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Aktuelle Studie zeigt positive Effekte auf Lipidstoffwechsel, aber negative Einflüsse auf Zellgesundheit

Ibuprofen ist eines der am häufigsten eingenommenen Schmerzmittel

(c) New Africa/shutterstock.com

Eine gemeinsame Studie der SRH University und der Universität des Saarlandes zeigte, dass das weit verbreitete Schmerzmittel Ibuprofen den Stoffwechsel bestimmter Fette im Gehirn beeinflusst. Der Fettstoffwechsel im Gehirn wiederum ist bei demenziellen Erkrankungen oft verändert. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind rund 55 Millionen Menschen weltweit von Demenz betroffen, ein Großteil von ihnen leidet unter der Alzheimer-Krankheit.

Laborstudie liefert neue Einblicke

Als Schlüsselfaktor gilt das Eiweiß Beta-Amyloid, das sich bei den Betroffenen als Plaques im Gehirn ablagert. Doch Alzheimer ist multifaktoriell: Neben Eiweißablagerungen spielen auch chronische Entzündungen und Veränderungen im Fettstoffwechsel des Gehirns eine wichtige Rolle. Vor diesem Hintergrund rückt ein Alltagsmedikament in den Fokus: Ibuprofen. Das schmerzstillende und entzündungshemmende Mittel wird seit einiger Zeit daraufhin untersucht, ob es das Alzheimer-Risiko beeinflussen kann.

Hier liefert die neue in-vitro-Laborstudie nun wichtige Einblicke: Die Forschungsgruppe untersuchte am Deutschen Institut für Demenzprävention (DIDP) anhand von kultivierten menschlichen Nervenzellen im Reagenzglas erstmals systematisch, welchen Einfluss Ibuprofen auf verschiedene Lipidklassen im Gehirn hat, die in der Alzheimer-Forschung bereits als relevant bekannt sind.

Positive Effekte von Ibuprofen auf den Lipidstoffwechsel

Die Ergebnisse zeigen, dass Ibuprofen die Konzentration bestimmter Lipide erhöht, die entscheidend für die Gesundheit der Hirnzellen sind. So stiegen die Gehalte von Phosphatidylcholin und Sphingomyelin – beides zentrale Bausteine der Zellmembranen von Nervenzellen. Diese Membranlipide sind im Gehirn von Alzheimer-Patientinnen und -Patienten typischerweise verringert, was mit einer gestörten Kommunikation zwischen den Nervenzellen und Zellschäden einhergeht.

„Unsere Studie zeigt, dass Ibuprofen hier entgegen den krankhaften Veränderungen wirkt. Das könnte positiv für die Synapsen – also die Kontaktstellen zwischen Nervenzellen – und gegen bestimmte zellschädigende Prozesse wirken“, erläutert Prof. Dr. habil. Marcus Grimm, Leiter der Studie und Studiengangsleiter am Campus Köln der SRH University.

Potenzielle negative Auswirkungen auf die Zellgesundheit

Andererseits fanden die Forschenden auch potenziell nachteilige Effekte. Ibuprofen ließ die Menge an Triacylglyceriden ansteigen. Diese Neutralfette dienen als Energiespeicher und können sich in Form von Fetttropfen in Zellen ablagern. Zudem führte das Medikament zu einer Abnahme der sogenannten Plasmalogene – schützenden Lipiden, die Zellen vor oxidativem Stress bewahren. Bei Alzheimer-Erkrankten sind die Plasmalogen-Spiegel bereits deutlich reduziert – Ibuprofen verstärkte nun diesen Effekt zusätzlich.

„Unsere Ergebnisse offenbaren hier eine zweischneidige Wirkung von Ibuprofen“, fasst Grimm zusammen. „Einerseits könnten bestimmte durch Ibuprofen hervorgerufene Veränderungen an den Hirnfetten schützend sein. Andererseits sehen wir auch Veränderungen, die eher als kontraproduktiv einzustufen sind, weil sie Prozesse begünstigen könnten, die mit Alzheimer in Verbindung stehen.“

Wegweiser für Prävention und Therapie

Die Erkenntnisse erklären, die uneinheitlichen Ergebnisse früherer Untersuchungen. Die nun entdeckten Mechanismen liefern eine mögliche Erklärung: Ibuprofen entfaltet sowohl förderliche als auch unerwünschte Effekte – das Gesamtbild in einem lebenden Organismus könnte vom Feinabgleich dieser gegenläufigen Wirkungen abhängen.

Die Ergebnisse eröffnen neue therapeutische Perspektiven – zum Beispiel Medikamente oder Strategien zu entwickeln, die die positiven Effekte von Ibuprofen auf die Gehirnchemie nutzen, dabei aber negative Auswirkungen vermeiden. Auch für die Prävention ist das Wissen wertvoll: Es liefert Anhaltspunkte, wie Entzündungen und Fettstoffwechsel bei gefährdeten Personen beeinflusst werden könnten, um Alzheimer vorzubeugen – sei es medikamentös oder möglicherweise durch gezielte Ernährungsmaßnahmen.

Originalpublikation:
Radermacher J. et al.(2025): Influence of Ibuprofen on glycerophospholipids and sphingolipids in context of Alzheimer’s Disease. Biomedicine & Pharmacotherapy, 185, 117969. DOI: 10.1016/j.biopha.2025.117969.

 

Reference: Bunte Welt Nachrichten

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