EditorialSeiten: 119-120, Sprache: DeutschWalter, ClemensSeiten: 123-132, Sprache: DeutschWölber, Johan PeterEin Blick auf die verfügbare EvidenzWährend ernährungsbedingte, manifeste Erkrankungen wie Übergewicht und Diabetes mellitus Typ II bereits als etablierte Risikofaktoren von parodontalen Erkrankungen gelten, mehrt sich auch die Evidenz, dass schon der Faktor Ernährung als parodontaler Risikofaktor betrachtet werden sollte. Unabhängig davon, ob die Ätiologie der Parodontalerkrankungen eher mikrobiologisch oder immunologisch bedingt betrachtet wird, übt Ernährung auf beide Faktoren einen relevanten Einfluss aus. Der Artikel stellt evidenzbasierte Ernährungsinterventionen vor, die sowohl präventiv als auch therapeutisch begleitend im Rahmen einer parodontalen Therapie eingesetzt werden können. Zusammenfassend können diese vorteilhaften Ernährungsinterventionen als eine hauptsächlich pflanzenbasierte, niederglykämische, mikronährstoffreiche Vollwertkost unter Beachtung von marinen Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B12 und Vitamin D betrachtet werden. Die größte Evidenz liegt derzeit vor allem im Bereich der Gingivitistherapie vor.
Manuskripteingang: 01.02.2023, Annahme: 21.03.2023
Schlagwörter: Ernährung, Parodontitis, Gingivitis, Vollwertkost, Omega-3-Fettsäuren, Zucker, Ballaststoffe
Seiten: 133-147, Sprache: DeutschRichter, Volker / Jentsch, HolgerZwischen dem menschlichen Mikrobiom und den Körperzellen bestehen wesentliche Wechselwirkungen, die sich im Verlauf der Evolution entwickelt haben. Durch moderne Technologien wie Metagenomik und Metabolomik sind diesbezüglich auch in der Parodontologie neue Einblicke möglich geworden. Bidirektionale Beziehungen zwischen Parodontitis und verschiedenen systemischen Erkrankungen mit inflammatorischer Komponente sind besonders bedeutsam. Es wird zunehmend deutlich, dass der Transfer von Bakterien eines dysbiotischen Mikrobioms der Mundhöhle in den Darm eine Dysbiose des Darm-Mikrobioms und damit chronische Erkrankungen verursachen kann. In letzter Zeit sind Prozesse der interzellulären Kommunikation in den Fokus des Interesses gerückt, die durch extrazelluläre Vesikel (EV) vermittelt werden. Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass EV im Rahmen von Parodontalerkrankungen sowohl ein diagnostisches als auch ein therapeutisches Potenzial besitzen. Weil Faktoren der Ernährungsweise die Zusammensetzung der Mikrobiota in der Mundhöhle und im Darm beeinflussen, ist die Ernährung für die Prävention und Therapie von Parodontalerkrankungen ebenso wie von anderen systemischen chronischen Krankheiten wesentlich. Gesundheitsfördernde Wirkungen von Prä-, Pro- und Postbiotika stehen im Fokus der gegenwärtigen Forschung.
Manuskripteingang: 03.07.2022, Annahme: 20.09.2022
Schlagwörter: Parodontitis, orales Mikrobiom, Darm-Mikrobiom, systemische Erkrankungen, extrazelluläre Vesikel, Ernährung, Präbiotika, Probiotika, Postbiotika
Seiten: 149-157, Sprache: DeutschRamseier, Christoph A. / Matti, Fabienne S.Der Tabakkonsum bleibt insbesondere aufgrund der vorliegenden medizinischen Evidenz seiner gesundheitlichen Folgen und der weiten Verbreitung des Zigarettenrauchens auch bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen die häufigste vermeidbare Todesursache der heutigen Zeit. Während weltweit nach wie vor auf Präventionsstrategien und Entzugstherapien gesetzt wird, erlebt die Verbreitung von alternativen Produkten zur Nikotininhalation wie E-Zigaretten oder „Heat not Burn“-Produkten einen gewaltigen Aufschwung. Dieser kommt gleichzeitig den Bedürfnissen der heutigen Zigarettenraucher nach, welche auch aus gesundheitlichen Gründen eine Alternative zum Zigarettenrauchen suchen. Ebenso versucht die Tabakindustrie, mit den neuen Produkten ihr Image zu verbessern. In dem Beitrag werden der Umfang des Tabakkonsums speziell bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie die verschiedenen alternativen Produkte zur Nikotininhalation und deren gesundheitliche Folgen dargestellt. Die europaweiten gesundheitspolitischen Gegenmaßnahmen der Tabakprävention sind zwar öffentlich präsent, müssen allerdings nach wie vor im Rahmen der sogenannten Tabak-Kurzintervention auch in jeder zahnmedizinischen Praxis Einzug halten.
