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Sonderbeitrag vom Forum 25 der ADT – ein Konzept zur Förderung der Mundhygiene im ländlichen Vietnam

Hà Thu Trà Nguyen ist eine junge Frau aus Vietnam, die in Köln „Dentalhygiene und Präventionsmanagement“ (Bachelor of Science) studiert. Sie initiierte mit finanzieller Unterstützung ihrer Eltern eine Untersuchung der Mundhygiene bei Kindern im ländlichen Vietnam, dazu entwickelte sie einen innovativen Blutungscode, der auch unter einfachsten Bedingungen (Feldbedingungen) nichts außer einer Zahnbürste pro Proband erfordert. Nguyens Bericht war einer der ersten Siegerbeiträge des Forums 25 im Rahmen der ADT-Jahrestagung. In ihrem Projekt engagiert sie sich weiterhin und hofft, die Untersuchung und Förderung der Mundgesundheit in Vietnam mit Spenden weiter voran zu bringen.


Abb. 1 Alle Beteiligten der Feldstudie in Vietnam, in der hintersten Reihe ganz links Autorin Hà Thu Trà Nguyen

„Dentalhygiene und Prophylaxe bei Kindern spielen eine wichtige Rolle in der Förderung der Zahngesundheit und der Vorbeugung von Beeinträchtigungen der Mundgesundheit, die mit weiteren für die systemische Gesundheit relevanten Folgen assoziiert sein können. Nach Angaben des National Hospital of Odonto-Stomatology in Vietnam haben 85 Prozent der Kinder in Vietnam Karies. Der Prozentsatz von Karies in permanenten Zähnen bei Kindern im Alter von 6 bis 8 Jahren beträgt etwa 25 Prozent, bei den 9 bis 10-Jährigen hat schon jedes zweite Kind Karies. Diese hohe Prävalenz und Progredienz können als Indiz für die momentane Bedeutung der Dentalhygiene in Vietnam gewertet werden. Sie zeigen auch die Notwendigkeit, daran etwas zu ändern.

85 Prozent der Kinder in Vietnam haben Karies

Im vorliegenden Projekt wurde die Mundhygiene von 6- bis 11-jährigen Kindern in der nördlichen Bergregion von Vietnam untersucht, in der die Lebensverhältnisse der Bevölkerung durch einen geringen Zivilisationsgrad und Armut geprägt sind. Für diesen Zweck wurde die Grundschule der Gemeinde Lang Thip im Kreis Van Yen der Provinz Yen Bai in Vietnam gewählt, die ungefähr 250 km von der Hauptstadt Hanoi entfernt ist. Lang Thip ist eine arme Gemeinde, mit 47,7 Prozent als poor (arm) und 9 Prozent als near-poor (fast-arm) zu bezeichnenden Bewohnern. Die Grundschule hatte zum Zeitpunkt der Untersuchung insgesamt 736 Schüler, von denen 218 Kinder aus den zerstreut umliegenden Siedlungen stammten. Für den Unterricht waren die Kinder auf fünf Schulstufen aufgeteilt. Die Kinder aus den Siedlungen bleiben von Montag bis Freitag im Schulheim mit Tagesverpflegung und kommen nur am Wochenende nach Hause. Die meisten davon gehören einer Minderheit an, die in Vietnam entsprechend ihrer Herkunft von in den Wäldern lebenden Familien als Hmong Kinder bezeichnet werden. Im Gegensatz zu den anderen Kindern, die im Dorf lebend eine Halbtagsverpflegung in der Schule in Anspruch nehmen, verbringen die Hmong-Kinder internatsähnlich außer an Wochenenden ihre gesamte Zeit in der Schule.

Erst Probanden, dann Multiplikatoren

Die Untersuchungsziele waren:

  1. Ermittlung der gegenwärtigen Situation der Mundhygiene von 6- bis 11-jährigen Kindern,
  2. Untersuchung der Beziehung zwischen Wissen, Einstellung und Handeln (Knowledge, Attitude and Practice = KAP) in Bezug auf die Mundgesundheitssituation der Kinder und
  3. Testung eines neuen dentalhygienischen Evaluationskonzepts unter Feldbedingungen.

Zur Ermittlung der Ausgangssituation wurden insgesamt 87 Schüler (11,8 Prozent der Schulpopulation) in die Studie einbezogen, aufgeteilt in 49 Jungen und 38 Mädchen. Davon waren 40,2 Prozent Hmong-Kinder. Sie wurden von den Schulstufen von Klasse 1 bis 5 von der Schulleitung nach dem Kriterium guter Leistungsbereitschaft ausgewählt, um sie im Nachgang der Kurzinterventionsstudie als Multiplikatoren in ihrem Umfeld wirken lassen zu können; es wurde auch ein Vergleich zwischen den verschiedenen herkunftsbedingten Gruppen der 87 Kinder vorgenommen. Gruppe A enthielt 52 Schüler (Kinh, Dao und andere) und Gruppe B 35 sogenannte Hmong-Kinder. Gruppe A hatte als besser empfundene Ausgangsbedingungen und Lebensverhältnisse als Gruppe B.

