0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
1698 Views

Greifswalder Zahnmediziner veröffentlichen neue Erkenntnisse – Überbiss oder Tiefbiss relevanter als Zahnengstand

Mit Hilfe des Datenmaterials der Gesundheitsstudie „Study of Health in Pomerania“ (SHIP) konnten Wissenschaftler des Zentrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universitätsmedizin Greifswald den seit langem vermuteten Zusammenhang zwischen Zahn- beziehungsweise Kieferfehlstellungen und dem Auftreten von Parodontalerkrankungen wie Zahnfleischrückgang und vertiefte Zahnfleischtaschen detaillierter untersuchen, so eine Meldung auf IDW online.

Komplexe Auswertung der SHIP-Daten

Hierfür wurden zahnmedizinische und soziodemographische Daten von 1.202 Probanden im Alter von 20 bis 39 Jahren in die Analysen einbezogen. Die Studienergebnisse wurden jetzt im renommierten englischen „Journal of clinical periodontology” veröffentlicht. Mehr als jeder zweite Erwachsene in Deutschland leidet unter der „Volkskrankheit“ Parodontitis, die nachweislich auch weiterführende gesundheitliche Auswirkungen zur Folge haben kann.

„Die komplexe Datenauswertung aus der Greifswalder Gesundheitsstudie SHIP für jeden einzelnen Zahn ist in dieser Form einmalig“, betonte Prof. Olaf Bernhardt von der Greifswalder Poliklinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Endodontologie. „Sie wurde auf Zahn-, Kiefer- und Probandenebene vorgenommen und vermittelt so einen direkten Zusammenhang des Zahnfleischzustandes im Kontext mit der jeweiligen Fehlstellung eines Zahnes. Bisherige Publikationen haben lediglich die allgemeinen Erkrankungsgrade erfasst oder die Zahn- und Kieferebene ignoriert.

Teilentwarnung bei Zahnengstand

Die Untersuchungen haben ergeben, dass vor allem eine Rückverlagerung des Unterkiefers, ein tiefer Biss und eine vergrößerte Frontzahnstufe (Vorbiss) hauptsächlich mit einem Zahnfleischrückgang verbunden waren. Der ursprüngliche Verdacht, dass Zahnengstand durch verstärkte Plaqueablagerungen zu Zahnfleischentzündungen und damit zu vertieften Zahnfleischtaschen führt, bestätigte sich dagegen nur teilweise. Nur hochgradiger Engstand der Frontzähne war mit vertieften Zahnfleischtaschen verbunden. Ansonsten war ein erhöhtes Risiko für vertiefte Zahnfleischtaschen insbesondere dann zu verzeichnen, wenn die Zahnfehlstellung potenziell zu einer direkten traumatischen Schädigung des Zahnes oder des betreffenden Zahnfleischbereiches führen kann, wie es im Frontzahnbereich bei Kreuzbiss und tiefem Biss mit Zahnfleischkontakt der Fall war.

Tiefer Biss und Überbiss relevant

„Die Forschungsergebnisse zeigen einerseits, dass die Datenlage zu kieferorthopädischen Behandlungen vertieft werden muss, weil bisherige Studien sich in unzureichender Weise entweder auf die Patienten- oder Zahnebene beschränkten. Die Risikofaktoren für Parodontalerkrankungen sind sehr vielschichtig.“ Jüngst wurde in einem vom Bundesgesundheitsministerium beauftragten IGES-Gutachten, das heftige kontroverse Diskussionen ausgelöst hat, der patientenrelevante Nutzen kieferorthopädischer Leistungen zum Teil angezweifelt.

Originalpublikation:
New Insights in the Link Between Malocclusion and Periodontal Disease. J Clin Periodontol (2019) http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30636328; doi:10.1111/jcpe.13062.


„Andererseits kann derzeit nicht ausgeschlossen werden, dass Zahnfehlstellungen moderate bis große Effekte auf den Zahnhalteapparat haben“, fasste Bernhardt die Ergebnisse zusammen. „Der gesamte Effekt der Zahnfehlstellungen auf das Zahnfleisch könnte durchaus die Hälfte des Effekts durch das Rauchen ausmachen, wie die Ergebnisse dieser bevölkerungsrepräsentativen Studie nahelegen.“ Regelmäßiger Tabakkonsum gilt als schwerwiegendster Risikofaktor für die Entstehung der Parodontitis. Der Greifswalder Zahnmediziner und Wissenschaftler kündigte an, die bisherigen Studien fortzusetzen.

Titelbild: UMG
Reference: Journal of Clinical Periodontology Parodontologie Kieferorthopädie

AdBlocker active! Please take a moment ...

Our systems reports that you are using an active AdBlocker software, which blocks all page content to be loaded.

Fair is fair: Our industry partners provide a major input to the development of this news site with their advertisements. You will find a clear number of these ads at the homepage and on the single article pages.

Please put www.quintessence-publishing.com on your „adblocker whitelist“ or deactivate your ad blocker software. Thanks.

More news

  
15. May 2024

Licht ins Laserlabyrinth

Quintessenz Zahnmedizin 5/2024 hat den Schwerpunkt „Laser in der Zahnmedizin“
14. May 2024

Fachleute für komplexe Erkrankungen des Zahnhalteapparats dringend benötigt

Universitätsmedizin Mainz erhält Zulassung als erste rheinland-pfälzische Weiterbildungsstätte zum Erwerb des Fachzahnarzttitels für Parodontologie
10. May 2024

„Gums rock! Keep them safe!“

Gum Health Day am 12. Mai nimmt die Generation Z in den Blick
8. May 2024

Neuer Masterstudiengang Orale Implantologie und Parodontologie an der Uni Mainz

Im Oktober 2024 startet das weiterbildende MSc-Programm „Personalized Oral Implantology and Periodontology“
24. Apr 2024

Erstmalige Ausschreibung: „PraxisAward Prävention“

BZÄK und CP Gaba setzen ihre Initiative fort – Schwerpunktthema 2024: „Mundgesundheit in der häuslichen Pflege“
24. Apr 2024

Kombi-Laser für die PDT und Weichgewebschirurgie

Neuer Blaulicht-Hochleistungslaser beinhaltet auch einen Rotlichtlaser – Laserschutzbeauftragten-Zertifikat durch Online-Schulung
23. Apr 2024

Drogenkonsum bei Jugendlichen – Risiken für die Allgemein- und Mundgesundheit

Neben der Aufklärung während der Prophylaxe-Sitzungen kann dentale Schadensbegrenzung betrieben werden
17. Apr 2024

Deutsche Dentalhygiene-Awards für DH

DGDH, DG Paro und Philips zeichnen eindrucksvolle Erfolge und Arbeiten von Dentalhygienikerinnen und Dentalhygienikern aus