Manuskripteingang: 18.06.2018; Annahme: 09.07.2018
Originalpublikation: Ramseier et al. (Quintessenz 2018;69:1182–1190).
Schlagwörter: Tabakkonsum, E-Zigaretten, Wasserpfeife, Shisha, „Heat not Burn“-Produkte
Seiten: 159-165, Sprache: DeutschPankow, WulfEmpfehlungen zum Umgang mit der elektronischen Zigarette (E-Zigarette)Originalpublikation: Pneumologie 2022;76:473−478. URL: https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/a-1862-3112 mit freundlicher Genehmigung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V. und des Thieme Verlags.
Seiten: 167-180, Sprache: DeutschKapferer-Seebacher, Ines / Zschocke, JohannesDie Ehlers-Danlos-Syndrome (EDS) sind eine Gruppe von erblichen Bindegewebeerkrankungen, die durch Gelenkhypermobilität, Überdehnbarkeit der Haut und Bindegewebefragilität gekennzeichnet sind. Eine primäre parodontale Manifestation findet sich beim parodontalen EDS. Dessen wichtigste klinische Merkmale sind eine rapide Destruktion der parodontalen Gewebe, die bereits in der frühen Adoleszenz beginnt und zu vorzeitigem Zahnverlust führt, sowie das Fehlen von befestigter Gingiva, was die Bildung gingivaler Rezessionen begünstigt. Zu den Bindegewebeanomalien des parodontalen EDS gehören eine Neigung zu Hämatomen, Hämosiderin-Einlagerungen an den Vorderseiten der Schienbeine, eine heisere Stimme und seltenere Manifestationen wie Organ- oder Gefäßrupturen. Das parodontale EDS wird durch heterozygote Gain-of-function-Varianten in C1R oder C1S verursacht, welche zu einer unkontrollierten Aktivierung der Serinproteinkinasefunktion von C1S führen. Aufgrund der früh auftretenden Parodontitis müssen alle Betroffenen von frühester Kindheit an regelmäßig parodontologisch betreut werden. Eine ausgezeichnete Mundhygiene ist wesentlicher Bestandteil der Prophylaxe und Therapie. Die prothetische Rehabilitation nach Zahnverlust ist eine Herausforderung, da der größte Teil des Alveolarknochens zerstört ist. Parodontale Manifestationen bei anderen EDS-Typen sind selten.
Manuskripteingang: 17.11.2022, Annahme: 01.02.2023
Schlagwörter: Ehlers-Danlos, Hypermobilität, befestigte Gingiva, Parodontitis, Zahnanomalie, Anomalien
Seiten: 181-195, Sprache: DeutschEickholz, Peter / Schacher, Beate / Schnabl, Dagmar / Kapferer-Seebacher, Ines / Nickles, KatrinPalmoplantare Hyperkeratosen und ParodontitisDas Papillon-Lefèvre-Syndrom (PLS) ist mit einer Prävalenz von 1−4 Fällen unter 1 Million Menschen eine seltene genetische Erkrankung. PLS ist gekennzeichnet durch Hyperkeratosen an Hand- und Fußflächen sowie schwere und rasch voranschreitende Parodontitis, die Milch- und bleibende Zähne befällt. Dem Syndrom liegen homozygote oder gemischt-heterozygote Mutationen des Gens zugrunde, das die Dipeptidyl-Aminopeptidase Cathepsin C (CTSC) codiert, die zu einem Funktionsverlust des Gens führen. In den meisten beschriebenen Fällen wurde Aggregatibacter actinomycetemcomitans im subgingivalen Biofilm nachgewiesen. Während der Phagozytose wird das bakterizide Peptid LL-37 (Cathelicidin) durch die von CTSC abhängige Proteinase 3 aktiviert. LL-37 wirkt stark antimikrobiell gegen die meisten Stämme von A. actinomycetemcomitans. Ohne CTSC wird das antimikrobielle LL-37 nicht aktiviert. Bei einigen PLS-Patienten konnte die Parodontitis mittels systematischer Parodontitistherapie − bestehend aus Mundhygieneinstruktionen (Stufe 1), Extraktion hoffnungsloser Zähne, subgingivaler Instrumentierung (Stufe 2) mit adjuvanter systemischer Antibiotikagabe und schließlich intensiver unterstützender Parodontitistherapie (UPT) − gestoppt werden. Mikrobiologisches Monitoring spielt bei der Kontrolle einer (Re-)Infektion mit A. actinomycetemcomitans eine Rolle. Implantate bei PLS-Patienten, die nicht regelmäßig an der UPT teilnahmen, zeigten ein hohes Risiko für Periimplantitis und Implantatverlust. Bis heute ist nicht völlig geklärt, warum manche PLS-Patienten gut auf eine Parodontitistherapie ansprechen und andere nicht. Es scheint aber, dass eine frühe Diagnose und systematische Therapie mit Suppression von A. actinomycetemcomitans unter die Nachweisgrenze und eine eng getaktete UPT langfristigen Zahnerhalt begünstigen oder zumindest Zahnverlust deutlich reduzieren.
