0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
2597 Views

Tierversuch zeigt: Vermehrte Serotoninausschüttung im Darm führt zu erhöhter Fettaufnahme

Es ist bekannt, dass bestimmte Darmbakterien das Gewicht beeinflussen. Wie dieser Effekt zustande kommt, ist bisher kaum verstanden. Ein Potsdamer Forscherteam vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) zeigt nun in der Fachzeitschrift Scientific Reports, dass das Bakterium Clostridium ramosum die Darmzellen von Mäusen dazu bringt, vermehrt den Botenstoff Serotonin auszuschütten. Durch das Serotonin wird die Fettaufnahme aus dem Darm begünstigt, was die Fettpolster schneller wachsen lässt.

Markerkeim im Darm von Übergewichtigen

Clostridium ramosum ist ein zehn Mikrometer großes Bakterium und somit rund 100 Mal kleiner als ein Sandkorn. Die sporenbildende Mikrobenart kommt verstärkt im Darm übergewichtiger Menschen vor. Unklar ist, ob die Betroffenen durch das Bakterium an Gewicht zunehmen. Im Tierversuch ist die Datenlage eindeutiger. „In früheren Studien mit Mäusen beobachteten wir, dass Clostridium ramosum Übergewicht fördert, indem es die Zahl der Fettsäuretransporter im Darm erhöht“, sagt Prof. Michael Blaut, Leiter der Abteilung Gastrointestinale Mikrobiologie am DIfE.


Repräsentatives immunfluoreszenzmikrosokopisches Bild von Kolon-Organoiden von Mäusen nach einer siebentägigen Inkubation mit hitzeinaktivierten Zellen von Clostridium ramosum. Bild: Ana Mandic/DIfE

Dieser Spur gingen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun weiter nach. Dafür untersuchten sie Mäuse und Darm-Organoide. Darm-Organoide werden aus Stammzellen gewonnen und weisen ähnliche Eigenschaften wie normales Darmgewebe auf. Sie werden deshalb auch als „Mini-Därme“ bezeichnet. Das Forscherteam beobachtete, dass Clostridium ramosum den Darm der Tiere dazu bringt, vermehrt enterochromaffine Zellen zu bilden. Diese spezialisierten Zellen produzieren den Botenstoff Serotonin. Somit kann das Bakterium die Konzentration von Serotonin im Darm erhöhen und die Anzahl der Fettsäuretransporter steigern. Eine mögliche Folge für Maus und Mensch: Übergewicht. „Die Studie zeigt einmal mehr, wie stark der Einfluss einer einzelnen Bakterienspezies im Darm sein kann“, betont Blaut.

Fettreiche Ernährung fördert Wachstum von Clostridium ramosum

Insbesondere eine Ernährung mit viel Fett könnte problematisch sein. Denn das Bakterium vermehrt sich gerade unter einer fettreichen Diät optimal. „Unsere Ergebnisse liefern einen wichtigen Hinweis auf das Zusammenspiel zwischen Ernährung, Stoffwechsel des Wirts und Darmbakterien“, sagt Dr. Ana Mandic, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung, die seit fast drei Jahren an dem Projekt arbeitet. Im nächsten Schritt sei es wichtig zu prüfen, in welchem Maße Clostridium ramosum beim Menschen zu Übergewicht beiträgt. Zudem wollen die Forschenden herausfinden, ob das Bakterium durch eine bestimmte Ernährung und andere Mikroorganismen ausgebremst werden könnte.

Originalpublikation:
Mandić AD, Woting A, Jaenicke T, Sander A, Sabrowksi W, Rolle-Kampcyk U, v. Bergen M, Blaut M. Clostridium ramosum regulates enterochromaffin cell development and serotonin release. Scientific Reports (2019) 9:1177 [https://doi.org/10.1038/s41598-018-38018-z]


Das Titelbild zeigt eine lichtmikroskopische Aufnahme von Clostridium ramosum nach Gram-Färbung. Bild: Tina Jaenicke/DIfE
Reference: DIfE Institut Potsdam Bunte Welt

AdBlocker active! Please take a moment ...

Our systems reports that you are using an active AdBlocker software, which blocks all page content to be loaded.

Fair is fair: Our industry partners provide a major input to the development of this news site with their advertisements. You will find a clear number of these ads at the homepage and on the single article pages.

Please put www.quintessence-publishing.com on your „adblocker whitelist“ or deactivate your ad blocker software. Thanks.

More news

  
Zwei schwarze Unterschenkelprothesen in weißen Turnschuhen stehen aufrecht, bis zum Knie zu sehen.
28. Jul 2025

Schwer verletzten Menschen wieder Lebensqualität geben

Prof. Dr. Dr. Rolf Ewers und Bicon Implants unterstützen Superhumans Center Ukraine
Ein Vergleich zweier Fotos von Candida albicans zeigt, dass in Gegenwart von menschlichem Albumin (rechts) ein dichterer Biofilm gebildet wird als in dessen Abwesenheit (links). Auf den Fotos wurden die Hefezellen in einem goldenen Farbton eingefärbt.
25. Jul 2025

Candidas versteckte Waffe

Studie: Albumin kann normalerweise harmlose Pilzstämme von Candida albicans in gefährliche Krankheitserreger verwandeln
Zahnpflege to go: klein, smart & urlaubstauglich
25. Jul 2025

Zahnpflege to go: klein, smart & urlaubstauglich

Online-Gewinnspiel von Ajona: Originelle Reisefotos mit der kleinen roten Tube gesucht
Was Dinozähne über das Leben vor 150 Millionen Jahren verraten
23. Jul 2025

Was Dinozähne über das Leben vor 150 Millionen Jahren verraten

Hinweise auf Migration, Umweltbedingungen und Nischenverteilung in Ökosystemen vor 150 Millionen Jahren
Empfehlungen zur Förderung akademischer Ausgründungen
22. Jul 2025

Empfehlungen zur Förderung akademischer Ausgründungen

Innovative biomedizinische Produkte und Technologien sollen möglichst zügig in die Anwendung gelangen
Wie gängige Medikamente Krankheitserregern den Weg ebnen
22. Jul 2025

Wie gängige Medikamente Krankheitserregern den Weg ebnen

Viele Nicht-Antibiotika schwächen die natürliche Schutzfunktion des Darms – krankmachende Bakterien können leichter ansiedeln
Ausbildung in diesem Jahr der beliebteste Bildungsweg nach der Schule
18. Jul 2025

Ausbildung in diesem Jahr der beliebteste Bildungsweg nach der Schule

Jugendliche haben häufig Vorurteile über das Gehalt – Schulen setzen vermehrt auf „Ausbildungsbotschafter“
Neue Stipendien-Infoseite hilft bei der Bewerbung
17. Jul 2025

Neue Stipendien-Infoseite hilft bei der Bewerbung

Universität des Saarlandes will Hemmschwelle beseitigen – der Weg zum passenden Stipendium