Für die Rubrik „Hot Shit" in „Quintessenz – das Magazin“ stellt das Team der Werkstoffkundeforschung der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik des Klinikums der LMU, eine aus ihrer Sicht absolute Innovation vor. Im 20. Teil der „Hot Shit“ Reihe fiel die Wahl des Teams auf das Thema „CORiTEC Mythos“ der Firma Imes-icore.
Seit ihrer Gründung im Jahr 2002 hat sich das Unternehmen zu einem der weltweit führenden Anbieter digitaler dentaler CAD/CAM-Produktionssysteme entwickelt. Auf der IDS 2025 präsentierte das Unternehmen nun Coritec Mythos (Titelbild), ein innovatives, vollautomatisiertes Produktionssystem, das additive und subtraktive Fertigung erstmals in einem Prozess vereint.
Im Bereich CAD/CAM gilt das Fräsen (subtraktive Bearbeiten) als Goldstandard für die Herstellung von Zahnrestaurationen. In letzter Zeit findet jedoch auch die additive Fertigung zunehmend Anwendung in der prothetisch restaurativen Zahnmedizin. Bisher erfolgte die additive und subtraktive Bearbeitung meist getrennt – entweder in verschiedenen Maschinen oder sogar mittels manuellem Aufbringen der Beschichtung.
Die von Imes-icore neu vorgestellte Technologie ermöglicht nun erstmals die gleichzeitige additive und subtraktive Herstellung – inklusive automatischem Materialwechsel und vollständig digitalisierten Abläufen (Abb. 2). Damit ist sie das weltweit erste Multi-Material-Hybrid-Herstellungssystem in der Zahnmedizin.
© imes-icore
Dieses System gilt als Reaktion auf die steigende Nachfrage nach vollautomatisierten Prozessen für mehrschichtige Zahnrestaurationen mit hoher Präzision und individuell anpassbaren Materialeigenschaften – und das laut Unternehmen ganz ohne Nachbearbeitung.
Der Workflow im Überblick
1. Rohlingbereitstellung
Die Auswahl des Rohlings ist nicht auf ein Material oder eine Form beschränkt. Je nach Indikation können dentale Materialien aus Metall, Polymer, Keramik oder Komposit verwendet werden.
2. Subtraktive Bearbeitung
Der bereitgestellte Rohling wird in der CNC-Einheit des Geräts subtraktiv bearbeitet, um das Grundgerüst – etwa für Kronen, Brücken oder Implantatprothetik – präzise zu formen. Dies geschieht auf Basis von CAD/CAM-gestützten Verfahren und gewährleistet die hohe Maßgenauigkeit. Zu diesem Arbeitsschritt gehören auch die Reinigung und weitere Nachbearbeitungsschritte.
3. Beschichtung des Gerüsts
Das Beschichtungsmaterial wird additiv aufgetragen – ebenfalls CAD/CAM-gesteuert. Das für die Beschichtung gewünschte Material ist entsprechend der Verfügbarkeit des Markts frei wählbar; abhängig von der Anwendung und Funktion der Restauration. Auch das automatische Aufbringen weiterer Beschichtungsmaterialien ist denkbar. Ein integriertes, automatisiertes Kartuschenwechselsystem macht dies möglich. So werden optimale mechanische und optische Eigenschaften erzielt.
4. Aushärtung des Beschichtungsmaterials
Zur Stabilisierung des Bauteils erfolgt eine materialabhängige Aushärtung – etwa. durch Polymerisation bei Polymeren oder durch thermische Behandlung bei keramischen Werkstoffen.
5. Feinbearbeitung – finale Form und Oberfläche
In einem weiteren subtraktiven Schritt wird die gewünschte Form und Oberflächenqualität erreicht.
Die Schritte 2 bis 5 können bei Bedarf wiederholt werden, um die funktionellen und ästhetischen Eigenschaften weiter zu optimieren.
Technische Daten
Das System arbeitet vollautomatisiert und kombiniert ein hochpräzises Fünf-Achs-Fräs- mit einem 3D-Drucksystem und ermöglicht so die Herstellung komplexer, dreidimensionaler Formen. Aufgrund des Einsatzes mehrerer Kartuschen wird die Verarbeitung verschiedener Materialien in einem einzigen Prozess ermöglicht, weshalb es sich um ein Multi-Material-Herstellungssystem handelt. Seinem breiten Einsatzbereich ist es zu verdanken, dass sich das System für eine Vielzahl dentaler Anwendungen und Indikationen eignet.
Vorteile
Die Vollautomatisierung garantiert eine effizientere und materialschonendere Herstellung dentaler Restaurationen. Außerdem wird dadurch eine hohe Reproduzierbarkeit gewährleistet. Die Kombination additiver und subtraktiver Verfahren vereint die Forderungen nach einer flexiblen Formgestaltung und hoher Präzision – für ästhetische und funktional hochwertige Strukturen. Neue Multicolor- und Multimaterial-Lösungen ermöglichen zudem innovative Hybridstrukturen mit optimierten Eigenschaften. Der vollautomatisierte mehrachsige Hybridprozess sorgt für maximale Genauigkeit, verbesserte Oberflächenqualität und vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten bei modernen Zahnrestaurationen.
Fazit
Mit dem Coritec Mythos bringt die Imes-icore GmbH eine echte Innovation in die dentale Fertigung. Als weltweit erstes vollautomatisiertes Multi-Material-Hybrid-System für festsitzenden und abnehmbaren Zahnersatz vereint es additive und subtraktive Verfahren in einem durchgängigen Prozess. Das Ergebnis: präzise, individuell anpassbare Zahnrestaurationen ohne Nachbearbeitung – effizient, reproduzierbar und zukunftsweisend für die digitale Zahnmedizin.
Weitere Infos über die Werkstoffkundeforschung an der LMU und Coritec Mythos