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Stellungnahme von IfK und dgpzm zu Dr. Wolffs neuem Zahnpasta-Werbespot

(c) Vitalinka/shutterstock.com

Karies bei Kindern ist weiterhin ein großes Problem in Deutschland. Laut aktuellem Barmer Zahnreport hatten bereits 54 Prozent der unter Zehnjährigen kariöse, behandlungsbedürftige Zähne [1]. Durch den coronabedingten Wegfall der Gruppenprophylaxe in Kindergärten und anderen Betreuungseinrichtungen könnten die Zahlen künftig noch weiter ansteigen. Vor diesem Hintergrund kritisieren der wissenschaftliche Beirat der Informationsstelle für Kariesprophylaxe (IfK) sowie die Deutsche Gesellschaft für Präventivzahnmedizin (dgpzm) die neue Werbung von Dr. Wolff für ihre Zahnpasta Karex Kinder.

Erbsenzählerei an falscher Stelle

Prävention ist das A und O gegen Karies. Dazu gehören regelmäßige Zahnarztbesuche, die tägliche Zahnpflege und die Gruppenprophylaxe in Schulen und Kindergärten. Laut den wissenschaftlichen Leitlinien dürfen Fluoride in der Zahnpasta nicht fehlen. Aufgrund hoher Kariesraten schon bei den Kleinsten haben sich die zahnärztlichen Fachgesellschaften Ende 2018 auf eine Erhöhung des Fluoridanteils in Kinderzahnpasten von 500 auf 1.000 ppm geeinigt – die bei Kindern bis zwei Jahre in Mengen von Reiskorngröße, von zwei bis sechs Jahren in Erbsengröße angewendet werden soll.

Die IfK und dgpzm kritisieren, wie Dentalhersteller Dr. Wolff diese Empfehlungen nun mit seiner Werbung in Abrede stellt. Die Aussage des Spots: Kinder seien alleine nicht in der Lage, Zahnpasta richtig zu dosieren, was die „Erbsen-Challenge“ zeigen soll. Das legt ein mögliches Risiko einer Überdosierung von Fluorid verursacht durch unpräzises Auftragen nahe. Mit einer Zahnpasta, die BioHAP (Hydroxylapatit) anstelle von Fluorid enthält, sei es egal, wie viel Zahnpasta das Kind verwende – selbst Verschlucken sei kein Problem.

Eltern sollen dosieren

„Zum einen werden die offiziellen Empfehlungen der Fachgesellschaften ignoriert, zum anderen ist der Werbespot geeignet, Angst vor Fluorid zu schüren und die Eltern zu verunsichern“, merkt IfK-Sprecher Prof. Stefan Zimmer, Präsident der dgpzm und Lehrstuhlinhaber für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin an der Universität Witten/Herdecke, an. „Wir wissen heute, wie wichtig Fluoride zur Kariesvorbeugung sind. Die Wirksamkeit ist in mehr als 300 internationalen klinischen Studien sehr gut belegt. Für Hydroxylapatit konnte dies bisher nicht in vergleichbarem Maße gezeigt werden. Vom Gebrauch der Zahnpasten, die lediglich Hydroxylapatit und kein Fluorid zur Kariesprophylaxe enthalten, raten wir daher ab.“ Unabhängig davon, welche Inhaltsstoffe in einer Zahnpasta enthalten sind, sollten Eltern die Dosierung Kindern unter sechs Jahren nicht selbst überlassen. Denn Kosmetika, und dazu gehören Zahnpasten, sollten Kinder dieser Altersgruppe nicht unbeaufsichtigt verwenden.

Mangelnde Belege hinsichtlich Hydroxylapatit

Hydroxylapatit ist Hauptbestandteil des mineralischen Parts der Zähne. Künstlich hergestellt soll es den natürlichen Zahnschmelz imitieren und wird daher in der Werbung als „flüssiger Zahnschmelz“ oder hier „der Stoff, aus dem die Zähne sind“ bezeichnet. Hydroxylapatit soll bei der Remineralisierung unterstützen, das Anheften von Plaque an die Zahnoberfläche erschweren und so vor Karies schützen[2].

