Im Rahmen einer internationalen Event-Reihe fand Mitte November 2024 der dritte GBT Summit in Deutschland mit großem Erfolg statt. Die zentrale Botschaft an das vollbesetzte Plenum: Moderne orale Medizin ist präventiv – und mit der Guided Biofilm Therapy (GBT) lässt sich Prävention effektiv umsetzen. Weltweit arbeiten bereits über 17.000 zertifizierte Praxen erfolgreich nach dem systematischen GBT-Protokoll mit den Originalprodukten des Erfinders EMS.
Patienten sind maximal entspannt
„Wir begleiten unsere Patienten auf ihrer Reise zur eigenen Zahngesundheit. Mit dem systematischen GBT-Protokoll wissen sie immer genau, welches der nächste Schritt ist und sind maximal entspannt.“ Das Team der Gummersbacher Zahnärztin Annette Kattwinkel arbeitet in einer stilvollen GBT Lounge mit integriertem Airflow Prophylaxis Master Behandlungsgerät und zugehörigem Behandlungsstuhl: „Darin fühlen sich auch ängstliche Patienten wohl und kommen zuverlässig zum Recall.“
Das modulare, risikoorientierte und evidenzbasierte GBT-Protokoll nutzt auch Dr. Marc Philipp, Zahnarzt und Schauspieler aus Bochum – und kombiniert es mit einer positiven Patientenansprache. „Ich beginne mit zwei bis drei Minuten Smalltalk. Für gute Atmosphäre sorgen außerdem Lounge-Musik, Oshibori-Tücher und angenehme Duftnoten. Mit unseren modernen und schonenden Instrumenten ist die Behandlung dann zu 99 Prozent schmerzfrei.“
Roter Faden für den Erfolg
Kommunikation ist auch für Dr. Melike Bergfort (Düsseldorf) entscheidend – gegenüber Patienten und ihrem Praxisteam. Nach Übernahme einer alteingesessenen Familienpraxis musste sie jahrzehntelang eingeschliffene Abläufe und Methoden ändern. Um Prophylaxe als zentralen Baustein zu etablieren, half ihr der „rote Faden“ der Guided Biofilm Therapy.
Eine umfassende Schulung für das gesamte Team als Teil der GBT-Zertifizierung sieht auch Mirko van den Bruck, Fachzahnarzt für Kieferorthopädie in Wesel, als Erfolgsfaktor. Um auf dem neuesten Stand zu bleiben, sind für ihn regelmäßige Wissens-Updates im Rahmen der Rezertifizierung wichtig. Gleichbleibend hohe Standards sichert die Swiss Dental Academy (SDA), das Fortbildungsinstitut von EMS. In 70 Ländern organisiert die SDA jährlich über 7.000 Kurse mit mehr als 50.000 Teilnehmern.
Air-Flowing mit klaren Vorteilen
Auch nach sehr guter Mundhygiene sind noch rund 12 Prozent der Glattflächen von Biofilm bedeckt, in Zahnzwischenräumen 50 Prozent [1]. Um eine Dysbiose und Parodontitis zu vermeiden, ist daher für Prof. Dr. Stefan Zimmer regelmäßige professionelle Prophylaxe mit entsprechender Instruktion und Motivation für langfristige Mundgesundheit unverzichtbar [2, 3]. Die Recall-Frequenz wird an der Universitäts-Zahnklinik Witten/Herdecke risiko-abhängig angepasst, mit ein bis vier Sitzungen pro Jahr.
Als zentrale Vorteile von „Luft-Wasser-Strahl-Geräten mit Erythritol-Pulver“ – gemeint ist Air-Flowing unter Verwendung von Airflow-Max-Handstücken mit Laminar Airflow Technology und Plus Pulver – sieht Zimmer die Zahnsubstanzschonung, die Anwendbarkeit bis 4 Millimeter subgingival, die Patientenfreundlichkeit und den deutlichen Zeitgewinn gegenüber rotierenden Bürstchen oder Kelchen mit Paste [4–6]. Eine abschließende „Politur“ sei nicht notwendig.