Manuskripteingang: 15.12.2022, Annahme: 12.03.2023
Schlagwörter: Papillon-Lefèvre-Syndrom, Aggregatibacter actinomycetemcomitans, Parodontitis, Langzeiterfolg
Seiten: 199-205, Sprache: DeutschObreja, Karina / Schliephake, Carla / Lermen, Yanislava / Steffen, Björn / Aldiri, Talal / Petsos, Hari / Schwarz, FrankGingivawucherung entpuppt sich als leukämische ZellinfiltrationAnzeichen einer Leukämie können sich in der Mundhöhle manifestieren. Deshalb kann die oralmedizinische Untersuchung eine essenzielle Bedeutung bei der Früherkennung hämatologischer Erkrankungen haben und den Ausgangspunkt für die Diagnose darstellen. Der vorliegende Fall zeigt, wie die Abklärung eines auffälligen Gingivabefunds zur Diagnose „akute myeloische Leukämie“ führte.
Manuskripteingang: 18.10.2021, Annahme: 18.11.2021
Originalpublikation: Obreja et al. (Zahnärztl Mitt 2022;112:220−225). Mit freundlicher Genehmigung des Deutschen Ärzteverlags.
Schlagwörter: akute myeloische Leukämie, Gingivawucherung, orale Manifestationen, leukozytäres Manifestrat
Seiten: 207-224, Sprache: DeutschSchröder, Mario / Eickholz, PeterFallberichtDieser Fallbericht schildert die systematische parodontale Behandlung eines 54-jährigen Patienten, der sich aufgrund einer malignen Tumorerkrankung mit ossärer Metastasierung einer antiresorptiven Therapie mit dem monoklonalen Antikörper Denosumab unterziehen sollte und im Vorfeld zur Parodontitistherapie überwiesen wurde. Die klinische und radiologische Untersuchung ergab eine fortgeschrittene Parodontitis (generalisiert, Stadium IV, Grad C) und mehrere Zähne, die im Kontext der Tumortherapie nicht erhalten werden konnten. Die aktive Parodontitistherapie erfolgte in zwei Stufen: (1) Kontrolle von Risikofaktoren und supragingivale Biofilmentfernung, (2) subgingivale Instrumentierung (SI) mit adjuvanter systemischer Antibiotikagabe und Extraktion der nicht erhaltungswürdigen Zähne. In einzelnen Belangen wurde aufgrund der Dringlichkeit der Tumortherapie vom etablierten Stufenschema der Parodontitistherapie abgewichen. Bereits eine Woche nach SI konnte daher die antiresorptive Medikation mit Denosumab begonnen werden. Bei der Befundevaluation nach SI wurde eine deutliche Verbesserung der parodontalen Situation festgestellt. Seitdem nimmt der Patient risikoadaptiert an der unterstützenden Parodontitistherapie (UPT; Stufe 4) teil und stellt sich in vierteljährlichen Abständen zum Recall vor.
Manuskripteingang: 18.01.2023, Annahme: 09.03.2023
Schlagwörter: systematische Parodontitistherapie, unterstützende Parodontitistherapie (UPT), Antiresorptiva, Denosumab
KongressberichtSeiten: 225-231, Sprache: DeutschChristgau, Michael„Problemfälle und Misserfolge in der Zahnmedizin“BDDH NewsSeiten: 233-234, Sprache: DeutschIhre ersten Schritte in der Dentalwelt ging sie zunächst als Zahntechnikerin, bevor sie merkte, dass ihr Herz eigentlich für die zahnmedizinische Prävention schlägt. In diesem Gespräch erzählt die Gründerin des BDDH e. V., Dorothee Neuhoff, von ihrem Werdegang, wie sie die Ausbildung zur Dentalhygienikerin/zum Dentalhygieniker (DH) in Deutschland installierte und von der Gründung des BDDH.
KongressberichtSeiten: 235-239, Sprache: DeutschRott, Thea„Kontroversen und Alternativen in der parodontalen Therapie – 7 therapeutische Schwerpunkte im Fokus“KongressberichtSeiten: 241-245, Sprache: DeutschWinkler, PatriziaFortbildungSeiten: 247-248, Sprache: DeutschThiemann, LuisaBuchbesprechungSeiten: 249-250, Sprache: DeutschDommisch, Henrik