Als zweiter Schritt erfolgte eine Face-to-Face-Befragung zur Anamnese und Ermittlung von KAP mittels eines Fragebogens und als dritte Maßnahme eine erste zahnärztliche Untersuchung auf Karies, Bisssituation und gingivale Entzündung. In einem vierten Schritt wurden die Schüler aufgefordert, Zahnputzbewegungen mit neuen, dafür eigens mitgebrachten Zahnbürsten gemäß ihrer täglichen Gewohnheit über etwa zwei Minuten ohne Wasser und Zahnpasta auszuführen. Der fünfte Schritt beinhaltete die Untersuchung der durch die Putzbewegungen provozierten Blutungsneigung. Dafür wurde ein innovativer Index benutzt, der von „Code 0 = keine Blutspur an den Zahnbürstenborsten“ über „Code 1 = geringe Blutspur färbt die Zahnbürstenborsten“ zu „Code 2 = deutliche Blutspur haftet an 2/3 der Länge der Zahnbürstenborsten“ bis hin zu „Code 3 = Blutspur haftet über die gesamte Zahnbürstenborstenlänge“ rangiert (Abbildung 2 bis 5). Anschließend wurde die Blutungsneigung klinisch analog zu der Skalierung im neuen Index bewertet (0 = keine Blutung, 1 = wenig Blutung, 2 = stärkere Blutung, 3 = starke gingivale Blutung). Nach drei Wochen mit Mundhygieneschulung wurden die Schritte 3 bis 5 für alle Schüler wiederholt. Die Zahnbürsten, die Blutungscode 2 bis 3 zeigten, wurden fotografiert; es erfolgte eine Auswertung der Untersuchungsergebnisse und eine Bewertung des DH-Konzeptes.

Evaluation mit relativ einfachen Maßnahmen

Die Innovation dieser Untersuchung liegt in der erstmaligen Anwendung eines Blutungscodes, der die Verwendung unter Feldbedingungen ermöglicht, den logistischen Aufwand reduziert und dafür sorgt, dass die Studienteilnehmer über neue Zahnbürsten verfügen. Die Idee hinter dem innovativen Blutungscode ist darin zu sehen, dass, wenn beim Zähneputzen Blut an der Zahnbürste hängen bleibt, dies ein Anzeichen für eine Gingivitis ist. Zur Evaluation braucht es hier keine zusätzlichen Gerätschaften, sondern nur die Zahnbürsten.

In den Untersuchungen wurden verschiedene Beziehungen statistisch nachgewiesen. So zeigte Gruppe A mehr Karies wegen des häufigeren Genusses von Süßigkeiten und süßen Getränken, Gruppe B hatte mehr Zahnfleischblutung aufgrund der mangelnden Zahnpflege und einer möglichen Vitaminunterversorgung. Nur Gruppe B zeigte in der Baseline-Untersuchung der Blutungsneigung den Code 2 und 3, deren Anteil im weiteren Verlauf durch die Instruktionen verbessert werden konnte.

Angepasste Maßnahmen für nachhaltige Erfolge

Aus diesem Beispiel wurden wichtige Konzeptinhalte der Dentalhygiene für Entwicklungsländer in Asien abgeleitet, beispielsweise dass die hier vorgestellten Maßnahmen dazu beitragen konnten, eine Änderung von KAP zu erwirken, Informationen zur angemessenen Ernährung zu vermitteln und die zentrale Rolle der Schulen in der aktiven Vermittlung von effektiver Mundhygiene als eine Grundvoraussetzung für die Besserung des Mundgesundheitszustandes der 6- bis 11-jährigen Kinder in Bergdörfern in Vietnam heraus zu stellen. Die Studie zeigt, dass mit relativ geringem Aufwand Evaluationen und Instruktionen unter Feldbedingungen möglich und erfolgreich sind und daher den Staat veranlassen sollten, seine Bemühungen in der Unterstützung solcher Programme zu intensivieren.“

Ein Beitrag von Hà Thu Trà Nguyen, Köln

Weitere Informationen zum Projekt und Kontakt zur Autorin:
Facebook: Projekt Dentalhygiene Vietnam
Instagram: dentalhygiene_vietnam


Bilder: Nguyen
Reference: Quintessence News Prävention und Prophylaxe Menschen Zahnmedizin

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