Periimplantäre Mukosa mehrmals jährlich sondieren
Prof. Dr. Jan Derks leitet die parodontologische Abteilung an der Universität Göteborg (Schweden) und steht damit in einer Reihe mit dem berühmten Hochschullehrer und Forscher Jan Lindhe. Wer implantiert, sollte nach Derks Überzeugung auch Periimplantitis vorbeugen und therapieren können. Diese verläuft viermal schneller als eine Parodontitis, sodass die periimplantäre Mukosa nach Möglichkeit mehrmals jährlich sondiert werden sollte. Nur bei Zunahme der Messwerte ist laut europäischer Leitlinie eine Röntgenkontrolle indiziert [7].
Kooperation mit Hausärztin
Ein Plädoyer für umfassende medizinische Prävention hielt die MKG-Chirurgin PD Dr. Dr. Ulrike Webersberger, MSc., (Seeham, Österreich). Für die Patienten ihrer von ihrem Vorgänger wegen geringer Auslastung aufgegebenen Landpraxis steht sie in engem Austausch mit der lokalen Hausärztin. Diese ist gut über Zusammenhänge mit Diabetes und kardiovaskulären Erkrankungen informiert und gemeinsam gelingt es, die Entzündungslast auch bei Risikopatienten zu senken [8]. Ihr sehr gut angenommenes präventives Konzept kann Webersberger mit der GBT optimal umsetzen: „Definierte Abläufe stellen sicher, dass alle Patienten nach dem gleichen hohen Standard behandelt werden.“
GBT-Sitzung mit reduzierter Leistungseinstellung für Kinder ab drei Jahre
Ebenso wichtig wie für Erwachsene ist Prophylaxe laut Dr. Jameela Abdul Haq, MSc., für Kinder. Die in den Vereinigten Arabischen Emiraten und an der Universität Greifswald ausgebildete Spezialistin für Kinderzahnheilkunde startet mit GBT-Sitzungen, auf der Basis einer sorgfältigen Risikodiagnostik, nach Möglichkeit im Alter von drei Jahren. Für das Air-Flowing verwendet sie eine reduzierte Leistungseinstellung. Die Abrechnung erfolgt zum Beispiel mit frei vereinbarten altersbezogenen Festbeträgen.
Prophylaxe sinnvoll abrechnen
Vielfältige Informationen und Tipps gab es in Vorträgen und in persönlichen Gesprächen zum Thema Abrechnung. Während die Gebührenordnungen für die Parodontitis-Nachsorge klare Vorgaben machen, wird präventive Betreuung mit professioneller Belagentfernung, Mundhygiene-Instruktion und Risikofaktoren-Management sehr unterschiedlich in Rechnung gestellt. Das Referenten-Duo Monika Dietschmann und Dr. Ann-Kathrin Arp verwies auf eine Reihe wichtiger Abrechnungspositionen rund um die Prophylaxe-Sitzung (zum Beispiel FU/IP für Kinder, GOZ 1000/1010), durch die das Honorar für eine umfassende Sitzung weit über dem üblichen liegen könne: „Verkaufen Sie sich nicht unter Wert. Prävention hilft Ihren Patienten, Ihrer Praxis und dem Gesundheitssystem.“
Zeitbasierte Berechnung mit freier Abdingung
Alternativ plädierte die in Österreich praktizierende Webersberger für eine zeitbasierte Berechnung mit freier Abdingung, durch die der notwendige Umsatz erzielt werden kann. Dazu Celso da Costa, Dentalhygieniker und Direktor Swiss Dental Academy und Marketing bei EMS: „Patienten sollten für Gesundheit bezahlen, nicht für Reparatur.“
Bei freier Vereinbarung nach Paragraf 2 GOZ müssen Patienten darauf hingewiesen werden, dass die Leistungen möglicherweise nicht erstattet werden. Unabhängig davon waren sich Referentinnen und Referenten einig, dass GKV-Patienten auf kostengünstige Zahnzusatz-Versicherungen hingewiesen werden sollten. Diese umfassen zum Teil „Flatrates“, die auch mehrere Prophylaxe-Termine pro Jahr erstatten.
