Die Stufen zum Olymp der Standespolitik erwiesen sich für die 28 Teilnehmer – 14 Zahnärztinnen und 14 Zahnärzte – des 11. Studiengangs der AS-Akademie für freiberufliche Selbstverwaltung und Praxismanagement als besonders fordernd. Und das lag nicht nur an der Menge des in den vier Semestern zu bewältigenden berufspolitischen Stoffs, sondern vor allem an den stetig wechselnden Studienbedingungen aufgrund der Corona-Pandemie.
Das im besten Sinne Positive: Auch dieser unfreiwillige Test der Frustrationstoleranz wurde mit Bravour bewältigt. Der mit 28 Studierenden größte Kurs in der Geschichte der AS-Akademie erreichte im Dezember 2021 das Ziel, 24 finalisierten rechtzeitig die Abschlussarbeit. „Die Abschlussarbeiten in der AS-Akademie sind anstrengend und sollen anstrengend sein. Im 11. Jahrgang hat es sich wieder besonders gelohnt: Themen am Puls der Zeit mit klaren Lösungsansätzen“, resümierte Prof Dr. Christoph Benz, wissenschaftlicher Leiter der Akademie und Präsident der Bundeszahnärztekammer in seiner Abschlussrede. Und weiter: „Die vielen Diskussionen haben wieder gezeigt, warum junges Denken für unseren Beruf so wichtig ist: Kein Ballast aus überholten Narrativen und sinnleeren Floskeln, sondern ehrliche Analyse mit klaren Zielen“.
Bis zu 64 Prozent Frauenanteil
Apropos Ziele: Geht es um die zahnärztliche Berufs- und Standespolitik als solche, kommt mittlerweile kein Beitrag mehr ohne besondere Erwähnung des gerne in Verhältniszahlen ausgedrückten weiblichen Engagements aus. Versteht man die Ausbildung des zahnärztlichen berufs- und standespolitischen Nachwuchses in der AS-Akademie als einen Seismographen für Engagement in Berufspolitik und Selbstverwaltung, dann darf man feststellen: Männerdomäne war einmal. Der Anteil an Zahnärztinnen betrug in den vergangenen 16(!) Jahren im Durchschnitt rund 40 Prozent, in den letzten beiden Jahrgängen sogar 64 und 50 Prozent. O-Ton Benz: „Der Koalitionsvertrag redet von Frauenquoten, die AS-Akademie braucht keine. Frauen sind in der AS-Akademie so häufig, weil sie natürlich bereit sind, unseren schönen Beruf mitzugestalten. So geht Zukunft!“
Auf dem Olymp gibt es nicht nur Götter
Allerdings sei das „Aber “nicht verschwiegen. In der griechischen Mythologie gilt der Olymp nicht nur als der Gipfel-„Wohnort“ der Götter, sondern auch als die Bezeichnung für die Zwölfgötter. Wer nun bei den zwölf höchsten Göttern nur männliche Gottheiten vor dem inneren Auge sieht, dem sei gesagt: Das Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Göttern ist pari – sechs zu sechs!
Noch nicht in den Funktionen angekommen
Womit wir beim Problem sind, denn angesichts der (noch) überschaubaren Anzahl von Frauen in berufs- und standespolitischen Ämtern kann man sich durchaus fragen, ob die Stufen zum Olymp unterschiedlich hoch sind. In seiner Rede verwies der Vorstandsvorsitzende der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Stephan Allroggen, auf die „überschaubare Anzahl an leitenden Funktionen in der Selbstverwaltung“, sprach dabei auch über die Möglichkeiten und Grenzen der Professionspolitik. Er gratulierte den Absolventen der AS Akademie des Jahres 2021: „Dahinter steht eine große Motivation, sich für die Zahnärzteschaft einzusetzen. Ich freue mich besonders, dass gleich mehrere Zahnärztinnen und Zahnärzte aus Hessen den Studiengang erfolgreich absolviert haben. Diese sehr intensive und zeitaufwändige Fortbildungsmaßnahme neben der Praxistätigkeit zu bewältigen und erfolgreich abzuschließen - das ist eine Herausforderung. Und es zeugt von außerordentlicher Einsatzbereitschaft für die Selbstverwaltung der Zahnärzteschaft, für die Kolleginnen und Kollegen.“
Aus Lerngemeinschaft wurde Leidensgemeinschaft
Eine Einschätzung, die auch in der Abschlussrede der Teilnehmer, gehalten von Dr. Dirk Leisenberg, niedergelassen in eigener Praxis in Steinau, Hessen, anklang: „Wir sind der 11. Studiengang der AS Akademie – der Corona Jahrgang! Wir haben es unter den außergewöhnlichsten Bedingungen geschafft. Wir haben gelernt, dass wir zusammen alles erreichen können – selbst die Dinge, die uns im Vorfeld unmöglich schienen. Wir sind bereit, Verantwortung zu übernehmen. Und wir werden die uns übertragenen Aufgaben mit genau der Leidenschaft erledigen, die uns die letzten zwe Jahre in dieser turbulenten Zeit getragen hat“.
Leidenschaft und ein Appell
Leisenberg: „Mein Appell an die hier anwesenden Trägerkörperschaften der AS-Akademie: Nutzen Sie das Potenzial, das Sie in diesem Raum unter meinen Kommilitoninnen und Kommilitonen sehen können für die Weiterentwicklung der Zahnmedizin!“
„Gesagt – getan“, ist man geneigt zu sagen, denn mit Dr. Stefanie Tiede aus Rostock wurde bereits vor Abschluss des 11. Jahrgangs eine Kommilitonin zur Präsidentin der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommerns gewählt.
„Dicke Bretter“ in der Zukunft
Die für die zahnärztliche Zukunft zu stellenden und zu klärenden Fragen mit historischem Bezug und/oder ethischen Impact skizzierte Prof. Dr. Dr. Dr. Dominik Groß (Foto) in seiner Festansprache. Aus seiner Sicht sind dies: Der anhaltende Diskurs um den Numerus Clausus, die Diskussion um den universitären Status der Zahnheilkunde und den Erhalt der Promotion, die Feminisierung der Zahnmedizin und ihre Implikationen, der demografische Wandel und damit die Herausforderung für den Berufsstand in der Betreuung Hochbetagter und vulnerabler Patienten sowie die Tendenz zur Akademisierung und Professionalisierung traditionell nicht akademischer Gesundheitsberufe. Wahrlich dicke Bretter für den Berufsstand.
Abkürzung zum Olymp
Gibt es eine Abkürzung zum Olymp? Eher nicht, sondern es zählen Engagement, Willen und eine kompakte, belastbare Wissensbasis, um im berufs- und standespolitischen Aufgabenfeld reüssieren zu können. Die Wissensbasis kann im 12. Studiengang 2022/2023 der AS-Akademie für freiberufliche Selbstverwaltung und Praxismanagement gelegt werden. Los geht’s am 10. März 2022. Nähere Informationen finden sich auf der Webseite der AS-Akademie.
Dr. Uwe Axel Richter, Fahrdorf