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125 Jahre Zahnmedizin an der Universitätsmedizin Göttingen – eine wechselvolle Geschichte

Vor nunmehr 125 Jahren, am 8. Mai 1854, eröffnete der Zahnarzt Dr. chir. dent. Karl Heitmüller das „1. Zahnärztliche Institut“ in Göttingen. Die „Poliklinik für Zahnkranke“, wie es seinerzeit im Göttinger Tageblatt hieß, gilt als Vorläufer der heutigen Zahnklinik. Was in einem kleinen Häuschen am Theaterplatz 7 mit wenigen Mitarbeitern begann, war der Start einer langen und wechselvollen Geschichte, an deren bisherigem Ende das national und international ausgewiesene Zentrum Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) mit zirka 60 ärztlichen und 90 nichtärztlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und Auszubildenden steht.


Die alte Universitätszahnklinik: ein Nebengebäude am der Theaterplatz 7 im Jahr 1977. Bild: UMG/Koch

Poliklinik für Zahnkranke

Das erste zahnärztliche Institut in Göttingen war eine der ersten zahnärztlichen Ausbildungsstätten in Deutschland und wurde zunächst als privates Institut betrieben. Nur wenige Studierende wurden in Privatvorlesungen in die Kunst der Zahnmedizin eingewiesen. Erst 1919 wurde ein staatliches Institut an der Georg-August-Universität Göttingen eingerichtet, das von einem Ordinarius geleitet wurde. Die Führung des wachsenden zahnärztlichen Instituts war stets in den Händen national bekannter Forscher und Lehrer. Zunächst mit Hermann Euler (1922-1924), der später unter dem nationalsozialistischen Regime eng mit den Herrschenden kooperierte und auch an Säuberungsaktionen gegenüber jüdischen Dozenten beteiligt war, dann mit Hans Hermann Rebel (1924 – 1947), Wilhelm Meyer (1947 – 1968) und Theo Kirsch (1968 – 1973). 1973 wurde die nicht mehr zeitgemäße Ordinarienstruktur geändert, es entstanden fünf eigenständige Abteilungen, in denen die klassischen zahnmedizinischen Fächer ihre Behandlungs- und Ausbildungstätigkeit selbstständig organisierten: Zahnerhaltung, Prothetik, Zahnärztliche Chirurgie, Kieferorthopädie und Kieferchirurgie. Parallel entwickelten sich auch die Zahlen der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, Patienten und Patientinnen und Studierenden: waren es in den 60er Jahren gerade 19 ärztliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, so schnellte diese Zahl auf 52 im Jahre 1976 hoch, die Zahl der Studierenden von 30 auf bis zu 90 pro Jahr.

Das Zentrum Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) beging das 125-jährige Bestehen der universitären Zahnmedizin in Göttingen mit einem interdisziplinären Symposium für Zahnärzte und Studierende am Samstag, dem 30. November 2019 im Hörsaal 81 des Universitätsklinikums Göttingen.


Unter dem Motto „Zahnmedizin gestern – heute – morgen. 125 Jahre universitäre Zahnmedizin in Göttingen“ vermittelten acht ehemalige und derzeitige Lehrende und Leitende aller vier Polikliniken des Zentrums Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der UMG in Vorträgen einen Überblick über die Entwicklung und den aktuellen Stand ihrer Fachgebiete von der zahnärztlichen Prothetik über die Kieferorthopädie, die Zahnerhaltung (heute Präventive Zahnmedizin, Parodontologie und Kariologie), bis zur Kieferchirurgie und Implantologie.


Das jährliche Symposium wird seit mehr als 15 Jahren von Studierenden, jetzt vom „Neuen Göttinger Förderverein der Zahnmedizin e. V.“ organisiert. Schirmherr der Veranstaltung war Prof. Dr. Ralf Bürgers, Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik der UMG. Mehr zum Programm unter www.idsz.de.


Angesichts dieses schnellen Wachstums wurde es im kleinen Institut am Theaterplatz bald zu eng und die Zahnklinik expandierte erstmals: Die Vorklinik, das heißt, die Ausbildung ohne Patientenkontakt, fand nun in der Bürgerstraße 40 statt, der klinische Betrieb erfolgte in der Geiststraße 10. 1977 folgte der Umzug in das neue Universitätsklinikum in der Robert-Koch-Straße mit der „Wiedervereinigung“ von Klinik und Vorklinik. Die Zahl der Zahnmedizinstudierenden betrug inzwischen mehr als 500, die Zahl der jährlich behandelten Patienten fast 35.000. Neben der lokalen Bedeutung hat sich die Göttinger Zahnmedizin auch zu einem der führenden deutschen zahnmedizinischen Forschungsstandorte entwickelt. Das belegen viele abgeschlossene Dissertationen, nationale und internationale Vorträge, Publikationen und Präsidentschaften von Fachgesellschaften.

Gebaut wird weiter


Zahnmedizinstudierende lernen heute im Skills Lab der Uni Göttingen an Phantomköpfen. Bild: UMG/Schmidt

Inzwischen wird es auch in den Räumen der Zahnklinik im Hauptgebäude der UMG wieder eng: Im Rahmen des begonnenen Neubaus des Universitätsklinikums Göttingen ist auch für die Kliniken des Zentrums Zahn-, Mund- und Kiefer-heilkunde ein neues Gebäude vorgesehen, in dem die Räumlichkeiten und die Ausstattung den gewachsenen Bedürfnissen angepasst werden. Zusätzliche Räume für Kleingruppenunterricht, aber auch zusätzliche Flächen für die immer weiter zunehmende Forschungstätigkeit werden den Umfang und die Effektivität der wissenschaftlichen Arbeit erheblich verbessern.

Das Zentrum Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde an der UMG ist zudem die erste deutsche universitäre Zahnklinik mit einem eigenen Simulations- und Trainingszentrum (SINUZ), einem sogenannten „Skills Lab“. Geplant und organisiert von den Studierenden, bietet das SINUZ viele Möglichkeiten für die Studierenden der Zahnmedizin, an Phantommodellen und in hochmodern eingerichteten Seminarräumen deren praktische Fähigkeiten zu trainieren.

Das Titelbild zeigt die Zahnbehandlungsstühle in der alten Universitätszahnklinik. Bild: UMG/Schmidt
Bibliografía: UMG Bunte Welt Nachrichten

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