Seiten: 257-273, Sprache: DeutschDifloe-Geisert, Julia / Dannewitz, Bettina / Eickholz, Peter / Dommisch, Henrik / Walter, ClemensIm Jahr 2018 hat die aktuelle „Klassifikation der parodontalen und periimplantären Erkrankungen und Zustände“ die vorangegangene Klassifikation aus dem Jahr 1999 abgelöst. Die aktuelle Klassifikation hat unter anderem das Ziel, die parodontale Diagnosestellung im klinischen Alltag zu erleichtern und wissenschaftliche Erkenntnisse der letzten Jahre zu integrieren. Die konsequente klinische Anwendung der aktuellen Klassifikation ist überaus erstrebenswert. Gleichzeitig haben aber auch die letzten Jahre gezeigt, dass es noch ein paar Unschärfen und Interpretationsspielräume bei der Umsetzung im klinischen Alltag gibt. Insbesondere die Stadien III und IV der Parodontitis unterscheiden sich häufig nur in dem Vorhandensein von sogenannten Komplexitätsfaktoren, die eine orale Rehabilitation aufgrund einer mastikatorischen Dysfunktion erfordern. Daher ist es das Ziel der vorliegenden Arbeit, eine Hilfestellung bei der Diagnosestellung einer Parodontitis im Stadium IV anhand von vier Fallbeispielen aus der klinischen Praxis zu geben.
Manuskripteingang: 20.05.2022, Annahme: 11.07.2022
Schlagwörter: Parodontitis, Stadium IV, mastikatorische Dysfunktion, aggressive Parodontitis, orale Rehabilitation
Seiten: 275-284, Sprache: DeutschPetsos, Hari / Bäumer-König, Amelie / Eickholz, Peter / Jablonowski, Lukasz / Pretzl, Bernadette / Schwendicke, Falk / Holtfreter, Birte / Graetz, ChristianBehandlungskonzepteEs wird kontrovers diskutiert, wie Ergebnisse aus universitären Parodontitistherapien für die zahnärztliche Versorgung zu verallgemeinern sind. Deshalb wurde im Rahmen einer multizentrischen retrospektiven Studie der Zahnverlust von Patienten untersucht, die an den vier deutschen Universitätszentren Kiel, Greifswald, Heidelberg und Frankfurt am Main eine systematische Parodontitistherapie erhielten, um Spezifikationen einzelner Behandlungskonzepte besser zu verstehen. Die Ergebnisse dieser Studien werden im Rahmen dieser dreiteiligen Artikelserie vorgestellt und diskutiert, deren Teil 1 bereits in der vorherigen Ausgabe der PARODONTOLOGIE (Mai 2022) erschien und Teil 3 in einer der folgenden Ausgaben veröffentlicht wird. Es konnten 896 Patienten an vier Zentren zu Beginn, nach aktiver (APT) und unterstützender Parodontitistherapie (UPT) nachuntersucht werden. Trotz kohortenspezifischer Unterschiede, einschließlich der Länge des mittleren Nachbeobachtungszeitraumes von 7–18 Jahren, fand sich für alle Zentren ein niedriger jährlicher Zahnverlust von ≤ 0,15 Zähnen pro Patient während einer konzeptbasiert durchgeführten UPT. Folgerichtig muss die UPT patientenindividualisiert und regelmäßig erfolgen, um langfristig die parodontale Stabilität aufrechtzuerhalten. Im Folgenden sollen einige therapiespezifische Details der jeweiligen Zentren einschließlich spezifischer regionaler Unterschiede zum besseren Verständnis und ergänzend zur ursprünglichen wissenschaftlichen Publikation praxisnah diskutiert werden.
Manuskripteingang: 11.12.2020, Annahme: 16.03.2021
Originalpublikation: Petsos et al. „Systematische Parodontitistherapie im universitären Umfeld – Praxisrelevant oder nicht? – Teil 2. Behandlungskonzepte.“ (QUINTESSENZ ZAHNMEDIZIN 2021;72:884–893). Der Beitrag wurde von den Autoren in Ergänzung zu
Graetz C et al. J Dent 2020;94:103307 verfasst.
Schlagwörter: Parodontitis, Zahnverlust, Behandlungskonzepte, unterstützende Parodontitistherapie
Seiten: 287-296, Sprache: DeutschWölber, Johan Peter / Thiemann, Luisa / König, Daniel / Ratka-Krüger, Petra / Bartha, ValentinMöglichkeiten, Grenzen und Red FlagsIm Rahmen der deutschen Implementierung der S3-Leitlinie „Behandlung von Parodontitis Stadium I bis III“ wird formuliert, dass Risikofaktoren kontrolliert und bei Vorliegen eines Diabetes mellitus Interventionen zur Kontrolle der glykämischen Einstellung angeboten werden sollen. Da die medikamentöse Therapie des Diabetes mellitus in die Verantwortung des diabetologischen ärztlichen Teams gehört, beziehen sich die geforderten Interventionen des zahnärztlichen Teams auf nichtmedikamentöse Verfahren zur Kontrolle des Langzeitblutzuckerwertes (HbA1c). Dazu gehören beispielsweise Interventionen wie die eigentliche systematische Parodontitistherapie, aber auch Ernährungsberatung, Förderung der körperlichen Aktivität, Gesundheitskommunikation und Entspannungsverfahren. Der Artikel fasst die diesbezüglichen Hintergründe, Interventionen, Effektstärken und möglichen Vorgehensweisen zusammen.