Behandlungskosten durch orale Erkrankungen weltweit 640 Milliarden Euro
Die geschätzten direkten Behandlungskosten durch orale Erkrankungen betragen nach einer neuen Studie weltweit rund 640, in Deutschland 28 Milliarden Euro [9]. Angesichts knapper Ressourcen lässt sich das Problem nur präventiv lösen, auf Praxisebene mit systematischer professioneller Prophylaxe. Die Guided Biofilm Therapy hat sich hier als ein gut dokumentiertes Protokoll etabliert, das modular auch für die sekundäre Prophylaxe-Behandlung im Rahmen der Parodontitis-Therapie einsetzbar ist.
Vorträge und Diskussionen in Düsseldorf zeigten eindeutig: Neben der wissenschaftlich belegten Effektivität, Substanzschonung und Wirtschaftlichkeit überzeugt der systematische Aufbau des GBT-Protokolls Praxisinhaber, Prophylaxeteams und ganz besonders Patienten. Eine Befragung von weltweit mehr als 400.000 Patienten hat ergeben, dass über 94 Prozent die GBT gegenüber früheren Methoden mit Handinstrumenten und Polierpasten bevorzugen [10].
Quellen:
1. Hawkins BF, Kohout FJ, Lainson PA, et al. Duration of toothbrushing for effective plaque control. Quintessence Int. 1986;17(6):361-5. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/3460112
2. Axelsson P, Nystrom B, Lindhe J. The long-term effect of a plaque control program on tooth mortality, caries and periodontal disease in adults. Results after 30 years of maintenance. J Clin Periodontol. 2004;31(9):749-57. Epub 2004/08/18. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15312097
3. Tonetti MS, Chapple IL, Jepsen S, et al. Primary and secondary prevention of periodontal and peri-implant diseases: Introduction to, and objectives of the 11th European Workshop on Periodontology consensus conference. J Clin Periodontol. 2015;42 Suppl 16:S1-4. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25683242
4. Bastendorf K, Strafela-Bastendorf N. Auf das klinische Protokoll kommt es an – PZR, UPT und GBT. Quintessenz. 2020;71(12):1380-9. https://www.quintessence-publishing.com/deu/de/article/867027/quintessenz-zahnmedizin/2020/12/auf-das-klinische-protokoll-kommt-es-an-pzr-upt-und-gbt?bkz=QN
5. Donnet M, Fournier M, Schmidlin PR, et al. A Novel Method to Measure the Powder Consumption of Dental Air-Polishing Devices. Applied Sciences. 2021;11(3):1101. https://www.mdpi.com/2076-3417/11/3/1101
6. Mensi M, Scotti E, Sordillo A, et al. Clinical evaluation of air polishing with erythritol powder followed by ultrasonic calculus removal versus conventional ultrasonic debridement and rubber cup polishing for the treatment of gingivitis: A split-mouth randomized controlled clinical trial. Int J Dent Hyg. 2022;20(2):371-80. Epub 20210728. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/34275193
7. Herrera D, Berglundh T, Schwarz F, et al. Prevention and treatment of peri-implant diseases-The EFP S3 level clinical practice guideline. J Clin Periodontol. 2023. Epub 20230604. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37271498/
8. Herrera D, Sanz M, Shapira L, et al. Periodontal diseases and cardiovascular diseases, diabetes, and respiratory diseases: Summary of the consensus report by the European Federation of Periodontology and WONCA Europe. Eur J Gen Pract. 2024;30(1):2320120. Epub 20240321. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/38511739
9. Jevdjevic M, Listl S. Global, Regional, and Country-Level Economic Impacts of Oral Conditions in 2019. Journal of Dental Research. 2024:00220345241281698. https://doi.org/10.1177/00220345241281698
10. Koch JH. Sieger in der Prophylaxe: Das GBT-Erlebnis. Befragung von weltweit über 400.000 Patienten. ZMK. 2024;40(11-12):684-5.