Open AccessSeiten: 9-19, Sprache: Englisch, DeutschAlanen, Pentti / Kirveskari, PenttiDie Rolle okklusaler Faktoren in der Ätiologie der temporomandibulären Dysfunktionen (TMD) wird derzeit häufig als marginal oder nichtexistent bewertet. Doch ist die Anzahl hochwertiger Studien, die sich dem kausalen Problem der TMD widmen niedrig und die theoretische Basis der Studien ist schwach. Trotz der hohen Zahl von veröffentlichten Artikeln, die sich mit der evidenzbasierten Medizin befassen, blieb das Konzept der Evidenz als solches bisher unklar. Dasselbe gilt für das Konzept der Kausalität. Die Verwendung der Begriffe Evidenz und Kausalität scheint auf irrigen Annahmen in Bezug auf deren Bedeutung zu basieren. Daher erscheinen die Schlussfolgerungen, die aus Studien zur ätiologischen Rolle okklusaler Faktoren gezogen werden, haltlos oder voreilig.
Schlagwörter: Kausalität, Evidenz, Okklusion
Seiten: 21-33, Sprache: Englisch, DeutschKordaß, Bernd / Hugger, AlfonsKaubewegungen sind durch Variabilität gekennzeichnet. In Abhängigkeit von der Art und Lokalisation des Kauguts zwischen den Zähnen variieren die Kaumuster und weisen individuelle Merkmale auf. Computergestützte Registrierungen standardisierter Kaubewegungen, die mit dem ultraschallbasierten Messsystem Jaw-Motion-Analyse aufgezeichnet und mit der Software JawReports ausgewertet wurden, zeigen einen deutlichen Einfluss von Dysfunktionssymptomen auf die Variabilität des Kaumusters: Je funktionsgesünder ein System ist, desto variabler funktioniert es; je gestörter, desto monotoner und stereotyper verlaufen die Bewegungsbahnen. Ähnliches gilt für die Einseitigkeit der Kaufunktion. Kauen kann auf beiden Seiten gleichzeitig, abwechselnd rechts oder links oder bevorzugt beziehungsweise ausschließlich auf der rechten oder linken Seite stattfinden. Als "normal" kann die bilateral alternierende Kaufunktion angesehen werden, denn einseitiges Kauen gilt als weniger effektiv und kann mit Dysfunktionen assoziiert sein. Mit der Lateralisierung der Kaufunktion waren einseitige Schmerzen in den Gesichtsmuskeln, einseitiger Kiefergelenkschmerz und einseitige Knackgeräusche assoziiert, auch hängen asymmetrische Stützzonenverluste und bestimmte prothetische Versorgungsarten hochsignifikant mit der Einseitigkeit zusammen. Kunststoffprothesen mit gebogenen Klammern und Prothesen mit Geschiebeverankerung des Prothesenkörpers am Restgebiss erhöhen das relative Risiko (Odds-Ratio) - nicht jedoch festsitzende Versorgungen, Teleskop- und Totalprothesen. Wahrscheinlich führt jede Monotonie in der Folge wiederholter, stereotyper Bewegungen mit Kraftschluss zu einem erhöhten Verschleiß anatomischer Strukturen. Geeignete therapeutische Maßnahmen zu deren Vermeidung und Förderung der Variabilität werden angesprochen.
Schlagwörter: Kaubewegung, Dysfunktion des stomatognathen Systems, Variabilität der okklusalen Bewegungen, Kauseitenpräferenz
Seiten: 35-51, Sprache: Englisch, DeutschHatzi, Panayiota / Kourtis, Stefanos / Millstein, Philip L.Auch geringe Unterschiede bei den Markierungen zur Ausrichtung des Stifts beeinflussen die Stiftausrichtung selbst und die Okklusalkontakte. Um diese Effekte zu bestimmen, wurden jeweils rechts und links die Okklusalkontaktbereiche in der Region der zweiten Prämolaren und ersten Molaren vor und nach einer Erhöhung des Inzisalstifts verglichen. Für die Studie wurde ein Artikulator vom Typ Kavo Protar 3 mit einem kalibrierten Führungsstift verwendet, der sich in Stufen einstellen ließ. In fünf verschiedenen Stiftpositionen (0, 50, 150, 250 und 500 µm) wurden von okkludierten stoßfesten Kunststoffmodellen rechts und links je zehn posteriore Bissregistrate aus Polyvinylsiloxan angefertigt. Die Anwendung eines computergestützten Bildanalyseprogramms ermöglichte die quantitative Messung des durch die Bissregistrate scheinenden Lichts. Mittels t-Tests wurden die statistischen Effekte der initialen Anhebung um 50 µm auf die Ausrichtung des Stützstifts ermittelt. Die Daten bestimmter Bereiche für die anderen Stifthöhen waren aufgrund eines unvorhersehbaren Anstiegs der Materialstärke über den Schwellenwert der Messungen in dieser Studie hinaus unvollständig. Die Daten wurden bilateral durch die Analyse der Bereiche der zweiten Prämolaren und der ersten Molaren erhoben. Es bestanden statistisch signifikante Unterschiede bei einer Anhebung des Inzisalstifts von 0 auf 50 µm (p 0,05). Die Daten für die anderen Stiftpositionen wurden keiner statistischen Analyse unterzogen, da sie aufgrund eines Anstiegs der Materialstärke, der anhand der aktuellen Literatur nicht vorherzusehen war, unvollständig waren. Die präzise Ausrichtung des Inzisalstifts ist notwendig, um bei der restaurativen Zahnheilkunde eine präzise Okklusion sicherzustellen.
