB). Zuletzt stand er der ZINB in beratender Tätigkeit zur Verfügung.
Bedeutsame Gesetzgebungsverfahren prägen Präsidentenzeit
In seine Amtszeit als VDZI-Präsident fielen sechs für das Zahntechnikerhandwerk bedeutsame Gesetzgebungsverfahren. Dazu gehören unter anderem das Festzuschuss- und Selbstzahlerjahr 1998 und das Erarbeiten und politische Durchsetzen des Festzuschuss-Systems für Zahnersatz mit der Zahnärzteschaft, das 2005 in Kraft trat.
„Er hat für das Zahntechnikerhandwerk inmitten dieses Reformstakkatos, mit Preisabsenkungen und schwierigsten Reformexperimenten, wie die erste und später zweite Einführung des Festzuschuss-Systems, für die Interessen der Zahntechniker mit aller Leidenschaft gekämpft“, so der VDZI in seinem Nachruf. Dem zahntechnischen Berufsstand habe Wolf in turbulenten Zeiten stets überzeugend Mut gemacht, auf die eigene solidarische Kraft zu vertrauen, um die Zukunft selbst zu gestalten. Unermüdlich sei Lutz Wolf bestrebt gewesen, der modernen Zahntechnik und den qualifizierten zahntechnischen Meisterbetrieben an allen gesellschaftlich und politisch relevanten Stellen Gehör zu verschaffen.
Qualitätsorientierte Zusammenarbeit stärken
Dabei habe ihn ein gesellschaftspolitisches Ziel geleitet: die Sicherung einer modernen Zahnersatzversorgung, die allen Bevölkerungsschichten auf einem hohen und qualitätsgesicherten Niveau möglich sein soll. Die Stärkung der qualitätsorientierten Zusammenarbeit der fachlichen Experten, das heißt der Zahnärzte und der Zahntechnikermeister in einer wohnortnahen Systempartnerschaft, habe Wolf hierfür immer als zentrale Voraussetzung gesehen.
Wolf lagen dabei auch die Weiterentwicklung und neue Perspektiven für das Berufsbild des Zahntechnikers am Herzen. Die in der akademischen Weiterbildung eröffneten neuen Möglichkeiten griff auch der VDZI auf – zunächst seit 2001 mit dem Diplomstudiengang „Dentale Technologie“, seit 2006 dann mit dem Bachelor und Master Dentale Technologie an der damaligen Fachhochschule – inzwischen Hochschule – Osnabrück.
„Beispielhafte persönliche Haltung“
Wolf war ein hartnäckiger, aber auch geschickter Verhandler. Er habe keine Diskussion und keine Konflikte gescheut, wenn er von seinem Ziel und seinen Argumenten überzeugt war, so der VDZI, war zugleich aber freundlich und verbindlich im Ton und konsequent in der Sache. „Seine beispielhafte persönliche Haltung hat ihm nicht nur bei Freunden und Berufskollegen, sondern in der gesamten Dentalbranche, bei den politischen Vertretern aller Parteien und auch den Verhandlungspartnern bei der Gestaltung der Zahnersatzversorgung hohen Respekt eingebracht“, heißt es im Nachruf.
Viele Jahre in der BEL-Kommission
Über viele Jahre war Wolf an der Ausgestaltung des Bundeseinheitlichen Leistungsverzeichnisses (BEL) beteiligt. Als Mitglied der BEL-Kommission des VDZI habe er das Zahntechniker-Handwerk „offensiv, fachkompetent und mit seiner ganzen Persönlichkeit eloquent vertreten. So wurde er von den Vertretern der gesetzlichen Krankenkassen in den Preisverhandlungen auf Bundesebene, bei der ständigen Weiterentwicklung des BEL und der Erarbeitung des neuen BEL II-2014 als harter, aber auch fairer Verhandlungspartner geschätzt“, so der VDZI.
Zahlreiche Auszeichnungen
In Anerkennung seines vielfältigen Wirkens und seiner hervorragenden Verdienste um das Zahntechniker-Handwerk wurden Lutz Wolf zahlreiche Ehrungen zuteil. So erhielt Wolf 2010 die Goldene Ehrennadel des VDZI und 2014 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Die Zahntechniker-Innung Düsseldorf verlieh ihm 2016 den Heinz-Rohde-Preis; von der Zahntechniker-Innung Niedersachsen-Bremen wurde er nach seinem Ausscheiden 2013 zum Ehrenobermeister ernannt und erhielt die Goldene Ehrennadel der Innung.
„Eloquenter Kämpfer für die Interessen des Berufsstands“
Das Zahntechniker-Handwerk verliere mit Wolf eine außergewöhnliche Persönlichkeit, einen Zahntechniker mit Leidenschaft, einen erfolgreichen Unternehmer und einen eloquenten Kämpfer für die Interessen des Berufsstands, so der Nachruf des VDZI. „Für seine Kollegen hat Lutz Wolf die Funktionen und Ämter stets mit großem Verständnis sowie Toleranz und Gemeinsinn gegenüber abweichenden Meinungen ausgeübt. Ausgeprägter Teamgeist und Erfolgsorientierung waren bei ihm jederzeit Voraussetzung seines Handelns; eine hohe Durchsetzungsfähigkeit hat sein politisches Wirken geprägt. Das Zahntechnikerhandwerk verliert mit ihm ein großes Vorbild und Menschen. Es verneigt sich und wird ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren“.
Quellen: Nachruf des VDZI/QN