Prof. Dr. Stefan Zimmer, Sprecher der Informationsstelle für Kariesprophylaxe und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Präventivzahnmedizin Bild: UW/H
Prof. Dr. Stefan Zimmer, Sprecher der Informationsstelle für Kariesprophylaxe und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Präventivzahnmedizin Bild: UW/H
„Es existiert nur wenig Evidenz zur kariespräventiven Wirkung von Hydroxylapatit. Eine aktuelle Einjahres-Studie mit 3 bis 7 Jahre alten Kindern zeigte, dass die Kinder-Karex einer Kinderzahnpasta mit 500 ppm nicht unterlegen ist. Allerdings zeigen Metaanalysen für eine Zahnpasta mit nur 500 ppm Fluorid keine signifikante Wirksamkeit in der Kariesprävention bei Kindern. Aus diesem Grund empfehlen die einschlägigen Fachgesellschaften die Erhöhung auf 1.000 ppm Fluorid. Für haltbare Aussagen zur Wirksamkeit wären weitere Untersuchungen mit adäquaten Studiendesigns sowie klinische Untersuchungen mit einem größeren Bevölkerungsspektrum notwendig“, erklärt Zimmer. Des Weiteren legen Ergebnisse, wie die einer aktuellen In-vitro-Studie aus der Schweiz, nahe, dass Zahnpasten ohne Fluorid – egal, ob sie Nanohydroxylapatit enthalten oder nicht – keine demineralisationshemmende Wirkung aufweisen. Im Gegensatz dazu ließ sich der Effekt der Kariesprävention bei Zahnpasten mit Fluorid feststellen [3].

Überdosierung von Fluorid möglich?

Bedenken gegenüber Fluorid beruhen hauptsächlich der Verwechslung mit dem hochgiftigem „Fluor“. Fluoride, die Salze der Fluorwasserstoffsäure, kommen sowohl in der Natur als auch im menschlichen Körper vor und sind toxikologisch völlig anders einzuschätzen. Mehr als 300.000 Untersuchungen belegen, dass von Fluoriden bei korrekter Anwendung kein gesundheitliches Risiko ausgeht [4]. Überdosierungen sollten dennoch vermieden werden. Zimmer weiß: „Zwar können bei extrem hohen Dosen Vergiftungserscheinungen auftreten, diese sind jedoch sehr selten und nur auf missbräuchliche Nutzung zurückzuführen. Auch wenn Kinder die empfohlene Menge an Zahnpasta komplett verschlucken sollten, nehmen sie keine gefährlichen Mengen auf. Bei einer längerfristigen Überdosierung besteht bei Kindern unter sechs Jahren allenfalls das Risiko einer sogenannten Fluorose. Die weißen Flecken sind eher ein ästhetisches Problem.“

Zahnpasta richtig dosieren – so einfach geht’s

Ab dem Durchbruch des ersten Zahns sollten Eltern die Zähnchen zwei Mal täglich mit einer reiskorngroßen Menge Zahnpasta mit 1.000 ppm Fluorid putzen. Ab zwei Jahren soll bei den Kindern eine erbsengroße Menge verwendet werden. Im Kindergarten kann einmal zusätzlich mit Fluoridzahnpasta geputzt werden. Bis zum Schuleintritt ist es wichtig, dass Eltern ihre Kinder beim Zähneputzen unterstützen und auch nachputzen. Denn erst wenn Kinder motorisch in der Lage sind, flüssig zu schreiben, können sie die Putzbewegungen genau ausführen. Bis dahin ist die Dosierung der Zahnpastamenge Sache der Eltern. Oftmals erleichtert die verkleinerte Tubenöffnung von Kinderzahnpasten, die einige Hersteller anbieten, die optimale Dosierung. Zusätzliche Unterstützung können Dosierhilfen sein. Nach Schuleintritt, wenn die Kinder in der Lage sind selbstständig gründlich zu putzen, sollte zur Junior- oder Erwachsenen-Zahnpasta mit 1.450 ppm Fluorid gegriffen werden.

 

Reference: Prävention und Prophylaxe Zahnmedizin

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