Schlagwörter: Artikulator, Inzisalstift, Registriermaterial, Okklusalkontakte
Seiten: 53-78, Sprache: Englisch, DeutschManfredini, Daniele / Bucci, Marco B. / Lange, Matthias / Guarda-Nardini, LucaTemporomandibuläre Dysfunktionen (TMD) sind ein häufiger Befund im Fall von Gesichtstraumata beziehungsweise bei zahnärztlichen Behandlungsfehlern. Die Zahl der Fälle, in denen Rechtsansprüche im Zusammenhang mit einer TMD-Schädigung geltend gemacht werden, hat mit den Jahren zugenommen. Die Behandlung von TMD im medizinrechtlichen Kontext wird durch die Besonderheiten dieser Erkrankungen kompliziert, deren Symptome heterogen, fluktuierend und von multifaktorieller Genese sind. Eine systematische Suche in Medline, der PubMed-Datenbank der National Library of Medicine, ergab, dass trotz der wachsenden Aufmerksamkeit, die den medizinrechtlichen Aspekten des Zahnarztberufs zuteil wird, wenig Literatur über die Beurteilung von TMD-Patienten vorhanden ist. Aus diesen Gründen wurde das evidenzbasierte Wissen im Bereich der TMD-Behandlung in der vorliegenden Arbeit zusammengefasst, um sinnvolle Vorschläge für eine medizinrechtliche Herangehensweise an die temporomandibulären Dysfunktionen vorzulegen.
Schlagwörter: Diagnose, Ethik, Rechtsmedizin, forensische Medizin, temporomandibuläre Dysfunktion, Behandlung
Seiten: 79-94, Sprache: Englisch, DeutschBoisserée, Wolfgang / Schupp, WernerIn der Therapie der kraniomandibulären Dysfunktion (CMD) kann die Rekonstruktion der statischen und dynamischen Okklusion von entscheidender Bedeutung für den Behandlungserfolg sein. Im Einzelfall ist dabei eine enge Zusammenarbeit zwischen der Zahnmedizin, Orthopädie und manuellen Medizin notwendig. Der Zahnarzt soll die Okklusion den Änderungen der Ober- und Unterkieferrelation anpassen, die sich aus einer Normalisierung der Muskelfunktion und einer verbesserten Körper- und Kopfhaltung ergeben. Das primäre therapeutische Mittel ist eine spezielle Okklusionsschiene, die herausnehmbare kraniomandibuläre, orthopädische Positionierungs-Apparatur (COPA). Durch eine reversible Korrektur der Okklusion kann sie pathologische Wirkungen im Sinne absteigender Störungen der Kiefergelenkdysfunktion aufheben. Nach Abschluss der interdisziplinären Behandlung kann eine weiterführende kieferorthopädische und/oder restaurative Therapie notwendig werden, sofern sich im Rahmen der Behandlung die Kiefergelenkposition verändert hat, um dann eine stabile, interferenzfreie Okklusion dauerhaft zu sichern. Sofern mit der Okklusionsschiene eine Infraokklusion klinisch erfolgreich ausgeglichen wurde und weiter Behandlungsbedarf besteht, wird im Beitrag die Überführung der herausnehmbaren Okklusionsschiene in fest aufklebbare okklusale Schienenelemente als eine Möglichkeit der Übertragung der Schienenposition unter Wahrung der erreichten therapeutischen Kiefergelenkposition vorgestellt. Auf diese Weise lässt sich die vorgesehene therapeutische Okklusion vor weiterführenden irreversiblen okklusalen Maßnahmen simulieren, um bestmöglichen Aufschluss über die Wirksamkeit der therapeutischen Okklusion sowohl im subjektiven Patientenempfinden als auch in der interdisziplinären Funktionsdiagnostik zu erhalten.