Manuskripteingang: 18.01.2022, Annahme: 15.06.2022
Schlagwörter: Parodontitistherapie, Kontrolle des Diabetes mellitus, HbA1c, S3-Leitlinie, Ernährung, körperliche Aktivität, Entspannungsverfahren, Gesundheitskommunikation
Seiten: 297-306, Sprache: DeutschEl-Khatib, Walid / Plugmann, PhilippEine systematische Übersicht und Metaanalyse randomisierter kontrollierter StudienDiese Metaanalyse randomisiert kontrollierter Studien untersucht, ob es durch die additive Applikation von Platelet-Rich-Fibrin (PRF) bei dreiwandigen Knochendefekten zu einer Reduktion des klinischen Attachmentlevels (CAL) und der Taschensondierungstiefe (PPD) kommt. Bei den Studienpopulationen handelt es sich um Erwachsene (≥ 18 Jahre) mit diagnostizierter Parodontitis. Patienten der Experimentalgruppe erhielten zusätzlich zur Standardbehandlung PRF. CAL und PPD wurden vor der Behandlung und nach mindestens 3 Monaten gemessen. Die Metaanalyse unter Verwendung eines Modells mit zufälligen Effekten wurde mit SPSS durchgeführt. Mittelwertdifferenzen (MD) mit 95 % Konfidenzintervall (KI) wurden berechnet. Sechs Studien wurden eingeschlossen. In der Experimentalgruppe wurden im Split-Mouth-Design für PPD (MD = –0,95; 95 % KI –1,44; −0,45, p < 0,001) und für CAL (MD = –0,88; 95 % KI −1,66; −0,1, p = 0,03) signifikante Effekte ermittelt. Bei einer Studie im Split-Mouth-Design gab es keine signifikanten Effekte. Im Parallelarmdesign war nur eine Studie vorhanden, weshalb die Subgruppenanalyse entfiel. Diese Studie zeigte keine signifikanten Effekte. Es besteht eine erhebliche Heterogenität (I-Quadrat) bei PPD und CAL (I-Quadrat = 77 % bzw. I-Quadrat = 81 %). Ein additiver Zusatz von PRF führt zu einer signifikanten Reduktion von PPD und CAL.
Manuskripteingang: 19.01.2022, Annahme: 03.06.2022
Schlagwörter: Platelet-Rich-Fibrin, Parodontitis, Wurzelglättung, Scaling, Regeneration, klinisches Attachmentlevel, Taschensondierungstiefe
Seiten: 341-350, Sprache: DeutschHofmann, Frederik / Kühlhorn, Christoph / Walther, Kay-ArneDiskussionsbeitrag des Masterkurses „Parodontologie und Implantattherapie“ der DG PARO und DIUIm Rahmen des Masterkurses Parodontologie und Implantattherapie der DG PARO wurde nach einer Literaturrecherche das Thema Epigenetik und Parodontitis bearbeitet. Die Ergebnisse werden in diesem Diskussionsbeitrag gezeigt, einzelne interessante Studien hervorgehoben und praxisrelevante Schlussfolgerungen gezogen. Die Epigenetik beschreibt eine reversible chemische Modifikation der genetischen Sequenz, wodurch es zu Änderungen der Aktivität von Genen kommt. Dies geschieht überwiegend durch DNA-Methylierung, Histon-Modifikation und nichtkodierende RNAs. Epigenetische Modifikationen können durch externe und interne Faktoren beeinflusst sowie an die nachfolgenden Generationen vererbt werden. Dadurch kann eine parodontale Erkrankung während der Manifestation, Progression und Remission moduliert werden. Da die Epigenetik ein vergleichsweise junges Forschungsgebiet ist, gibt es nur wenige hochwertige Studien. Durch Fehler im Studiendesign kommt es teilweise zu diametralen Ergebnissen oder zu Daten mit geringer Relevanz. Der Bedarf an gut geplanten und durchgeführten Studien ist groß, um den Einfluss epigenetischer Mechanismen auf die Parodontitis beurteilen zu können.
Manuskripteingang: 25.05.2021, Annahme: 21.10.2021
Schlagwörter: Epigenetik, Parodontitis