In dieser Studie sollte die Eignung der bukkalen teilschichtigen Eversionsperiostplastik (EPP) für den Weichgewebeverschluss nach horizontalen Kammaugmentationen im Unterkiefer-Seitenzahnbereich untersucht werden, die als Onlay-Transplantation in Knochenschild-Technik durchgeführt wurden. Insgesamt 16 Patienten (12 Frauen und 4 Männer, mittleres Alter: 46,2 ± 8,7 Jahre) mit 18 horizontalen Knochendefekten im Unterkiefer-Seitenzahnbereich wurden inkludiert und erhielten eine laterale Onlay-Knochentransplantation in Knochenschild-Technik. Nach der lateralen Kammaugmentation wurde der Weichgewebeverschluss durch eine EPP hergestellt, die anschließend prospektiv nachbeobachtet wurde. Der Verlauf der Wundheilung wurde mit einem modifizierten Index bewertet. Dieser bestand in einer binären Bewertung (ja = 0, nein = 1) folgender Punkte: (1) Blutung auf Palpation oder spontan, (2) Farbunterschied des Weichgewebes, (3) Präsenz eines Hämatoms, (4) Präsenz von Granulationsgewebe, (5) unvollständiger Schluss der Inzisionsränder, (6) Dehiszenz mit sichtbarem Augmentationsmaterial, (7) Exsudation, (8) Eiterung. Zusätzlich erfolgte eine individuelle Quantifizierung des Schmerzes und der Schwellung mit einer 6-stufigen visuellen Analogskala (VAS, 0 = kein Schmerz/keine Schwellung, 5 = starker Schmerz/starke Schwellung). VAS-Werte von 0, 1 und 2 wurden als 1, VAS-Werte von 3, 4 und 5 als 0 in den binären Heilungsindex eingerechnet. Ein alle 10 Punkte umfassender Summenscore der Heilung wurde 2, 7 und 14 Tage sowie 1 und 4 Monate postoperativ ermittelt und die Ergebnisse der einzelnen Nachuntersuchungen wurden verglichen. Der Summenscore nahm von Tag 2 (6,6 ± 1,1) bis Tag 7 (8,9 ± 1,0) signifikant zu (p < 0,01), zeigte aber zwischen Tag 14 (9,6 ± 0,6) und der 1- und 4-Monats-Nachuntersuchung (10,0 ± 0) nur noch geringe Veränderungen. Weder trat eine Wunddehiszenz noch ein unvollständiger Schluss der Wundränder auf. Im Einzelnen waren Palpationsbluten, Hämatom und Exsudation mit 50 %, 100 % bzw. 22,2 % an Tag 2 und mit 16,7 %, 55,6 % bzw. 22,2 % an Tag 7 die häufigsten Begleiterscheinungen. Die durchschnittlichen VAS-Werte für Schmerz und Schwellung lagen am Tag 2 zunächst bei 4,0 ± 0 bzw. 3,0 ± 0,77, nahmen bis zum Tag 7 (2,0 ± 0 bzw. 2,0 ± 0,59) und Tag 14 (1,0 ± 0,42 bzw. 2,0 ± 0,79) signifikant ab (p < 0,001) und lagen nach 1 und 4 Monaten jeweils bei 0. Die bukkale teilschichtige EPP erleichtert die Lappenverschiebung und ermöglicht einen dichten Weichgewebeverschluss über großen horizontalen Kammaugmentationen im Unterkiefer-Seitenzahnbereich, da ein doppelschichtiger überlappender Wundverschluss erfolgt. Obwohl die Technik chirurgisch anspruchsvoll ist, kann sie die Rate postoperativer Komplikationen signifikant reduzieren.
Originalpublikation: Krennmair G, Weinländer M, Thomas F, Krennmair S, Stimmelmayr M, Malek M. Efficacy of Labial Split-Thickness Eversion Periosteoplasty for Soft Tissue Management in Posterior Mandibular Horizontal Ridge Augmentation Procedures: A Prospective Clinical Study. Int J Oral Maxillofac Implants 2023;38:717–726.
Schlagwörter: Weichgewebeschluss, laterale Knochenaugmentation, Unterkiefer-Seitenzahnbereich